Mainfranken –Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren auch auf dem Ausbildungsmarkt. Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2020/2021 zieht die IHK Würzburg-Schweinfurt eine ernüchternde Bilanz. In Mainfranken bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Mit insgesamt 2.813 neuen Ausbildungsverträgen zum 1. September 2020 hat die IHK 15,1 Prozent weniger abgeschlossene Verträge als im Vorjahreszeitraum registriert.
Auch bayernweit können zum Ausbildungsstart 2020 mehrere tausend Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Zum Beginn des Ausbildungsjahres treten in Bayern Anfang September 40.731 Jugendliche eine Berufsausbildung in Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen an. Laut Zwischenbilanz der bayerischen IHKs ist die Zahl der Vertragsabschlüsse im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent zurückgegangen.
Nachholeffekte möglich
„Der Start ins neue Ausbildungsjahr verläuft holpriger als sonst“, erklärt Dr. Lukas Kagerbauer, IHK-Bereichsleiter Berufsbildung bei der mainfränkischen IHK. Trotz Lockerungen nach dem Corona-Lockdown müssten viele Betriebe weiterhin auf Sicht fahren. Die Bewerbungsprozesse seien ins Stocken geraten. Vielerorts verzögere sich der Ausbildungsvertragsabschluss. Bewerber seien verunsichert und entschieden sich möglicherweise eher für eine weiterführende Schule oder ein Studium. „Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes in diesem Krisenjahr ist schwer abzuschätzen, wir rechnen aber mit einem Nachholeffekt an Ausbildungsverträgen in den nächsten zwei bis drei Monaten“, prognostiziert Kagerbauer. Aus einer IHK-Umfrage geht hervor, dass die Ausbildungsbetriebe ihr Ausbildungsengagement in großen Teilen weiter beibehalten wollen. „Das stimmt uns hoffnungsvoll“, so der IHK-Bereichsleiter.
Zusatzmotivation Ausbildungsprämie
Die Bundesregierung unterstützt Ausbildungsbetriebe aktuell mit dem Programm „Ausbildungsplätze sichern“. Die Prämien können von Corona betroffene kleine und mittlere Unternehmen zusätzlich motivieren, ihr Ausbildungsengagement aufrecht zu erhalten oder zu erhöhen. Informationen zur Antragsstellung finden Betriebe auf der IHK-Homepage unter www.wuerzburg.ihk.de/ausbildungspraemie
Trotz allem weiter gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz
Der Einstieg in eine Ausbildung ist auch nach dem 1. September möglich. Aktuell gebe es noch besonders viele freie Ausbildungsstellen in kaufmännischen Berufen wie zum Beispiel im Transport- und Logistikbereich, im Handel, sowie im Büro-, Hotel- und Gaststättenbereich, erklärt Kagerbauer. In der IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) finden Bewerber aktuell noch rund 200 offene Stellen in der Region Mainfranken. Kagerbauer rät Eltern dazu, ihre Kinder auf dem Weg in eine duale Berufsausbildung zu bestärken. Trotz Corona-Krise bleibe die Wirtschaft auf gut ausgebildete Fachkräfte <link http: www.ihk-lehrstellenboerse.de>angewiesen.
Ein Blick ins Detail:
Rückgänge verzeichnet die IHK unter anderem im Hotel- und Gaststättengewerbe (-20,7 Prozent, 41 Verträge). Darüber hinaus wurden weniger Ausbildungsverträge in den Berufen „Industriemechaniker“ (-32,7 Prozent, 74 Verträge) sowie „Bankkaufmann/-frau“ (-19,3 Prozent, 25 Verträge) und dem zweijährigen Ausbildungsberuf „Fachlagerist“ (-31,3 Prozent, 35 Verträge) eingetragen.
Die duale Ausbildung bietet vielfältige Karrierechancen
Die regionalen Unternehmen bilden in rund 160 verschiedenen Berufen aus. Die IHK appelliert daher an alle Jugendlichen, die gesamte Bandbreite an Berufen zu nutzen. „Die duale Ausbildung ist eine gleichwertige Alternative zum Studium und bietet viele Möglichkeiten. Wer heute einen IHK-Beruf lernt, dem stehen viele Türen offen“, wirbt Kagerbauer. Mit dem Projekt „Ausbildungsscouts“ schult die IHK Auszubildende, die als Botschafter für ihre Ausbildungsberufe in Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien die Schüler „auf Augenhöhe“ informieren. Darüber hinaus werben die bayerischen IHKs, die Handwerkskammern sowie das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gemeinsam mit der Kampagne „Elternstolz“ (www.elternstolz.de) für die Vorteile einer „Karriere mit Lehre“.