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Tag der offenen Gartentür

Landkreis Kitzingen: „Nichts könnte für Amateurgärtner nützlicher sein, als die Ideen anderer zu sehen, das Gelingen, wie das Misslingen,“ stellte Vita Sackville-West schon 1947 fest. Die Gestalterin des Gartens von Sissinghurst, einem der berühmtesten englischen Gärten, und Gartenschriftstellerin, riet begeisterten Gärtnern so viele Gärten wie möglich sehen, um so viele praktische Tipps wie möglich zu bekommen, ganz abgesehen von der Freude des Besuchs selbst. Gartenschauen, meinte sie, wären voller bestens gepäppelter Pflanzen, um dem Blick der königlichen Familie an einem einzigen Nachmittag zu gefallen. In einem gewöhnlichen Garten dagegen sind Pflanzen so vielen Widrigkeiten ausgesetzt, sie müssen sich bewähren.

Heute, 75 Jahre später, ist dieser gute Rat wichtiger denn je. Viele Bilder wundervollster Gartenmomente sind in Büchern, Zeitschriften und im Internet festgehalten. Doch wie gärtnert es sich auf schwierigen Grundstücken, auf störrischen Böden, in trocken-heißem Klima, statt in südenglischer Milde? Am Sonntag, den 26. Juni 2022 laden bayernweit Gärten zum Besuch ein, vier davon im Landkreis Kitzingen, vier ganz unterschiedliche Gärten.

In Gnodstadt liegen die beiden größten Gärten nahe beieinander. Im Naturgarten von Werner Herbst erinnert vieles an Reisen in den Süden, wie große Steinformationen, aber aus Sandsteinblöcken aus dem benachbarten Steinbruch.

Brigitte und Rainer Stumpf sind selber leidenschaftliche Gartenbesucher. Sie verwandeln seit über 4 Jahrzehnten einen abschüssigen Hang in eine ganz eigene Welt. Wasserläufe, Teiche und ein See zum Baden durchziehen ein Meer aus Pflanzen, kein Fleckchen Erde ist unbedeckt. Viele Pflanzen sind groß und üppig, Zeichen der vielen Jahre, die sie schon wachsen dürfen, aber auch als wirksames Mittel gegen weniger beliebte Kräuter wie den Giersch, den die Großstauden eindämmen. Der Garten ist gerahmt von großen Bäumen, in die wiederum Kletterpflanzen wachsen. Über die Jahre haben sich auch die Pflanzensammlungen vermehrt, wie die Hanfpalmen, die Schmucklilien und die Zitrusfrüchte. Die Orangen und Zitronen werden geerntet und Marmelade gekocht, in der eigenen Gartenküche. Die unzähligen Wege, auch Treppen, durch den Garten sind schmal und daher nicht barrierefrei.

Ulrike und Oskar Münzer in Mainbernheim gärtnern direkt in einem aufgelassenen Steinbruch. Längst haben sich Bäume, Sträucher und Blumen den Ort zurückgeholt. Verschiedene Ebenen geben dem Garten eine große Weite. Mit der Zeit ist ein Gleichgewicht entstanden zwischen dem, was sich die beiden Gärtner wollten, und dem, was vor Ort wachsen wollte. Das Beobachten des Tier- und Pflanzenlebens macht nun einen guten Teil des Gartengenusses aus.

Anita Krämer-Gerhard hat einen Küchengarten im Innenhof der Kartause in Volkach- Astheim belebt, neben weiteren Gärten um die Volkacher Altstadt. In Astheim pflegt sie einen Nutzgarten, der überbordet mit vielen Gemüsesorten, Blumen und Kräutern. ImInnenhof der Kartause finden gleichzeitig Aktionen für Ärzte ohne Grenzen statt und die Initiative „Solidarische Landwirtschaft“ präsentiert sich. Veit Plietz bietet Pflanzenraritäten zum Kauf an.

