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Der Arbeitsmarkt im Juli

Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt

Schweinfurt: Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt Der Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön entwickelte sich bis zuletzt sehr günstig. Allerdings ließ die Dynamik saisonüblich im vergangenen Monat auf sehr hohem Niveau etwas nach. Im Juli waren 7.385 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 254 Personen mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,0 Prozent. Gegenüber dem Vormonat hat die Arbeitslosigkeit zwar geringfügig um 0,1 Prozentpunkte zugenommen, dies war für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Mitursächlich für den leichten Anstieg im Juli ist die Personengruppe der unter 25-Jährigen. Hier stieg die Zahl um 188 arbeitslos gemeldete Personen im Vergleich zum Vormonat an. "Erfahrungsgemäß steigen die Arbeitslosenquoten im Juli und August kurzfristig an, da Jugendliche ihre Ausbildung beenden und teilweise Einstellungen bis in den Herbst zurückgestellt werden und im Juli die Sommerpause auf dem Arbeitsmarkt beginnt", erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Schweinfurter Agentur für Arbeit. Im Vorjahresmonat wurden 656 arbeitslose Menschen weniger gezählt und die Arbeitslosenquote lag mit 2,7 Prozent deutlich niedriger. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es Monat für Monat viel Bewegung. Dies spiegelte sich im Zugang aus Beschäftigung und bei den Arbeitsaufnahmen wider. Im Juli meldeten sich 670 Menschen in Erwerbstätigkeit ab. Die Zugänge aus Erwerbstätigkeit in Arbeitslosigkeit lagen mit 876 Personen merklich höher.

 

Kurzarbeit auf niedrigem Niveau - leicht rückläufige Antragszahlen

Die Zahl der Betriebe, die für ihre Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet hatten, sank leicht von 25 auf 23 Betriebe, ebenso die Zahl der betroffenen Personen um 42 auf 441 Arbeitnehmer. Vor einem Jahr waren die Zahlen bereits auf einem niedrigen Niveau angesiedelt. Im Juli 2018 hatten 11 Betriebe mit 76 Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt.

 

Unterbeschäftigungsquote unverändert bei 4,1 Prozent

Die Arbeitsmarktstatistik erfasst zudem die Unterbeschäftigung. Diese beinhaltet neben den arbeitslosen Menschen beispielsweise auch Personen in Weiterbildungen sowie Selbständige, die mit einem Gründungszuschussgefördert werden und daher nicht als arbeitslos gelten. Sie vermittelt damit einen umfassenderen Einblick über die Lage auf dem Arbeitsmarkt. 10.391 Menschen waren im Juli von Unterbeschäftigung betroffen. Hier gab es im Vergleich zum Vormonat ein Plus von 180 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote blieb mit 4,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat unverändert. Gegenüber dem Vorjahresmonat wurden 525 Personen mehr verzeichnet. Im Vorjahresmonat lag die Quote noch bei 3,9 Prozent. Viele Menschen mit Fluchthintergrund befinden sich aktuell in Sprach- und Integrationskursen. Die Teilnehmerzahlen sind aber im Vergleich zum Vorjahresmonat, um 170 Personen, auf 578 Personen zurückgegangen.

 

Die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Fluchthintergrund blieb nahezu unverändert

Im Juli wurden 650 arbeitslose Menschen in unserer Region mit Fluchthintergrund gezählt. Das waren 8,8 Prozent aller gemeldeter Arbeitslosen. Im Juni waren es fünf arbeitslose Menschen dieser Personengruppe weniger als im Berichtsmonat. Den weitaus größten Anteil bildeten dabei Menschen aus Syrien (395 Personen), gefolgt von afghanischen Staatsbürgern (89) und weitere aus anderen Asylzugangsländern. Rund zwei Drittel waren männlich und knapp die Hälfte (47 Prozent) jünger als 35 Jahre. 16 Prozent der Menschen dieser Personengruppe strebten eine Tätigkeit im Fachkräftebereich bzw. als Spezialist oder Experte an. Vor einem Jahr waren es 20 Menschen mit Fluchthintergrund mehr. "Ein Arbeitsplatz ist nicht nur wichtig um sich eine Existenz aufzubauen, er ist auch ein wichtiger Schritt für die gesellschaftliche Integration. Um einer zielgerichteten beruflichen Integration näherzukommen, benötigen wir die Förderung der Menschen mit Fluchthintergrund hin zur Ausbildung oder zur beruflichen Weiterbildung. Denn unser Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön benötigt in fast in allen Branchen dringend Arbeitskräfte", erklärt Stelzer.

 

Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern bewegte sich weiterhin auf hohemNiveau

Die neueste Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (Stand Juni 2019) liegt vor. Diese wird halbjährlich durchgeführt. Nach deren Einschätzung gibt es keinen generellen flächendeckenden und branchenübergreifenden Fachkräftemangel in ganz Deutschland. Deutschlandweit gibt es jedoch erhebliche Engpässe in einigen technischen Berufsfeldern, in Bauberufen sowie in einigen Gesundheitsund Pflegeberufen. Im Vergleich zur letzten Analyse im Dezember 2018 hat sich die Zahl der Engpassberufe nur geringfügig verändert. So zeigen sich bei den Berufen im Gleisbau und bei Lokführern keine Engpässe mehr. Dagegen sind unter anderem bei Berufen im Fassadenbau, in der Kostenrechnung und der technischen Informatik neue Engpässe festgestellt worden.

