SCHWEINFURT
Es sollte das beste Jahr für das ehrenamtlich geführte Deutsche Bunkermuseum in der Schweinfurter Ernst-Sachs-Straße werden. „Bis März 2020 hatten wir so viele Buchungen für die 90-minütige Erlebnisführung, wie zuvor noch nie“, erinnert sich Kurator und Betreiber Nils Brennecke. Dann aber kam Corona und der Museumsbetrieb unmittelbar zum Stehen. „Wenn du siehst, wie es jeden Tag weniger Termine in deinem Kalender werden, dann wird’s dir ganz anders“, beschreibt seine Frau Petra das Gefühl.
Das Museum, das sich intensiv mit dem Luft- und Zivilschutz in den Epochen Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg beschäftigt, hatte viel vor: Öffnung für alle im April anlässlich des Kriegsendes in Schweinfurt 75 und 76 Jahre danach, mehrere Veranstaltungen für die Volkshochschule und die vielen Führungen für Firmen, Vereine und Familien – nichts geht mehr seit vergangenem Jahr. Zumindest fast nichts: „Letztes Jahr kamen dann doch noch eine Handvoll Gruppen. Und bis heute sind es in diesem Jahr ganze drei Gruppen.“ Die Brenneckes sind deprimiert, denn die laufenden Kosten werden nicht weniger. Und zu allem Übel muss investiert werden. Hygienemaßnahmen gilt es umzusetzen. „Und wären wir nicht gebeutelt genug, wurden uns die ersten zwei Anträge auf Unterstützung vom Staat abgelehnt“, erzählt Nils Brennecke. „Nicht antragsberechtigt“ lautete die Begründung. Dabei handelte es sich um einen Fehler im Antragsformular, der eine so genannte Einzelunternehmung einfach nicht vorsah. „Da hat auch das vorhandene Kreuzchen unter ‚Sonstige Firmierung‘ nichts geholfen“, sagt Nils Brennecke. Erst als sich die Brenneckes an die Bundestagsabgeordnete Dr. Anja Weisgerber (CSU) wandten, kam Bewegung in die Sache. Die setzte sich direkt mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, in Verbindung. Und nur wenige Tage darauf kam die Nachricht, die Brenneckes mögen doch bitte ein weiteres Mal ihren Antrag für das NEUSTART KULTUR Förderprogramm für private Museen stellen. „Mit Erfolg“, freuen sich Nils und Petra Brennecke. Dieser Tage konnten die letzten Maßnahmen abgeschlossen werden. Die Besucherhygiene steht dabei im Vordergrund, Hinweise im Bunker, auf der Webseite und auf Flyern ergänzen das Engagement. Auch können nun Maßnahmen zur Besucherstromführung bei Großveranstaltungen realisiert werden – so denn sie wieder möglich sind. „Um ein Haar hätten wir zusperren können“, sagen die Brenneckes, die in ihrer Freizeit meist im Bunker werkeln und an der Ausstellung tüfteln.
„Nie wieder Krieg“ lautet das Motto des Brenneck’schen Engagements in ihrem Bunker von 1941. Möglichst viele Menschen jeden Alters wollen sie damit das ganze Jahr über erreichen. „Auch wenn wir aktuell keine Großveranstaltung machen dürfen und Besuchergruppen nur bis 20 Personen anstelle von 40 in den Bunker lassen - wir machen weiter!“ Im Rahmen der Ausstellung zum Kalten Krieg soll jetzt das Thema Eiserner Vorhang, also die innerdeutsche Grenze, angegangen werden. Erste Investitionen sind bereits getätigt – „aber um weiter bauen zu können, fehlt es noch an Mitteln.“Nils und Petra Brennecke geben nicht auf und hoffen auf bessere Zeiten, auf Spender und Besucher. „Denn was gibt es Sinnvolleres, als den Menschen – grade in dieser Zeit – zu zeigen, wie schrecklich der Krieg sein kann?“