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Drei Orgeln an einer Schule – Würzburg ist um eine Besonderheit reicher

Neue, selbstgebaute Orgel am Grünewald-Gymnasium

Würzburg: Drei Jahre lang arbeiteten sechzehn Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte in ihrer Freizeit, um aus einer defekten Üborgel ein neues Instrument mit rund 400 Pfeifen in zehn Registern auf zwei Manualen zu bauen. Jetzt war Einweihung.

 

Beim Umzug des Matthias-Grünewald-Gymnasiums 1970 in die heutigen Gebäude am Zwerchgraben wurde auch die alte pneumatische Orgel von der Kapelle des Deutschen Gymnasiums am Wittelsbacher Platz zu ihrem neuen Standort transportiert. An diesem klang die Orgel jedoch extrem laut und sehr dumpf; der Raum war schließlich um ein Vielfaches kleiner als die alte Kapelle. Zudem war die Orgel sehr störanfällig, bis sie im Juli 2014 endgültig ausfiel.

 

Daher regte der damalige Direktor, OStD Walter Neubeck, an, eine neue Orgel aus den vorhandenen alten Teilen herzustellen. So baute das Amateur-Orgelteam des MGG mit rund zwanzig Leuten die alte Orgel ab, arbeitete die Windladen um, stellte die pneumatische Technik auf die zuverlässigere elektrische um, verkaufte zu starke Pfeifen und erwarb dafür schlankere Second-Hand-Pfeifen. Der Spieltisch wurde komplett neu entworfen und gebaut. Gesteuert wird er mittels eines Mikrocontrollers, den das Team selbst programmiert hat. Die Intonation, also die Einstimmung der Pfeifen auf den Raum, übernahm ein Profi, Orgelbaumeister Giovanni Crisostomo aus Königheim.

 

Die neue Orgel bietet gegenüber der alten viele Vorteile: Zum einen ist ihr Klang leise und schlank geworden, obwohl sie mit ihren zehn Registern wesentlich mehr Klangmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Dabei konnte der Platzbedarf des Instrumentes durch die Neuordnung fast um die Hälfte reduziert werden. Insgesamt wurden etwa zwei Drittel der alten Orgel übernommen und umgearbeitet - eine Recycling-Orgel, damit im besten Sinne nachhaltig. Dabei stellten die Schülerinnen und Schüler ihr ganzes handwerkliches Geschick, aber auch theoretisches Wissen in Mathematik, Physik und Informatik unter Beweis.

 

Entstanden ist ein romantisches Instrument, welches die Orgellandschaft am MGG mit der Neobarock-Orgel im Kleinen Musiksaal und der dreimanualigen Universalorgel in der Kapelle des Internates um eine weitere Musikepoche bereichert. Dr. Sachse-Weinert, der jetzige Schulleiter, dankte denn auch Orgellehrer Rudolf Müller und allen Beteiligten für ihr Engagement: "Es ist unglaublich, mit welchem Enthusiasmus und mit welch unglaublichem Engagement hier in der Freizeit etwas geschaffen wurde, was meines Wissens in ganz Bayern, wenn nicht deutschlandweit einmalig ist: Wo sonst gibt es ein musisches Gymnasium, das voll Stolz drei Orgeln sein Eigen nennen kann? Bedenkt man zudem, dass erst Anfang Dezember 2017 Orgelbau und Orgelmusik in die UNESCO-Liste des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurden, dann liegt unsere Schule hier voll im Trend, ja ist quasi Trendsetter. Ich wünsche uns noch viele gemeinsame Orgelkonzerte, zu denen ich bereits jetzt die Würzburger herzlich einlade."