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„Mit gutem Beispiel voran gehen“

Neun Betriebe mit EMAS-Zertifizierung ausgezeichnet

Der Förderkreis Umweltschutz Unterfranken e.V. (FUU) unterstützte neun mainfränkische Betriebe bei der Einführung des anspruchsvollen Umweltmanagement-Systems EMAS

Würzburg. Die eigene Aufbauorganisation sowie diverse Prozesse innerhalb eines Jahres auf Umweltfreundlichkeit umstellen: So lautete das Vorhaben von neun mainfränkischen Betrieben, das im Frühjahr 2018 begann. Das konkrete Ziel: Ein Umweltmanagementsystem nach der sogenannten „EMAS-Verordnung“ (Environmental Management and Audit Scheme) einführen. Mit Unterstützung des „Förderkreis Umweltschutz Unterfranken“ (FUU) und des bayerischen Förderprogramms BUMAP wurde das Vorhaben im Laufe von 12 Monaten realisiert. Vergangenen Freitag erhielten die Unternehmen in Würzburg das Umweltmanagement-Zertifikat „EMAS“ von Oliver Freitag, dem Bereichsleiter Innovation und Umwelt der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ebenso erhielten sie die Urkunden zur Teilnahme am Umweltpakt Bayern von Bertram Eidel, dem Bereichsleiter für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz bei der Regierung von Unterfranken. Darunter sind die G & H GmbH Rothschenk (Aub), Herbert Birnbaum e.K. (Thüngen), Jugendhaus St. Kilian KdÖR (Miltenberg), Haus Klara der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu KdÖR (Zell am Main), Seehotel Gut Dürnhof e.K. (Rieneck), Burkardushaus – Tagungszentrum am Dom KdÖR (Würzburg), Vier-Türme GmbH Benedict Press (Münsterschwarzach), SCHMELZMETALL Deutschland (Steinfeld-Hausen) und die REMOG Rudolf-Erich Müller GmbH & Co. KG (Münnerstadt). Vier Betriebe – G&H GmbH Rothschenk, Jugendhaus St. Kilian, Haus Klara, Burkardushaus - führten zusätzlich das Nachhaltigkeitsmanagementsystem „EMASplus“ ein und bekamen die entsprechenden Urkunden von Dr. Stefan Müssig, dem 1. Vorsitzenden des FUU sowie Mitglied im Beirat von EMASplus.

 

Bei der Pressekonferenz am vergangenen Freitag im Burkardushaus sprach Dr. Stefan Müssig von einem „Leuchtturm-Projekt“ in Unterfranken. Alle neun Betriebe hätten eine Vorbildfunktion für andere Unternehmen, die das Thema Umweltschutz ernsthaft angehen wollen.

Bertram Eidel betonte, dass Umweltschutz mehr bedeutet als lediglich gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Zwar sei betrieblicher Umweltschutz nach wie vor eine freiwillige Leistung vieler Unternehmen. Allerdings sei eine solche Tätigkeit inzwischen „ein Motor der Wirtschaft“, so Eidel. „Wir sollten uns an die eigene Nase fassen“, meinte der Regierungsbeamte. Jeder könne seinen Beitrag für den Umweltschutz leisten.

Einen Appell an Unternehmen und Privatpersonen richtete Oliver Freitag. Anstatt nur staatliche Vorgaben zu erfüllen, gebe es noch andere Ansätze, den Umweltschutz in der Praxis umzusetzen. „Man sollte mit mehr Emotionen herangehen“, sagte dieser und ergänzte: „Es muss eine intrinsische Motivation vorliegen, auch bei den Unternehmen“.

 

26 Einrichtungen in Mainfranken mit EMAS-Zertifikat

Derzeit haben in Deutschland 1183 Organisationen mit 2220 Standorten (Stand: 01.01.2019), darunter Betriebe und Vereine, das „EMAS-Zertifikat“, schilderte Dr. Stefan Müssig. In Mainfranken gebe es aktuell 26 Einrichtungen mit diesem Umweltmanagement, neun davon erhielten am Freitag das Zertifikat, so Oliver Freitag. Seit dem Start von EMAS im Jahr 1993 hätten 79 Organisationen in Mainfranken dieses erworben, meinte er weiter.

