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Sozialpolitisches Engagement: FHWS-Studierende fordern Aufwertung und Würdigung von Pflegekräften

Pflegekräftemangel in Deutschland: Das Thema sollte einen Platz ganz oben auf der politischen Agenda haben

Soziale Arbeit soll auf sozialpolitischer Ebene drei Rollen erfüllen - die des Sozialplaners, Lobbyisten und Aktivisten. In diesem Sinne beteiligt sich Soziale Arbeit aktiv am sozialpolitischen Diskurs, um an der Bearbeitung von sozialen Problemen teilzunehmen. Diese Aufgabe nimmt eine Gruppe Studierender des Studiengangs Soziale Arbeit an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) unter der Leitung von Professorin Dr. Theresia Wintergerst in einem fachwissenschaftlichen Forschungsseminar wahr. Die Studierenden setzten sich mit dem in Deutschland herrschenden Fachkräftemangel in Pflegeberufen und dessen Auswirkungen auseinander. Hierfür stand ihnen der virtuelle Raum via Videokonferenz zur Verfügung.

 

Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen überprüft in regelmäßigen Abständen, ob die Bundesrepublik Deutschland ihren sozialen Pflichten nachkommt. Diese ergeben sich aus der unterzeichneten UN-Menschenrechtskonvention. In dem zuletzt veröffentlichten Bericht über die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte sprach sich die Kommission sehr besorgt über den Zustand in der Altenpflege aus. Der Fachkräftemangel in Deutschland führt dazu, dass ältere Menschen in Pflegeheimen unter unwürdigen Bedingungen leben müssen. In diesem Zug wird die Republik dazu aufgefordert, gerechte und attraktive Ausbildungsbedingungen in ihrem Land zu fördern. Deutschland muss zu diesen Empfehlungen des UN–Sozialpakts regelmäßig Stellung nehmen.

 

Studierende formulierten ethische Grundsätze für die Gewinnung von Gesundheitsfachkräften

Eine Woche lang setzten sich die Studierenden mit der Unterstützung von Theresia Wintergerst mit der brisanten Thematik auseinander. Sie erarbeiteten eine Grundlage für ein gemeinsames Projekt. Vor dem Hintergrund des globalen Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation WHO für die internationale Anwerbung von Gesundheitsfachkräften formulierte die Gruppe ethische Grundsätze und Kriterien, die als Fundament der gemeinsamen Arbeit dienen. In diesem Dokument sprechen sich die jungen Akademikerinnen und Akademiker u.a. für Chancengleichheit, faire Arbeits- und Vertragsbedingungen, gerechte Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, soziale Unterstützung und zirkuläres Wissen ((bei der zirkulären Technik werden Gedanken, Gefühle und Reaktionen, die eine Person infolge des Verhaltens einer weiteren hat, nicht direkt von der ersten Person erfragt, sondern von einer dritten Person) auf internationaler Ebene aus, die sich aus einem zirkulären Verständnis von Migration ableitet.

 

Auf dieser Basis recherchierte die Arbeitsgemeinschaft, sie stand in einem regelmäßigen Austausch via Zoomkonferenz und trug Arbeitserkenntnisse und Ergebnisse zusammen. Dabei erarbeiteten die Studierenden in kurzer Zeit einen breitgefächerten Überblick zu den Problematiken in der Pflege in Deutschland. Sie stellten vier wesentliche Aspekte heraus, mit denen sich die Gruppe in den nächsten Monaten vertiefend beschäftigen wird. Hierzu zählen

  • die Verfahren der regelmäßigen Überprüfung der UN– Berichterstattung zur Menschenrechtskonvention
  • die Zuständigkeiten der Pflegeausbildung auf Länderebene
  • die Ausbildung von internationalen Pflegefachkräften und deren Arbeitsbedingungen sowie
  • der Aufbau eines nachhaltigen Personalstands für das Gesundheitssystem aus den eigenen Arbeitskräften in Deutschland.

 

Um diese Bereiche genauer zu untersuchen, haben sich die Studierenden aufgeteilt. Es entstanden 15 spezifische Forschungsfragen zu den jeweiligen Bereichen, die nun in Teams oder in Einzelarbeit analysiert werden. Es werden Dokumentenanalysen sowie Experteninterviews im Verlauf des Sommersemesters stattfinden. Jeder Studierende wird dabei auf der Grundlage seiner Ergebnisse Empfehlungen formulieren, die konkrete Vorschläge und Maßnahmen beinhalten, um den unwürdigen Bedingungen in der Pflege entgegenzuwirken. Diese werden zusammengetragen und an die zuständigen Ministerien in Bund und Ländern versendet. Damit sollen sie insbesondere als Anreiz dienen, an der weiterhin untragbaren Pflegesituation in Deutschland effektiv etwas zu verändern.

 

Die Studierenden erheben zugleich den Anspruch, Rückmeldungen zu dem Schreiben von den angetragenen Personen und Ministerien zu erhalten. Das Ziel des sozialpolitisch ausgerichteten Moduls und der Arbeitsgemeinschaft ist es, mit den gesammelten Erkenntnissen eine Stimme im Agenda- und Standardsetting darzustellen, um die genannten politischen Ziele zu erreichen sowie einen sozialpolitischen Beitrag zu leisten.

Studierende der Sozialen Arbeit setzten sich mit dem in Deutschland herrschenden Fachkräftemangel in Pflegeberufen und dessen Auswirkungen auseinander. (Foto Stephanie Schober)