 

Für Bayern wurden in nachfolgend aufgelisteten Branchen weitere Engpässe zur bundesweiten Analyse definiert: Ein Mangel an Spezialisten sowie an Fachkräften wiesen die Berufsgruppen technisches Zeichnen, Konstruktion und Modellbau auf. Zusätzlich wurde ein Mangel an Spezialisten im Metallbau und Schweißtechnik sowie in der Informatik und bei den Fachkräften in den Branchen der HolzBearbeitung und -Verarbeitung ausgewiesen. Bei den Experten zeigten sich Engpässe in den Berufen der Ver- und Entsorgung. "Viele Arbeitgeber in unserer Region signalisieren, dass die Besetzung offener Stellen zunehmend schwerer fällt und die Bereitschaft besteht bei der Bewerberauswahl Kompromisse einzugehen und mehr in die zukünftigen Mitarbeiter zu investieren", resümiert Stelzer.

 

Die Mangelsituation zeigt sich auch bei den Zahlen, die den Bedarf an Arbeitskräften abbilden. Der Bestand an offenen Stellen im ganzen Agenturbezirk im Berichtsmonat blieb erneut mit 5.143 Stellen, mit einer Steigerung von 85 Stellenangeboten gegenüber dem Vormonat, über der 5.000er-Marke. Gegenüber dem Vorjahresmonat waren dies 268 Stellenangeboten weniger. "Der hohe Bestand an offenen Stellen hat auch seine Schattenseiten. So können die Unternehmen ihren Bedarf an Fachkräften oft nur mit Verzögerungen decken. Rund acht Monate dauert es im Durchschnitt, bis eine Stelle wiederbesetzt werden kann. Noch vor einem Jahr waren dies sieben Monate", laut Stelzer.

 

Im Juli nahmen die Vermittlungsfachkräfte im gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und der Jobcenter 897 neue Stellenangebote entgegen. Das waren 19 Stellenzugänge mehr als im Juni. Seit Jahresbeginn wurden 6.118 Stellenzugänge verzeichnet, dies waren 650 Stellen weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

 

Die Chancen für Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt sind kurz vor Ausbildungsbeginn noch sehr gut

Durchaus günstig ist die Situation für Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einer Lehrstelle zum Ausbildungsbeginn im Herbst 2019 sind. Seit Oktober 2018 wandten sich 2.826 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 200 junge Menschen und entsprach einem Minus von 6,6 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden der Arbeitsagentur 4.161 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 30 oder 0,7 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Jugendlichen, die im Juli noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 545 Personen um 41 (8,1 Prozent) höher als im Vorjahr. Sie hatten die Wahl zwischen 1.399 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 166 (10,6 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Damit standen im Juli rein rechnerisch jedem jungen Menschen ohne Ausbildungsstelle 2,6 offene Stellen zur Verfügung.

 

In nahezu allen Branchen gab es im Juli eine Vielzahl freier Ausbildungsplatzangebote. Die meisten Ausbildungsplätze wurden in der Produktion und Fertigung mit 1.311 Angeboten, in den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus mit 904 Plätzen, in der Baubranche mit 567 Angeboten, sowie in den Bereichen Verwaltung, Recht oder Buchhaltung Unternehmensorganisation mit 536 Stellen, angeboten.

 

Demgegenüber standen im Berichtsmonat 140 Jugendliche, welche aktuell auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle in der Produktion und Fertigung waren. 128 Jugendliche wünschten sich einen Ausbildungsplatz in den Branchen kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb und Tourismus. 23 junge Menschen bemühten sich um eine Ausbildungsstelle in der Baubranche sowie 84 Jugendliche in den Bereichen Verwaltung, Recht oder Buchhaltung Unternehmensorganisation. "Die Ausbildungssituation sieht für die Bewerber derzeit noch sehr gut aus. Kurz vor Start in das neue Ausbildungsjahr sind viele regionale Betriebe noch auf der Suche nach Auszubildenden. So bemühen sich auch in den kommenden Wochen unsere Berufsberater und unser Arbeitgeberservice gezielt darum, junge Menschen in eine Ausbildung zu vermitteln, um ihnen den Weg ins Berufsleben zu ebnen", so Stelzer.

 

Prognose: Gegenwind wird stärker

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Juli um 0,6 Punkte gefallen. Der Frühindikator des IAB weist mit 101,6 Punkten zwar noch einen positiven Stand aus, ist aber gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich gesunken. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Sommer 2013. Sowohl die Aussichten für die Arbeitslosigkeits- als auch für die Beschäftigungsentwicklung verschlechterten sich laut IAB. "Im gegenwärtigen Konjunkturabschwung erwarten die Arbeitsagenturen stärkeren Gegenwind. Bereiche wie die Zeitarbeit würden schwieriger. Die aktuellen Nachrichten über Stellenabbau bei Großkonzernen seien aber nicht repräsentativ für den Arbeitsmarkt. Insgesamt lag die Entlassungsquote seit der Wiedervereinigung noch nie so niedrig wie heute. Dies sei auch der wesentliche Grund dafür, dass die Beschäftigung weiterhin steige. Der Arbeitsmarkt bleibt auf Kurs, aber ganz spurlos wird der Konjunkturabschwung auch nicht an ihm vorbeigehen", so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs. "Bisher profitiert die Region Main-Rhön von den langanhaltenden guten konjunkturellen Bedingungen. In der Tendenz wird eine eher günstige, aber verhaltene Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt erwartet. Momentan scheint es, dass das Beschäftigungswachstum durch knapper werdendes Arbeitskräftepotential begrenzt wird", ergänzt Stelzer die Prognosen der Wirtschaftsexperten.