Zusätzlich können zwölf weitere Gärten ganzjährig im Internet unter www.kitzingen.de/offene-gartentuer besucht werden. In den beiden letzten Jahren ließ sich Kreisfachberaterin Mechthild Engert erzählen, was die Gärtnerinnen und Gärtner bewegt, vom kleinen Vorgarten bis zum letzten Garten .


LISTE DER GÄRTEN IM LANDKREIS
1 Naturgarten Werner Herbst Gnodstadt
Am Steinbruch 29, 97340 Marktbreit-Gnodstadt
10 bis 17 Uhr
Vor ca. 20 Jahren startete auf Ackerland der heutige Naturgarten mit ca. 1.800 m² Fläche. Der Garten umfasst Lebens- und Nutzungsräume mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Kräuter- und Gemüsegarten am Haus, Freizeitbereich für Sport und Spiel, Senkgarten eingefasst von Sandsteinfelsen und Gräsern, bunte Staudenbeete und Wiese bieten viele sonnige und schattige Plätzchen zum Verweilen.

2 Rainer und Brigitte Stumpf Gnodstadt
Am Frauenbrunnen 20, 97340 Marktbreit-Gnodstadt
10 bis 17 Uhr
Unser 3.000 m² großer Garten ist terrassenförmig angelegt mit vielen Bruchsteinmauern, einem Backhaus und einer Außenküche. Prägend ist der alte, insektenfreundliche Strauch- und Baumbestand, dazu viele Staudenbeete, Rosen und Päonien. Eine vernetzte Teichlandschaft, einschließlich Schwimmteich und Badehäuschen. Pflanzliche Besonderheiten sind unter anderem vier ausgepflanzte Hanfpalmen, eine Zitrussammlung und zahlreiche exotische Kübelpflanzen. Ein Gemüsegarten mit Beeren und Obstbäumen versorgt die Familie. Bitte Parkplätze kurz nach der Einfahrt zur Straße »Am Frauenbrunnen« nutzen, Garten Stumpf und Garten Herbst liegen 3 Gehminuten auseinander. 

3 Ulrike und Oskar Münzer Mainbernheim
10 bis 17 Uhr
Über drei Jahrzehnte entwickelte sich der Garten aus einem ehemaligen Steinbruch. Nicht immer wollte jeder Gartenplan gleich gelingen, über die Jahre wurde ein guter Ausgleich zwischen Eingreifen und Machenlassen gefunden. Immer blüht etwas. Der Garten ist attraktiv für die eigenen Bienenvölker, aber auch für Wildbienen, viele andere Insekten und Gartenvögel. Viele kleine und größere Skulpturen bevölkern den Garten zusätzlich. Rödelseer Straße 10, 97350 Mainbernheim Als »Großer Wohn- und Nutzgarten mit kleinen Skulpturen« ist der Garten auch online unter www.kitzingen.de/offene-gaerten besuchbar. Tipp: Die Grabengärten, die historischen Nutzgärten vor der südwestlichen Stadtmauer von Mainbernheim, laden immer zu einem Besuch ein.

4 Garten an der Kartause Astheim
vor Kartäuserstraße 14, 97332 Volkach-Astheim
11 bis 17 Uhr
Üppiger Nutzgarten mit vielen Gemüsesorten, Blumen und Kräutern, direkt neben dem ehemaligen Priorat der Kartause Astheim. Gleichzeitig Aktionen im Innenhof der Kartause: für Ärzte ohne Grenzen
- Abgabe von Pflanzen aus dem Garten, gegen Spende und
- Verkauf von selbst gebundenen Weidenkörben und handgestrickten Socken aus selbst gesponnener Schafwolle, »Solawi Kitzingen«, Solidarische Landwirtschaft Depot Volkach, stellt sich vor, kühle Getränke.
Veit Plietz bietet Pflanzenraritäten zum Kauf an. 

Bitte Parkplätze unterhalb der Mainbrücke nutzen, und den Hinweisschildern folgen, 3 Gehminuten bis zum Innenhof der Kartause.