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Pater Leppich - Buchnersches Palais

Willi Dürrnagel berichtet

Erinnern sie sich ?

Würzburg: Einmal an das "Buchnersche Palais" am Kaiserplatz (jetzt "C&A") und an Pater Leppich, das "Maschinengewehr Gottes", wie er auch genannt wurde. Pater Johannes Leppich gehörte dem Jesuitenorden an und starb am 7. Dezember 1992 im Alter von 77 Jahren. Auf dem Foto aus den 60/70er Jahren wurde er mit einem Spruchband in Würzburg angekündigt. Er war sehr bekannt und umstritten. Er predigte öffentlich und das Dach seines Autos war oft Leppichs Kanzel. Er griff die Wohlstandsgesellschaft und ein "verfettestes Christentum" an. Unzählige Zuhörer kamen zu seinen Ansprachen. Manche Bischöfe erteilten ihm Redeverbot. Er gab mehrere Bücher heraus. Darunter "Christus auf der Reeperbahn", "Menschen vor Gott. Erinnerung und Mahnung", "Meditationen auf dem Asphalt" und einige mehr.

 

Hier etwas aus meinem Manuskript "Führung Kaiserstraße" zum diesem herrlichen Palais.

Kaiserstraße 28 (C & A Bekleidungshaus) Das prominenteste Bauwerk der Baufirma Buchner in den ersten Jahren der Firma war das Buchnersche Palais, ein fünfstöckiger Bau im klassizistischen Stil, den Karl Buchner mit eigenem Kapital und auf eigenes Risiko 1877/1878 errichtete. 1876 herrschte Rezession, und das Stammpersonal der Firma musste über den Winter 1876 gebracht werden. Am 20. Dezember ging folgender Antrag an den Würzburger Magistrat: "Der Andrang vieler arbeitsloser Arbeiter veranlassen ergebenst unterzeichneten zum Gesuch um Genehmigung der Erdarbeiten an den von ihm an der Kaiserstraße erworbenen Bauplätzen. Auf baldige Genehmigung hoffend, verbleibt in Hochachtung ergebenst. Fr. Buchner".

 

Dass auch der Stadt der Ernst der Lage bewusst war, zeigt die Tatsache, dass bereits zwei Tage später die Genehmigung vorlag. Die Erdaushubarbeiten auf dem Areal zwischen Kaiser- und Bahnhofstraße begannen. Am 4. April 1877 wurden die Pläne zum Bau des Palais - neun Blätter in einer Mappe - zur Genehmigung eingereicht. Binnen eines Jahres stand der Rohbau. Das Palais mit der Adresse Kaiserplatz 1 war in drei Teile gegliedert, mit drei eigenen Eingängen und Treppenhäusern zur Hofseite. Zum Bahnhof hin zeigte das Haus seine repräsentative Seite. Aufwändige Bauplastik mit Säulen, prächtigen Kapitellen und Statuen. Ein Flügel öffnete sich nach Osten zur Bahnhofstraße, im Flügel nach Westen hin zur Kaiserstraße waren im Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht. Ein Geschoss hatte sechs Wohnungen mit 77 bis 161 Quadratmetern, pro Etage ergab sich eine Gesamtwohnfläche von 712, im ganzen Gebäude von gut 3500 Quadratmetern. Das ganze Palais mit Keller und Dachausbildung brachte es auf etwa 25 000 Kubikmeter umbauten Raums. Das Gebäude blieb bis zu Karl Buchners Tod 1893 in dessen Besitz und ging dann an seine Witwe Therese, die mit ihren Kindern wieder in ihre Geburtsstadt München zog.

 

1922 verkaufte sie das Palais an die Deutsche Bank, den Erlös fraß freilich die Inflation zum großen Teil auf. Dem prachtvollen Bau, der dem Reisenden nach seiner Ankunft auf dem Bahnhofsvorplatz gleich einen urbanen Eindruck von der Stadt vermittelte, war keine lange Geschichte beschieden. In der Bombennacht des 16. März 1945 brannte er aus, doch die Außenmauern bleiben stehen. Das Palais wurde zunächst - reduziert um ein Stockwerk - wiederhergestellt, das Ende kam jedoch, als das Bekleidungshaus C&A das Gebäude kaufte. Trotz heftiger Proteste von Fachleuten und aus der Bevölkerung wurde das Palais im Oktober und November 1971 abgetragen. Heiner Reitberger hat die städtebauliche Entwicklung, die sich auch in diesem Beispiel zeigt, treffend formuliert: Vor dem Krieg sei Würzburg eine kleine Großstadt gewesen, hinterher nur mehr eine große Kleinstadt.

 

Herzliche Grüße

Ihr Willi Dürrnagel

 

Auf den Fotos ist das sogenannte "Buchnersche Palais" zu sehen. .