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Warum wir Bräuche brauchen

Osterzeit reich an alten und neuen Traditionen – Aktion des Landesvereins für Heimatpflege

München:Heilige Gräber, Karfreitags-Ratschen, Osterhasen – Karwoche und Osterzeit stecken voller alter und wieder entdeckter Bräuche. Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege sammelt und erfasst sie. In seiner Aktion „Mein liebster Brauch“ ruft er die Menschen zum Mitmachen auf.

Besonders spannend findet Michael Ritter, Brauch-Referent beim Landesverein, die Tatsache, dass es bei den Bräuchen immer wieder Trends gibt – obwohl doch landläufig die Auffassung herrscht, es handle sich immer um uralte Traditionen. „Die Heiligen Gräber haben in mehreren katholischen Pfarreien derzeit wieder Konjunktur“, sagt Ritter. Sie seien nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil fast verschwunden gewesen. „Die Kulissen für diese Inszenierungen werden vielerorts auf Dachböden entdeckt, entstaubt und wieder aktiviert. Interessant ist hier die gegenläufige Entwicklung zum gesamtgesellschaftlichen Trend, der ja in Richtung Verweltlichung und Abkehr von den traditionellen Kirchen geht.“ Auch das österliche Schmücken von Brunnen breitet sich seit ein paar Jahrzehnten über ganz Deutschland aus. Eine durch und durch säkulare Brauchfigur sei der Osterhase, der sich im 20. Jahrhundert flächendeckend gegen vormals andere Tiere wie den Gockel, den Fuchs und den Storch als Ostergeschenkegeber durchgesetzt hat.

„Wir hoffen, dass bei der Aktion ,Mein liebster Brauch‘ viele Menschen mitmachen. Wir wollen möglichst viele alte und neue Bräuche entdecken“, sagt Dr. Rudolf Neumaier, der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege. „Die meisten Bräuche funktionieren nur in einer größeren Gemeinschaft. Damit beschwören sie einen Geist: den Gemeinschaftsgeist. Und sie stiften für die Beteiligten das, was man als ‚Corporate Identity‘ bezeichnen darf.“

Unter www.brauchwiki.de/lieblingsbrauch können Interessierte ihre Bräuche eintragen und Preise gewinnen. Michael Ritter selbst will am Ostersonntag seinen Lieblingsbrauch einstellen: das Osterfrühstück. Er hat nämlich sehr konsequent gefastet und freut sich auf das gebackene Osterlamm aus dem Osterkorb.

Monheim in Schwaben, 1951. Die Bildberichterstatterin Erika Groth-Schmachtenberger schreibt: „Die Ministranten mit den alten Ratschen haben es am Gründonnerstag und Karfreitag mittags recht wichtig, um der Bevölkerung klar zu machen, dass man das ‚Ave Maria‘ nun beten muss.“ Foto: by Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V., Historisches Archiv.