Schweinfurt – Die Vollversammlung der IHK Würzburg-Schweinfurt hat am Donnerstag, 5. Dezember 2019, in der IHK-Geschäftsstelle in Schweinfurt getagt. Im Mittelpunkt der Sitzung des Parlaments der mainfränkischen Wirtschaft stand neben der Verabschiedung von Positionspapieren etwa zur Industriepolitik, zu Tourismusabgaben und zum Ausbau der Schienenstrecke Frankfurt am Main-Nürnberg, auch die Verabschiedung des Wirtschaftsplanes für 2020. FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner referierte zudem darüber, wie KI und Robotik die künftige Arbeitswelt verändern.
Die IHK-Vollversammlung lehnte auf ihrer Jahresabschluss-Sitzung am 5. Dezember in Schweinfurt eine lenkende Industriepolitik zugunsten einzelner Branchen oder Technologiefelder ab. Staatliche Eingriffe sollen sich nach Meinung der Unternehmer nur auf Fälle nachweislichen Marktversagens beschränken. Eine zukunftsfähige Industriepolitik müsse die Innovationskraft der Wirtschaft über Anreize für Innovationen und Investitionen stärken, optimale Standortbedingungen schaffen und eine verlässliche, regelbasierte Handelspolitik verfolgen. Die Details verabschiedeten die regionalen Unternehmensvertreter in einem Positionspapier.
Eine weitere Position bezogen die Wirtschaftsvertreter im Themenfeld Verkehrsinfrastruktur. Die durch die Region verlaufende Schienenmagistrale Frankfurt am Main – Nürnberg ist schon heute ein limitierender Bestandteil des TEN-Korridors Rhein-Donau. Bis 2030 wird eine Steigerung des internationalen Schienengüterverkehrs um 38 Prozent sowie ein Anstieg des Schienenpersonenverkehrs um 19 Prozent erwartet, und auch die sich vollziehende Mobilitätswende erfordert zusätzliche Transportkapazitäten auf der Schiene. Daher entschied die IHK-Vollversammlung, weitere grundlegende Forderungen in ihr „12-Punkte-Programm Verkehr“ aufzunehmen, etwa den Neu- und Ausbau im Abschnitt Frankfurt-Würzburg, um 45 Minuten Fahrzeit im Fernverkehr zu sichern, oder die Schaffung einer schnellen Fernverkehrsverbindung von Coburg via Bamberg und Würzburg nach Frankfurt, mit dem Ziel einer schnellen Verbindung nach Rhein-Ruhr.
Die Vollversammlung positionierte sich zudem gegen eine Abgabe von ortsfremden Besuchern in Form von Fremdenverkehrsbeiträgen oder Übernachtungsabgaben, wie sie zuletzt in Würzburg diskutiert wurden. Die Wirtschaft lehnt eine solche „Tourismusabgabe“ mit Blick auf den damit verbundenen Bürokratieaufwand in Unternehmen sowie der abschreckenden Signalwirkung an Besucher aus dem Umland und darüber hinaus. Die Unternehmer bezweifeln auch, ob die Zweckbindung von Fremdenverkehrsbeiträgen tatsächlich positive Effekte auf die Finanzierung touristischer Infrastruktur ausübt oder letztlich nur Haushaltsposten substituieren, die dann anderswo ausgegeben werden können.
Die Vollversammlung sprach sich zudem dafür aus, das von der Zukunftsstiftung Würzburg geplante Projekt „Errichtung einer Multifunktionsarena für Würzburg und Mainfranken“ zu unterstützen.
Ferner beschloss die IHK-Vollversammlung nach der letzten Beitragserhöhung im Jahr 2002 und zwei Beitragssenkungen in den Jahren 2010 und 2012, neben einer Fortschreibung der Gebührensätze die Mitgliedsbeiträge anzupassen. Ab 1. Januar 2020 gelten folgende Grundbeiträge: 50 Euro (bisher 45 Euro), 175 Euro (bisher 140 Euro), 330 Euro (bisher 240 Euro), 660 Euro (bisher 480 Euro) und die Großbetriebsstaffeln auf 3.500 Euro (bisher 2.500 Euro) und 7.000 Euro (bisher 5.000 Euro). Der Umlagehebesatz steigt von bisher 0,17 Prozent auf 0,18 Prozent. In Verbindung mit einem mehrjährigen Kostensenkungsprogramm soll so langfristige Planungssicherheit auch für Zeiten eines konjunkturellen Abschwunges geschaffen werden.
KI und Robotik verändern die künftige Arbeitswelt
In einem Gastvortrag erläuterte FHWS-Präsident Prof. Dr. Robert Grebner, wie künstliche Intelligenz (KI) und Robotik aus Sicht der Hochschule für Angewandte Wissenschaften die Arbeitswelt von morgen verändern. KI werde Roboter in alle Arbeits- und Lebenslagen bringen, so Grebner. „Wenn eine starke KI gefunden ist, wird der Absatz für Roboter massiv steigen“, prognostizierte der FHWS-Präsident, der selbst Informatiker ist. Roboter mit einer „starken KI“ seien in der Lage, bewusst zu handeln. Bislang beschränke sich die „schwache KI“ nur auf zielgerichtetes Wahrnehmen, etwa bei der Bilderkennung. Auf die Frage, was in Bezug auf Roboter zu tun sei, gab Grebner den Unternehmern drei Tipps mit auf den Weg: Diese sollten Roboter „sofort kaufen“, „sofort damit herumspielen“ und „sofort zerlegen“. Mit den Computern sei es auch nicht anders gewesen. Grebners Fazit nach rund 30 Minuten Vortrag: „Roboter werden wie der Computer früher alles verändern.“
Die Vollversammlung ist das Parlament der mainfränkischen Wirtschaft und damit das höchste Gremium der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ihr sind grundsätzliche Entscheidungen vorbehalten. Sie hat insbesondere Rechtsetzungskompetenz, erlässt die Satzung und Beitragsordnung, stellt den Wirtschaftsplan fest und legt Beiträge und Gebühren fest.