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Ein echter „Typ“ ist nach 48 Jahren Firmentreue in Rente

Schweinfurt.

Reinhold Zaske ist ein echter "Typ". Dies sagt sein letzter Chef Thomas Kritzner und meint es als Anerkennung für einen unverwechselbaren Mitarbeiter. Seit Juli ist Reinhold Zaske Rentner. Der 63-Jährige ist ein durch und durch geradliniger und bodenständiger Mensch. Sein ganzes Leben verbrachte er bislang in Westheim, einem Ortsteil der Gemeinde Knetzgau.

Im Alter von 15 Jahren hatte Reinhold Zaske eine Mechanikerlehre bei der Firma Jilke in seinem Heimatort begonnen und dreieinhalb Jahre später abgeschlossen. Dabei lernte der junge Westheimer das Drehen, Fräsen, Hobeln und Schleifen. Nach der Ausbildung blieb er bei der kleinen Firma.

Dann ging er zur Bundeswehr. Da der Einsatz in der Kfz-Instandsetzung als Metallbereich anerkannt wurde, durfte Zaske gleich nach der Rückkehr an seinen Arbeitsplatz seinen Meister machen, wohlgemerkt mit 21. Drei Jahre später hatte er als einer der Jüngsten den Meistertitel in der Tasche.

Neben handwerklicher Präzisionsarbeit war Ausbilden sein Ding. Bereits im dritten Lehrjahr hatte er damit beginnen dürfen und das kam so: Zwei Lehrlinge, gerade einmal zwei Jahre jünger als Reinhold Zaske, sollten im Bohren unterwiesen werden. "Der Chef hatte keine Zeit dazu, drückte mir einen Ordner in die Hand und meinte: 'Hier bekommst du einen Ordner, mach' mal die Unterweisung und erkläre ihnen das Bohren!' Also war ich gefordert", erzählt er rückblickend.

 

48 Jahre Firmentreue und trotzdem mehrere Arbeitgeber

So kam er zum Ausbilden. Das ging so lange, bis er zusammen mit seinen Kollegen die Firma wechseln musste, nachdem sein Arbeitgeber im Jahr 1989 Konkurs anmelden musste. Zum Glück wurde der Betrieb von der Firma UNICOR in Haßfurt übernommen. 1998 verlagerte das Unternehmen die Arbeitsplätze nach Haßfurt, zwei Jahre später nach Schweinfurt. Das Ausbilden zählte seit 2004 wieder zu den Aufgaben des Westheimers. Auch wenn er einige verschiedene Arbeitgeber aufzählen kann, hat Reinhold Zaske nie aktiv die Firma gewechselt. Jeder Wechsel bestand aus einer Übernahme. Die letzte von der Firma Maintools auf die Kritzner Metalltechnik GmbH erfolgte 2014.

In 35 seiner 48 Arbeitsjahre durfte Zaske Azubis ausbilden. Zwischen 70 und 80 waren es wohl, wie er schätzt. Dabei beschränkte sich sein Beitrag auf die konventionellen Grundlagen für die Zwischenprüfung. Er erzählt: "Als ich begonnen hatte, wurde alles konventionell bearbeitet. Maschinen gab es hauptsächlich zum Fräsen und Drehen, aber noch analog, mit einer Skala auf der Kurbel. Als ich ausgelernt hatte, gab es einfach programmierbare Maschinen mit Stecksystem oder NC-Maschinen mit Lochbandsystem. Später kamen CNC-Maschinen zum Drehen und Fräsen hinzu. Da blieb ich aber außen vor, bin konventionell geblieben. Eigentlich dachte ich auch daran, die Lehrgänge zu besuchen, doch meinte mein damaliger Chef, ich bräuchte das nicht. Ihm wäre es wichtig, dass ich bei den konventionellen Grundlagen bliebe. Später beim nächsten Firmen- und Namenwechsel hat sich das dann nicht mehr ergeben."

Auch wenn ihn die Möglichkeiten an den CNC-Maschinen faszinierten, empfand er die konventionelle Arbeit als sehr abwechslungsreich und meistens fordernd, sodass es ihm nie langweilig wurde. Gerade bei der Fertigung von nicht allzu komplizierten Einzelstücken ist auch heute die konventionelle Methode oftmals schneller und damit günstiger, weiß er.

Trotz aller Wechsel in der Chefetage fiel es Reinhold Zaske nicht schwer, firmentreu zu sein. Es zeichnete ihn aus, dass er sowohl mit Kollegen als auch Vorgesetzten immer gut auskam. Das Betriebsklima blieb immer positiv.

 

Ein Vorbild in Betrieb, Familie und Gemeinde

Mit seinen mitgebrachten Eigenschaften, die er dem Fachkräftenachwuchs vermitteln wollte, erfüllte Reinhold Zaske eine Vorbildfunktion im Fertigungsbetrieb. Pünktlichkeit, Genauigkeit, Verlässlichkeit, Gründlichkeit, Ordnung und Sauberkeit - alles Attribute, die er bei der heute nachrückenden Generation häufig vermisst.

Bei der Verabschiedung des 63-Jährigen an seinem letzten Arbeitstag erhielt der Westheimer Geschenke und Glückwunschkarten aus dem Kollegenkreis. Einer bedankte sich bei ihm dafür, dass Reinhold Zaske ihm einmal das Leben gerettet hatte. Auf die Frage, ob er rückblickend mit seiner Berufswahl und seinem Arbeitgeber zufrieden war, antwortet Reinhold Zaske: "Vor der Ausbildung hatte ich nichts davon gewusst, was der Beruf alles beinhaltet. Letzten Endes war er für mich maßgeschneidert und ich habe ihn gerne gemacht."

Wie bei vielen anderen auch bedeutet der Ruhestand für Reinhold Zaske, noch weniger Zeit als vorher zu haben. Als Familienmensch mit drei Söhnen und - ganz frisch - Enkeltochter Camilla hilft er, wo er kann, etwa beim Hausbau und der Feldarbeit. Auch in seinem Wohnort ist er in mehreren Funktionen aktiv: bei der Feuerwehr, wo er sogar eine Zeitlang das Kommando führte; im Kirchenvorstand mit Mesnerdiensten und als Feldgeschworener.

Reinhold Zaske schätzt, was er hat und was seine schöne Heimat alles bietet. Auch von anderen wünscht er sich mehr Bewusstsein dafür, insbesondere für die Umwelt, um die er sich sorgt. Auch da ist er ein Vorbild - und zweifellos ein echter "Typ".

Bildunterschrift: Reinhold Zaske im Kreis einiger Kollegen an seinem letzten Arbeitstag (von links Michael Waldmann, Dirk Scholl, Manuel Rumpel, Jürgen Schlemmer, Reinhold Zaske, Florian Merkel, Alexander Gräf, Matthias Wiatowski); Foto: Rebecca Gröger, Kritzner Metalltechnik GmbH