Das bedeutet auch, dass 53 Unternehmen der einst geprüften Firmen derzeit kein gültiges Umweltmanagement-Zertifikat vorweisen können. In diesem Zusammenhang stellte Dr. Stefan Müssig die Frage, wie man die bereits zertifizierten Firmen motivieren könne, ihr Umweltengagement fortzuführen. Alle drei bis vier Jahre kann ein Unternehmen nach den EMAS-Kriterien geprüft werden und erhält nach erfolgreichem Audit ein neues Siegel.

Auch deshalb sieht Dr. Sascha Genders, Bereichsleiter für Standortpolitik und Ansprechpartner für „Corporate Social Responsibility“ (CSR) bei der IHK Würzburg-Schweinfurt, „noch viel Potenzial nach oben. Nun geht es darum, Firmen zu aktivieren“, sagte dieser. Auch er stellte die Frage in den Raum, wie man in einem weiteren Schritt die nächsten 100 Unternehmen zu diesem EMAS-Zertifikat animieren könne.

Ein gutes Jahr nach dem Start des “1. Umweltmanagement-Konvoi Unterfranken“ sieht Dr. Stefan Müssig dennoch gute Chancen, dass das Umweltbewusstsein in Zukunft weiter zunimmt. Er rechnet bis 2020 mit „eventuell zwei Umweltmanagement-Konvois“. Das würde etwa 16 bis 20 teilnehmende Firmen bedeuten, die sich zertifizieren oder rezertifizieren lassen. Fragt man den „FUU“-Vorsitzenden, welche Branche er ganz besonders ansprechen möchte, verweist er darauf, dass jeder Betrieb, unabhängig von Größe und Wirtschaftszweig, den Umweltschutz vorantreiben könne.

 

EMAS: Vielseitiger Nutzen für Firmen und Umwelt

Die Kriterien für das Zertifikat „EMASplus“, das neben Umwelt- auch auf Sozialstandards setzt, erfüllen derzeit nur 15 Unternehmen mit 51 Standorten in Deutschland. Dazu gehört auch die eigene Unternehmensberatung von Dr. Stefan Müssig, die WUQM Consulting GmbH in Würzburg. Diese ist Experte für den Aufbau, die Implementierung und Aufrechterhaltung von Umweltmanagementsystemen nach EMAS und übernimmt die Beratung der teilnehmenden Unternehmen im Projekt. „Was ich von den Betrieben will, muss ich ja selbst vorleben“, sagt der Firmenchef.

Der Einstieg in den nächsten „Umweltmanagement-Konvoi“ ist für interessierte Firmen bis 31. März 2019 möglich. Interessenten können sich informieren unter www.fuu-ev.de. EMAS ist das ökologische Fundament einer umfassenden CSR- und Nachhaltigkeitsstrategie. Es enthält die internationale Norm DIN EN ISO 14001:2015 und wird neben der ISO DIN EN 50001 als Energiemanagementsystem im Sinne des Strom- und Energiesteuergesetzes sowie des EE-Gesetzes anerkannt. Der Nutzen für die teilnehmenden Firmen ist vielseitig. Nach der erfolgreichen Einführung und Zertifizierung des Umweltmanagementsystems weisen die Unternehmen nach, dass sie gesetzliche und behördliche Auflagen im Umwelt- und Arbeitsschutz erfüllen. Sie ergreifen zudem weitere umweltschonende Maßnahmen. Dadurch sparen die Betriebe nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten ein. Ein weiterer Vorteil von EMAS: Weil die Zuständigkeiten für diverse Aufgaben klar geregelt sind, lassen sich interne Abläufe besser strukturieren.