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Zu Allerheiligen und Allerseelen einige Fotos vom Würzburger Hauptfriedhof

Noch etwas zum Ölberg auf dem Hauptfriedhof aus meinem Führungsmanuskript Hauptfriedhof: Friedhof - Ölberg

Würzburg: Der Ölberg ist in einem von vier vom Residenzbau übrig gebliebenen Säulen getragenen, offenen Rundtempel mit geschweiftem Dach von BalthasarNeumann eingebracht.

 

Er wurde 1732 von Matthäus Kolb nach dem Plan von Balthasar Neumann geschaffen und wurde 1894 beim Abbruch des alten Landgerichtsgebäudes am Kürschnerhof durch Baumeister Eberlein in den städtischen Friedhof hier in die 7. Abteilung verlegt. Bereits 1825 war die Verlegung dieses Ölberges erwogen worden, aber wegen des Einspruches der Bürgerschaft damals unterblieben.

 

Mitten im alten Leichenhof, zwischen Dom und Neumünster, stand seit den Zeiten des Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn der Ölberg. Der Fürstbischof hatte mit dessen Errichtung ein Gelöbnis seines Bruders und Vorfahren auf dem bischöflichen Stuhl, Johann Philipp Franz von Schönborn, erfüllt.

 

Anderthalb Jahrhunderte stand der Ölberg dort inmitten des Platzes. Er bildete später, - zusammen mit einigen eingemauerten Grabmonumenten am äußeren Nordschiff des Domes -, das einzige Erinnerungszeichen an die einstige Bestimmung und den früheren Zweck dieser Stätte.

 

"Und wenn in den Novembernächten während der Allerheiligen-Oktav auf dem Ölberg die kleinen Talglichter flammten und züngelten, wenn in dem weiten, dunklen Raum um den Ölberg andächtige Beter ihrer Toten fromm gedachten, dann waren das feierliche Momente. Sie verliehen auch im 19. Jahrhundert noch dem Hof eine geheimnisvolle Weihe", so eine frühere Beschreibung.

 

Der Ölberg war ein steinernes "Memento mori", mitten in der Stadt. Man hat dann den unbequemen Mahner weg versetzt und ihm im neuen Friedhof, seiner Bestimmung entsprechend, einen neuen Platz angewiesen.

 

Die Höhe ist ca. 10 Meter, der Durchmesser ca. 6 Meter.

Mit gestaffelten Schichtplatten ist ein Felsen dargestellt, an dessen Fuß die drei Jünger schlafend sitzen, während auf dem teilweise überhängenden Gipfel dem davor betenden Christus ein Engel erscheint.

 

Die Figurengruppe ist die Kopie des Ölbergs, der bis 1894 auf dem Leichhof zwischen Dom und Neumünster stand - die Originale von Johann Wolfgang van der Auwera sind im "Paradies" der Burkarder Kirche eingestellt.

 

Die Kopien wurden von verschiedenen Künstlern geschaffen -
Bildhauer Fritz Kröner schuf die Figur des Johannes, nach seinem Tod fertigten junge Bildhauer die beiden anderen Apostel für seine Werkstatt-
Unter der Hand von Georg Schneider entstand der betende Christus, Bildhauer Josef Amann kopierte die Engel.

 

Allgemein über Ölberge

Der Ölberg, dessen Motiv erstmals in Italien im 4. Jahrhundert und ab der ottonischen Zeit auch in Deutschland aufgetreten war, hatte in Franken und auch und Schwaben seinen Bauhöhepunkt im späten 15. Jahrhundert.

 

Der Übergang vom gemalten zum vollplastischen Ölberg vollzog sich über die gotische Reliefdarstellung des 14. und 15. Jahrhunderts, wie wir sie innerhalb Unterfrankens noch an der zwischen 1397 und 1520 erbauten Königsberger Stadtpfarrkirche und der nach 1452 errichteten Haßfurter Spitalkapelle sehen können.

 

Ab Mitte des 15. Jahrhunderts bildete sich endgültig die vollplastische Form heraus, die mit wenigen Ausnahmen bis ins 19. Jahrhundert vorherrschend blieb. Dargestellt ist meistens die bei Lukas 22, 39-45 beschriebene Szene, doch weisen einige Exemplare wie Frickenhausen, Hopferstadt und Zeubelried insofern vom allgemeinen Schema ab, als Jesus nicht der Engel mit dem Leidenskelch erscheint, sondern Gottvater selbst.

 

Da sich im Mittelalter bis auf wenige Ausnahmen innerörtliche Friedhöfe nur an Pfarrkirchen und Klosterkirchen, nicht aber an Filialkirchen oder anderen sakralen Gebäuden befanden, wurden auch die Ölberge an die Pfarrkirchen platziert. Sie stellen das Symbol für Jesu Todesangst und gleichzeitig für seine Wiederaufstehung dar. Die Verbindungsfunktion des Ölbergs zwischen Kirche und Friedhof wird dadurch deutliche. Ölberge sind somit in ihrem Ursprung nach überwiegend Friedhofsbauten gewesen, auch wenn sie heute nicht immer mehr dort stehen. In einzelnen Fällen nutzte man sie als Grablegen.

 

Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen Tag

 

Ihr

Willi Dürrnagel