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„Nicht das Internet ist gefährlich, sondern der Mensch, der es nutzt!“

Internet-Sicherheitsexperte Cem Karakaya beim Empfang der Würzburger Kreishandwerker

Würzburg (rm). Der Kulturkeller Z 87 auf dem ehemaligen Würzburger Bürgerbräu-Gelände stand kürzlich ganz im Zeichen der Würzburger Kreishandwerkerschaft. Neben kurzen Anmerkungen zu den Nöten und Zwängen des Handwerks konnte Kreishandwerksmeister Josef Hofmann mit Cem Karakaya einen echten Spezialisten für Neue Medien und Internetkriminalität bei der Münchner Polizei begrüßen. In seinem Impulsvortag „Die menschliche Firewall und ihre Löcher“ versuchte Karakaya für das Thema zu sensibilisieren, auf mögliche Gefahren hinzuweisen und Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen. In der Türkei geboren machte Cem Karakaya eine Ausbildung bei der Polizei, studierte an der Polizeiakademie in Ankara und war unter anderem auch für Interpol im Einsatz und arbeitet heute als Experte für Internetkriminalität und Prävention bei der Münchner Polizei. Zum Auftakt seines Vortrags stellt Karakaya dem Publikum die Frage: „Wollen Sie sicher kommunizieren?“ Scherzhaft hat er die Antwort auch gleich selbst parat: „Dann besorgen Sie sich am besten eine Brieftaube, denn Ihr Smartphone ist in ein paar Minuten geknackt!“ Humorvoll berichtet der Sicherheitsexperte aus seinem großen Erfahrungsschatz und bringt es auf den Punkt: „Das größte Risiko sitzt 50 Zentimeter vor dem Computer!“ Als besten Schutz gegen Internetkriminalität führte Cem Karakaya den „gesunden Menschenverstand“ an. Überlegen Sie doch mal, wenn Ihnen jemand einen 3D-Drucker oder einen super tollen Flachbildschirm für 60 Euro anbietet, dann stimmt da was nicht! Solche vermeintlichen Schnäppchen müssen Sie hellhörig werden lassen. Wichtig sei aber auch ein sicheres und aktualisiertes Betriebssystem und ein aktueller Virenschutz. Aber auch Hardware müsse mit Treiber-Updates ständig aktuell gehalten werden. „Nicht selten gelangen Kriminelle über Drucker mit veralteten Treibern ins System und übernehmen die Kontrolle!“ Man stoße im Internet aber nicht nur auf potenzielle Gefahren, sondern finde dort auf Seiten wie www.bsi-fuer-buerger.de auch gute Lösungs- und Schutzangebote.

 

In seinem Vortrag widmete sich der Cyberprofi auch den Anrufen vermeintlicher Microsoft-Mitarbeiter oder auch vor angeblichen Polizeibeamten, die am Telefon die Herausgabe persönlicher Wertgegenstände forderten. „Geben Sie bei solchen Anrufen niemals persönliche Daten preis!“ Im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen forderte Karakaya Eltern und Schulen auf, sie im Internet und beim Erwerb von Medienkompetenz zu unterstützen. Zusammenfassend stellte er die Frage, ob man denn wirklich permanent online und erreichbar sein müsse! Denn mit der ständigen Erreichbarkeit sei das Smartphone, unser größtes Spionagegerät, das wir besitzen, ständig am Datensammeln. Aber auch „Smart Homes“ und so genannte Fitnesstracker outete der Internetspezialist als potenzielle Gefahrenquellen. „Früher wusste ich morgens beim Aufstehen, ob ich gut geschlafen habe. Heute brauche ich dazu eine Uhr, die mir das sagen kann!

 

Als ausgeschlafen und auf der Höhe der Zeit schilderte Kreishandwerksmeister Josef Hofmann die knapp 3400 Handwerksbetriebe mit ihren rund 19.000 Beschäftigten in Stadt und Landkreis Würzburg. In seinem Statement betonte er, dass das Handwerk die Zukunft des Landes baue. Mit Stolz und Selbstbewusstsein werden die Handwerkerinnen und Handwerker die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen annehmen und meistern. Dafür brauchen wir keinen Etikettenschwindel wie den „Bachelor oder Master Professional“, so Hofmann. Denn jeder einzelne Meisterbetrieb stehe für die Qualität und die Beständigkeit des Handwerks. Allerdings mahnte der Kreishandwerksmeister in seiner Rede die Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung während der Ausbildung an und forderte, dass Azubis ebenso wie Studenten bis zum 25. Lebensjahr Familienkranken- und pflegeversichert sein sollten. Außerdem beschäftige seit geraumer Zeit das Thema Klimaschutz die Handwerker. Die Energiewende bilde eine Chance für das Handwerk und müsse dezentral von unten nach oben erfolgen. Das produzierende Gewerbe verfüge weit über 1000 für Photovoltaik geeignete Dachflächen. Was jetzt fehle, so Hofmann, seien finanzierbare Langzeitspeicher, die den Strom, der nicht verbraucht werde, gespeichert werden könne. „Hier brauchen wir Handwerker verbindliche Anreize und keine Auflagen!“ Verbale Unterstützung und bloßes Schulterklopfen reichen hier nicht mehr aus!