Zentrale Aussagen:
- Die Corona-Pandemie hat auch Einfluss auf die Geschäftslage des Handwerks im Jahr 2020 genommen. Über das ganze Jahr hinweg gaben 82,4 % aller Betriebe an, mit der eigenen Geschäftslage zufrieden zu sein. Das entspricht einem Rückgang zum Vorjahreszeitraum um nahezu 10 Prozentpunkte.
- Gut durch das Krisenjahr 2020 sind vor allem die Betriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes gekommen. Betriebe der persönlichen Dienstleister und Zulieferer hat es hart getroffen.
- Ausblick: Für das erste Quartal 2021 rechnen 70,6 % der Betriebe damit, dass sich die Geschäftslage verbessern oder gleichbleiben wird, was einem Rückgang zum Vorjahr um 17 Prozentpunkte entspricht.
- Alle drei Regionen Unterfrankens sind im Gleichklang verbunden, was die konjunkturelle Lage betrifft.
Handwerkskonjunktur im Corona-Jahr 2020
Mehrzahl der Handwerksbetriebe steuerten gut durch das Krisenjahr
Über alle vier Quartale bewerteten die unterfränkischen Handwerksbetriebe die eigene Geschäftslage im Corona-Jahr 2020 weitestgehend zufriedenstellend: 82,4 % von ihnen beurteilten sie mit „gut“ oder „befriedigend“. Die Betriebe des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes sind nach wie vor die Motoren der Handwerkskonjunktur. Die vom Lockdown stark betroffenen Gewerke aus dem Bereich der persönlichen Dienstleister schneiden im Jahresdurchschnitt wesentlich schlechter ab: Hier sind 60,7 % mit der Geschäftslage zufrieden. Insgesamt erwarten für das erste Quartal 2021 lediglich 70,6 % der Unternehmen eine gleichbleibende oder gar bessere Geschäftslage.
„Die Corona-Pandemie hat uns alle zu Beginn des Jahres überrollt. Die Unsicherheit, wie es weitergehen soll, war deutlich zu spüren. Über den Sommer hinweg haben sich nahezu alle Betriebe mit der Situation arrangiert, bis jetzt im Winter wieder der verschärfte Lockdown beschlossen wurde. Ich nehme das vergangene Jahr als Achterbahnfahrt wahr, bei der man heute noch nicht weiß, wann und wie sie enden wird“, so die Einschätzung von Walter Heußlein, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken. Über alle Gewerke betrachtet, hat das unterfränkische Handwerk das Corona-Jahr 2020 gut gemeistert. Im Jahresdurchschnitt beurteilen 82,4 % der Betriebe die eigene konjunkturelle Lage 2020 als gut oder befriedigend. „Aber“, so der Präsident, „im Vergleich zum Vorjahr 2019 sind es 9,5 Prozentpunkte weniger“. Basiswerte für eine solide konjunkturelle Einschätzung sind die Kapazitätsauslastung und die Auftragsreichweite. Mit durchschnittlich 76,1 % Kapazitätsauslastung im Jahr 2020 und einer Auftragsreichweite von 11,1 Wochen lag das unterfränkische Handwerk nur knapp hinter den Vorjahreswerten.
Walter Heußlein: „Auch 2020 profitierte das Handwerk im Ganzen vor allem von einer anhaltend guten Binnennachfrage. Sorgen machen uns besonders die vom Lockdown am härtesten betroffenen Betriebe der persönlichen Dienstleistungen und die Zulieferbetriebe für die Industrie, die über enorme Auftragsrückgänge berichten.“
Gewerbevergleich
Friseure und Kosmetiker mussten beispielsweise 2020 über Wochen ihre Betriebe aufgrund der Pandemie schließen, was direkten Einfluss auf die eigene konjunkturelle Lage nahm. So sagen im Jahresdurchschnitt 39,3 % der Betriebe der persönlichen Dienstleistungen aus, dass ihre Geschäftslage 2020 schlecht gewesen war. Aber rein für das 4. Quartal 2020, in dem der Lockdown verschärft wurde, beurteilen fast zwei Drittel der Betriebe ihre Lage als schlecht. Dass sich die Geschäftslage künftig noch weiter verschlechtern wird, davon sind 70,8 % überzeugt. „Wir setzen uns als Handwerkskammer in allen Gremien und persönlichen Gesprächen für das unterfränkische Handwerk ein. Aber die Pandemie verursachte harte politische Entscheidungen, die wir alle zu tragen haben“, betont Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. Nahezu keine Auswirkungen zeigte die Pandemie auf den Baubereich. Im Bauhauptgewerbe zeigen sich durchschnittlich 97 % der Unternehmen mit der konjunkturellen Lage im vergangenen Jahr zufrieden. Im Ausbaugewerbe waren es 90,7 %. Doch auch in diesen beiden starken Bereichen macht sich Skepsis für die Zukunft breit. So sind im Bauhauptgewerbe nur noch 82,7 % der Betriebe überzeugt davon, dass ihre Geschäftslage gleichbleiben oder sich verbessern wird. Im Ausbaugewerbe sind es 80,6 %.
Gleichklang in den Regionen
Die Handwerksbetriebe in den drei einzelnen Regionen Unterfrankens bewerteten ihre Geschäftslage über das gesamte Jahr 2020 hinweg ähnlich im Gleichklang wie die Jahre zuvor. 83,4 % der Unternehmen in der Region Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt, Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld) gaben an, mit der Geschäftslage 2020 zufrieden zu sein, gefolgt von der Region Würzburg (Stadt und Landkreis Würzburg, Main-Spessart und Kitzingen) mit 82,3 % an zufriedenen Betrieben und der Region Bayerischer Untermain (Stadt und Landkreis Aschaffenburg, Miltenberg) mit 81,7 % an zufriedenen Betrieben. Präsident Walter Heußlein: „Die Regionen sind sehr eng zusammen, auch weil das Handwerk so breit aufgestellt ist. Das ist ein gutes Zeichen für solide Stabilität.“
2021: Warten auf Normalität
Dass die Corona-Pandemie Spuren im unterfränkischen Handwerk hinterlassen hat und noch hinterlassen wird, zeigt sowohl die aktuelle Konjunkturanalyse als auch die Zukunftsprognosen für das erste Quartal 2021. Starteten die Handwerksbetriebe schon etwas zurückhaltend in das Jahr 2020 – 87,5 % glaubten zu diesem Zeitpunkt, die Geschäftslage werde gleichbleiben oder sich verbessern, so sind die Aussichten für 2021 deutlich getrübter: Nur noch 70,6 % erwarten eine gleichbleibende oder sich verbessernde Geschäftslage. „Im Umkehrschluss gehen aber auch 29,4 % unserer Betriebe davon aus, dass sich die eigene konjunkturelle Lage verschlechtern wird“, so Hauptgeschäftsführer Ludwig Paul. Und weiter: „Wichtig für das Handwerk ist es, dass von der Pandemie betroffene Betriebe schnelle und unbürokratische Hilfen erhalten. Das ist das Wichtigste, um Existenzen zu schützen. Aber auch, um das breite Angebot an handwerklichen Produkten und Dienstleistungen aufrecht zu erhalten“. Eine genaue Einschätzung für das Jahr 2021 will Ludwig Paul nicht abgeben: „Da sind viel zu viele Variablen im Spiel. Ich denke, es ist entscheidend, wie die Impfkampagne wirkt und wir so die angesprochene Achterbahnfahrt beenden können. Wir sind verhalten optimistisch, dass dies gelingt.“