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Mit Gänsekiel und Drachenblut einzigartige Kunstwerke geschaffen

Ausstellung „KLOSTER erLeben“ wieder vom 24. Februar bis 17. Juni

 Schwerpunkt Bücher und Buchherstellung im Mittelalter / Rahmenprogramm für jedes Alter / Führungen

 

Zu einer spannenden Reise ins Mittelalter lädt das Kloster Wechterswinkel wieder vom 24. Februar bis 17. Juni unter dem Motto „Kloster erLeben“. Auf Initiative der Kulturagentur Rhön-Grabfeld entführt die diesjährige Sonderausstellung Besucher in eine mittelalterliche Schreibstube. Im sog. Skriptorium erfahren Zeitreisende, wie unglaublich aufwändig die Buchherstellung früher war. Rund um die Schau „Von Gänsekiel und Drachenblut“ gibt es ein buntes Rahmenprogramm für Groß und Klein.

 

Wollte man im Mittelalter, vor Erfindung des Buchdrucks, ein Buch vervielfältigen, musste es mit der Hand abgeschrieben werden. Vor dem 13. Jahrhundert entstanden fast alle Bücher in Klöstern. Große Klöster besaßen ein Skriptorium, eine Schreibstube. Hier erstellten und vervielfältigten Schreiber und Buchmaler die wertvollen Werke, wie Dr. Astrid Selinger, Kuratorin und Spezialistin für das Mittelalter, bei der Eröffnung eindrucksvoll ausführte. In der mit Wandmalereien, Fototapeten und vielerlei Expona-ten inszenierten Schreibstube im Kloster Wechterswinkel können Besucher erahnen, wie schwierig und langwierig der Prozess einer Buchherstellung war. Demzufolge war jedes Buch von immensem Wert und galt als Kunstschatz.

 

In den ideenreich ausgestatteten Vitrinen sind die Rohstoffe für Papier und Farben sowie die Werkzeu-ge der Schreiber und Illustratoren zu bewundern. Geschrieben wurde auf Pergament, das aus Tierhäuten gewonnen wurde. Die wertvollen Seiten wurden mit einem Einband aus Holzdeckeln geschützt. Dieser wurde oft reich verziert. Die Farben gewannen die Schreiber und Buchmaler in komplexen Vorgängen aus natürlichen Rohstoffen wie Drachenblut (aus der indischen Drachenpalme). Als Schreibgerät diente der starke Federkiel z.B. von Gänsen oder Schwänen. Weiterhin gehörten Griffel, Schreibermesser, Tintenhörner und Blattgold zur Ausstattung der mittelalterlichen Schreibstuben. Die Bedingungen waren denkbar hart, die Stuben wegen der Brandgefahr eiskalt, es galt striktes Redeverbot, um Fehler zu vermeiden, der Arbeitstag dauerte zwölf Stunden. Manch Schreiber wies darauf in anonymen, versteckten Bemerkungen in den Büchern auf die Schwerstarbeit hin.

 

Die Schau im Kloster Wechterswinkel ist bis 17. Juni Mittwoch bis Sonntag und feiertags von 13 bis 17 Uhr geöffnet (mit KlosterCafé). INFO www.kloster-wechterswinkel-kultur.de

 

Führungen nicht nur beim Frühjahrsmarkt

Wer mehr über die Buchkunst des Mittelalters erfahren möchte, bucht eine Führung am Samstag, 10. März, Sonntag, 11. März (Frühjahrsmarkt) jeweils um 14:30 Uhr oder am Donnerstag, 12. April als Afterwork um 18:30 Uhr. Weiterhin sind Führungen auf Anfrage möglich.

 

Schreibwerkstatt für Kinder

Für Kinder bietet die Kulturagentur Rhön-Grabfeld eine mittelalterliche Schreibwerkstatt an. Unter dem Motto „Feder, Tinte und Co.“ erleben die jungen Teilnehmer in 90 Minuten, was es bedeutete, im Mittelalter auch nur eine Buchseite herzustellen. In einer echten Schreibwerkstatt gestalten die Kinder mit Gänsefeder, Tinte und Farben ihre eigene, kostbare Buchseite zum Mitnehmen. Termine sind 03. März, 04. April (Osterferien) sowie 05. und 30. Mai (Pfingstferien), jeweils um 14:30 Uhr (2 € pro Kind). Für Schulklassen gibt es Termine auf Anfrage.

 

Weitere Informationen:

Rhön GmbH, Spörleinstr. 11, 97616 Bad Neustadt, Tel.: 09771 /94-670 oder im Kloster Wechterswinkel, Um den Bau 6, 97654 Bastheim / Kloster Wechterswinkel, Tel.: 09773 / 89 72 62. <link http: www.kloster-wechterswinkel-kultur.de>www.kloster-wechterswinkel-kultur.de.

 

Hintergrund

Nur Mönche konnten damals Latein lesen und schreiben, fast alle Laien waren Analphabeten. Zu großen Klöstern gehörte auch eine Bibliothek, in der neben der Bibel die Schriften der Kirchenväter und antike Texte zu Philosophie, Literatur, Geschichte, Medizin und Naturkunde vorhanden waren. Nur die wohlhabenden Klöster konnten sich die teuren Materialien zur Buchherstellung, wie Pergament oder Farbpigmente, leisten. Arbeitskraft kostete im Mittelalter fast nichts, aber Rohstoffe und die aus ihnen hergestellten Materialien waren sehr teuer.

 

Im Christentum spielte das Buch eine tragende Rolle: „Im Anfang war das Wort“. Für die Gläubigen war das Wort Gottes in den Evangelien Schrift geworden. Das Buch war heilig, weil es eine überweltliche Botschaft enthielt. Das Christentum benötigte viele Bücher. Sie waren ein kostbarer Teil jedes Kirchenschatzes. In den Klöstern wurden Bücher nicht nur für die Messen, sondern auch für die Stundengebete der Mönche, ihre Gesänge und ihre Studien benötigt. Bei Neugründungen von Klöstern wurden Bücher kopiert. Predigermönche und Geistliche trugen kleine Andachtsbücher mit sich. Nach den Regeln Benedikts von Nursia waren die Mönche nicht nur zu Gebet und körperlicher Arbeit, sondern auch zu geistiger Tätigkeit verpflichtet. Dazu gehörte das Abschreiben gelehrter Texte. Schreiben war also für sie Gottesdienst.