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Würzburg: " Hotel Schwan "

Willi Dürrnagel berichtet

Würzburg: Auf der Fläche des jetzigen Wöhrl-Kaufhauses wurde 1528 das bischöfliche Mauthaus errichtet. Anschließend entstand 1584 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ein neues Gebäude, das spätere "Hotel zum Schwan". Der älteste Teil des Hotel war ein turmartiger Mittelbau mit dem wappengeschmückten Giebel, das einstige Spiegeltor, welches nach Beschluss des Würzburger Rates vom 18. Mai 1584 anstelle eines älteren Tores gleichen Namens aus städtischen Mitteln errichtet wurde. Die Wappen waren die der Bauherren, also von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, Dompropst Neidhard Adrian von Thüngen und Domstiftssenior Erasmus Neustetter, genannt Stürmer. Schon damals bestand seit einer Reihe von Jahren im Nachbarhause in der Ecke am Spiegeltor der Gasthof "Zum weißen Schwan", als dessen Wirt die Akten Sebastian Schreck nennen. Laut einer Urkunde vom 1. September 1576 pachtete er noch das neben seiner Behausung gelegene Eichhäuslein für einen Jahreszins von 1 Gulden vom Rate der Stadt Würzburg. 1607 starb er und wurde am 3. November in oder neben der Franziskanerkirche beerdigt.

 

Seine Witwe führte die Schwanenwirtschaft weiter und im Februar 1614 boten ihre Erben der Stadt Würzburg die Behausung zum Preise von 1200 Gulden auf Ziel und Zeit oder 1000 Gulden gegen bar zum Kaufe an. Der Rat war gleich geneigt zuzugreifen, "weil sie dem Spiegeltor gar wohl gelegen war" und erwarb sie nach kurzem Handeln um 800 Gulden. Die Stadt nahm eine Restauration der baufälligen Gebäulichkeiten vor und verpachtete dann die Wirtschaft. Die Wirren des Dreißigjährigen Krieges machten dem Betrieb ein Ende. Es mangelte dem Schwanenwirt Zink an zahlungsfähigen Gästen. 1643 klagte ein Pächter, dass der gemeine Mann und sonderlich die Flößer in die Heckenwirtshäuser und andere Winkel gehen, so dass er im Schwanen kaum einen Eimer Wein im Vierteljahr ausschenkte.

 

Als im August 1658 Kaiser Leopold I. nach seiner Krönung in Frankfurt nach Würzburg kam, konnte der Wirt nur "vier gerichte Betten und Stallung für zwei Pferde" zur Verfügung stellen. Nachdem 1664 ein grundlegender gründlicher Umbau des Hauses durch Sebastian Villinger erfolgt war, der fast ein Neubau war, wurde es neuerdings durch die Stadt verpachtet, ohne dass aus dem Pachtschilling ein Vorteil zu erzielen gewesen wäre, weil er sehr oft nicht bezahlt wurde und von den Wirten nicht zu erhalten war. Keiner der Pächter blieb lange. 1681 wurde das Wirtshaus für 2000 Reichsthaler an den Hofmetzger Bornschlegel, Bruder eines Stadtrats, verkauft. Dieser kaufte ihn für seinen Sohn Johann Adam, der an der Büttnerstraße einen sechseckigen Turm errichten ließ und mit seinem Wappen schmückte.

 

Im Laufe der Zeit ging das Hotel durch verschiedene Hände. Besonders im achtzehnten Jahrhundert soll es so berühmt gewesen sein, dass selbst Fürstlichkeiten dort abstiegen, wenn sie durch Würzburg kamen. Von 1852 an war der Landwehr-Bataillons-Kommandant Zier Besitzer des Schwanen, ein stattlicher Mann und stets lief die ganze Büttnergasse zusammen, wenn er sich in voller Ausrüstung auf sein Schlachtross schwang. Am 12. Februar 1872 erwarb Johann Michael Kißkalt aus Nürnberg, dessen Tochter eine bekannte Malerin in Würzburg war, das Gasthaus. Da Kißkalts ältester Sohn Professor für Hygiene, sein zweiter Sohn Generaldirektor der Münchener Rückversicherung wurde, übergab er das Hotel 1909 seinem dritten Sohn Gustav.

 

Wie Werner Dettelbacher schreibt, war das elegante Restaurant mit Terrasse der "Treffpunkt der besten Gesellschaft". Zimmer und Appartements waren mit Privatbädern ausgestattet, die Stockwerke mit dem elektrischen Aufzug zu erreichen. Ein Frisiersalon "I. Ranges" befand sich im Haus, dessen Haupteingang an den Main verlegt wurde. Der Hotelomnibus fuhr zu allen D-Zügen an die Bahn, und im Sommer fuhren Motorboote direkt vom Hotel aus nach dem Steinbachtal, nach Heidingsfeld und Randersacker. Der alte Gasthof wurde immer mehr das Ziel der Fremden, besonders im 19. Jahrhundert. In seinem Gästebuch standen die Namen berühmter Persönlichkeiten. 1937 verschwand die Inschrift "Hotel au cigne - Gasthaus zum Schwan" und die damalige Deutsche Arbeitsfront (DAF) hielt dort Einzug, bis die Bomben den alten Bau dem Erdboden gleich machten. Heute befindet sich dort bis zur Alten Mainbrücke ein Konfektionshaus. 

Fotos: by Willi Dürrnagel