Würzburg: Die ältesten Theateranfänge in Würzburg gehen auf die Jesuiten zurück. Einige Fürstbischöfe richteten selbst Bühnen ein und unterhielten ein Orchester und Sänger. Auch fremde Komödianten gastierten in Würzburg, wenn sie die Erlaubnis dazu erhielten. Eine große Rolle in der Geschichte des Würzburger Theaters spielte das Stift St. Anna. Bereits 1750 von Balthasar Neumann erbaut, befand sich das adelige Damenstift in einem schönen Barockbau "Auf dem Graben", der jetzigen Theaterstraße, bis zu seiner Aufhebung 1803. 1683 bzw. 1690 hatte die Gräfin Maria von Dernbach in Würzburg für das sittsame Zusammenleben adeliger Damen ein adliges Damenstift zur hl. Anna errichtet, das 1725 zunächst in der Domerpfarrgasse 12 im Haus (mit Kapelle) zur goldenen Pforte untergebracht war.
In diesem Stift verbrachten ältere und jüngere Fräulein von Adel ein Dasein stiller Beschaulichkeit. Balthasar Neumann wurde 1749 beauftragt, für die Damen des Stifts ein neues Heim zu errichten und baute für sie das Gebäude. Äbtissin war zu dieser Zeit Eva Theresia Gräfin Schönborn. Ein halbes Jahrhundert waren die Stiftsdamen in dem schönen Bau, bis sie durch die Säkularisation 1803 ihre Heimat an den Staat verloren.
Der bayerische Staat verkaufte das Haus im Jahre 1804 für 23 000 fl. an den Grafen Julius von Soden. Er bemühte sich um die Erlaubnis, in Würzburg ein Theater zu errichten, die ihm nach langen Bemühungen auch erteilt wurde - er konnte eine Schaubühne in dem erworbenen Gebäude eröffnen. Nach einem großzügigen Umbau unter Leitung des Hofbaudirektors und Ingenieur-Hauptmanns Johann Andreas Gärtner konnte am 3. August 1804 das Theater eröffnet werden. Als Eröffnungsvorstellung wurde gegeben: "Stille Wasser sind tief", ein englisches Lustspiel nach Schröder. Das neue Theater erhielt eine elliptische Form. Es hatte zwei Logenreihen und eine Galerie. Das Theater war für 700 bis 800 Zuschauern berechnet. Graf von Soden übergab das Theater am 28. Februar 1805 an seinem Schwiegersohn, Friedrich Freiherrn von Münchhausen. Auch ein Kasino (später Theater-Restaurant), mit welchem Hofkonditor J. G. Bevern mit Genehmigung der kurfürstlichen Landesdirektion ein "Cafe noble für jeden Gesitteten aus allen Ständen" errichtete, hatte dort Platz. Baron Münchhausen, der Schwiegersohn und Nachfolger des Grafen Soden, ließ im 1. Stock einen Ballsaal einrichten.
Ursprünglich lautete der Name des Theaters von 1804 bis 1806 Churfürstlich privilegierte Nationalbühne. 1806 Churfürstliches Hoftheater, 1806 bis 1808 Großherzogliches Hoftheater, von 1808 bis 1814 Großherzoglich privilegirte Schaubühne, 1814 bis 1825 Königlich bayerisch-priviliegirte Schaubühne, 1825 Königlich bayerisch privilegiertes Theater.1832 wurde das Theater gründlich renoviert und es wurde ein großer Theatersaal gebaut.
Auch der Geigenvirtuose Niccolo Paganini gab am Würzburger Theater ein Gastspiel und 1833/1834 war Richard Wagner als "Choreinstudierender" am Würzburger Theater. Hier komponierte und vollendete er die Oper "Die Feen", sein Erstlingswerk. Sein Bruder Albert war von Oktober 1830 bis Mai 1841 am hiesigen Theater als Schauspieler und Sänger. Richard Wagner wohnte zuerst in der Unteren oder Hinteren Kapuzinergasse, der heutigen Huebersgasse und dann hinter dem Theater in der Lochgasse, die 1856 für die Schrannenhalle beseitigt wurde (jetzige Spiegelstraße). Das heutige Haus Kapuzinerstraße 7 mit dem Hinweis auf Wagner trägt die Bezeichnung zur Unrecht.
Ab dem 2. Oktober 1837 trug die Bühne, die bis dahin häufig wechselnde Direktoren aufwies, den Namen Würzburger Stadttheater. Durch Vertrag vom 7. Februar 1843 ging das komplette Theatergebäude aus dem Besitz der Witwedes Freiherrn von Münchhausen schließlich vertraglich in das Eigentum der Stadt Würzburg über. Vorher war das Würzburger Theater weder staatlich noch städtisch - es war ein privates Unternehmen. Von nun an war die Stadt Besitzerin und Verpächterin des Theaters. 1837 gab es erstmals einen Theaterzettel des Schauspiels "Griseldis" mit der Bezeichnung "Würzburger Stadt-Theater".1846 wurde die technische Ausstattung neu eingerichtet und auch der Bühnenraum. Einen glücklichen Aufschwung brachte die Ära von Eduard Reimann und Otto Reimann (1906 bis 1914). Eduard Reimann war über 28 Jahre Theaterdirektor - von 1870 bis zu seinem Tode 1898 in Würzburg.
Die Inflation macht auch dem Würzburger Theater schwer zu schaffen - der Opernbetrieb musste 1923 und auch 1930 eingestellt werden. Sehr erfolgreiche Intendanten und Theaterleiter waren Heinrich K. Strohm und Paul Smolny. Proteste gab es beim zweiten Gastspiel der hebräischen Bühne "Habima" aus Moskau 1930. Davor, 1926, war Richard Strauß hier und dirigierte seine Oper "Ariadne auf Naxos". Beim Bombenangriff des 16. März 1945 wurde das Theater zerstört.
Ende 1945 war es dann Hans Scherer, der eine private "Würzburger Bühne" gründete. Die Vorstellungen waren in einem ehemaligen Reichsarbeitsdienstlager, im "Wintersheim" in Heidingsfeld. Die Turnhalle des Lehrerseminars am Wittelsbacherplatz beherbergte ab 1948 das "Theater am Wittelsbacherplatz". Zu nennen sind aus dieser Zeit besonders Frederico Wolf-Ferrari und Ernst Kuhr, der im Gasthof "Zur Sonne" in der Bahnhofstraße die "Würzburger Kammerspiele" leitete. Hier und am Wittelsbacher Platz hatte Ernst Kuhr auch Gustav Gründgens zu Gast.
Am 5. Mai 1955 wurde vom Würzburger Stadtrat der Beschluss gefasst, das neu zu erbauende Theater auf dem Gelände des ersten Bahnhofs, der späteren Ludwigshalle, zu errichten. 1962 war der erste Spatenstich und ein Theaterbauverein sorgte für zusätzliche Gelder. Architekt war der Dortmunder Hans-Joachim Budeit, der das Haus für 739 Besucher plante, zusätzlich die Kammerspiele mit 92 Plätzen. Der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel eröffnete das neu erbaute Theatergebäude am 4. Dezember 1966 mit Richard Wagners "Meistersinger". Heute hat das Haus den Namen "Mainfranken Theater Würzburg".