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1. Mai Demonstration und Kundgebung in Würzburg

850 Teilnehmer

Würzburg.Auch 2018 fand in Würzburg eine Mai-Demonstration mit anschließender Kundgebung statt, dieses Jahr unter dem Motto Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit. Dem Aufruf des DGB Würzburg und seinen Gewerkschaften folgten rund 850 Menschen. Der Demonstrationszug begann am Hauptbahnhof, wo sich bereits vor dem offiziellen Beginn Hunderte mit Fahnen versehene Gewerkschafter und Teilnehmer versammelten. Schließlich zogen diese mit dem mit Banner ausgestatteten Hauptredner und Bundesvorstandsmitglied der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Martin Burkert, der DGB Kreisvorsitzenden Karin Dauer und dem neuen DGB-Sekretär Viktor Grauberger zum Unteren Markt. Begleitet wurde der Demonstrationszug von der Marching Band Prasskapelle.

 

Auf der Kundgebung wurden die Demonstranten von den Gewerkschaften wie der IG Metall, ver.di, der EVG, der IG BAU und der GEW mit ihren bereits aufgebauten Ständen und Pavillons erwartet. Auch Parteien waren mit der SPD, den Linken und Grünen vertreten und informierten über ihre politische Arbeit. Mit dabei waren auch zahlreiche Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker wie Simone Barrientos (MdB Die Linke), Georg Rosenthal (MdL SPD), Patrick Friedl (Stadtrat Grüne), Sebastian Roth (Stadtrat Die Linke) und Marion Schäfer-Blake (Bürgermeisterin). Neu waren die Jugendorganisationen von Gewerkschaften und Parteien, welche sich vor kurzem zu einem Jugendbündnis zusammengeschlossen haben und als Jugendblock sowie mit eigenem Pavillon dabei waren. Sie wollten insbesondere auf die Wohnungsnot in Würzburg aufmerksam machen und bauten dafür Möbel – quasi als Wohnzimmer im Freien – auf. Darüber hinaus war für das leibliche Wohl mit einem Bratwurststand und einem Getränkewagen gesorgt. Der ausgewiesene Platz füllte sich schnell, viele bekamen keinen Sitzplatz ab, was der Stimmung jedoch ebenso wenig schadete wie der pfeifende Wind, welcher kurz nach Eintreffen des Demonstrationszuges einsetzte.

 

Die Kundgebung begann schließlich mit der Begrüßung durch die DGB Kreisvorsitzende Dauer, welche in ihren Ausführungen u.a. auf die derzeitige Problematik der horrenden Mietpreise in Würzburg einging. Auch rief sie den Anwesenden ins Gedächtnis, welche Bedeutung der 1. Mai für die Arbeiterbewegung eigentlich habe. Erstmals kämpften Arbeiter 1890 an diesem Datum für den 8-Stunden-Tag. Auch erinnerte sie an den Missbrauch des Kampftages durch die Nationalsozialisten, welche den 1. Mai 1933 als Feiertag einführten – nur um am Folgetag die Gewerkschaftshäuser des Landes zu stürmen und zahlreiche Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen in Arbeits- und Konzentrationslager zu deportieren.

 

Im Anschluss an Dauer sprach Anil Otman für die DGB Jugend. Auch er ging auf die Mietproblematik ein und forderte ein Gegensteuern der Politik. Zudem forderte er mehr Investitionen in Bildung, in Form von zusätzlichen Mitteln für Schulen und besserer Ausstattung dieser. Weiterhin sprach anschließend ein Vertreter des Jugendbündnisses und bedankte sich für die Teilnahme der zahlreichen jungen Leute an der Veranstaltung. Tatsächlich waren diese heuer deutlich besser wahrnehmbar als in den Jahren zuvor, was auch viele der altgedienten Gewerkschafter beeindruckte.

 

Schließlich sprach Martin Burkert als Hauptredner zu den Anwesenden. Als gebürtiger Würzburger war er sichtlich erfreut darüber in der Bezirkshauptstadt Unterfrankens sprechen zu dürfen. Er betonte nochmals das diesjährige DGB-Motto: Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit. Die Gewerkschafter seien auf der Straße, um diese „drei großen und wichtigen Werte in unsere Städte zu tragen“. Burkert forderte bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung in den Pflegeberufen und auch einen finanziellen Ausgleich für die Beschäftigten, die ihre Angehörigen selbst pflegen, da die Pflege in einer alternden Gesellschaft wie der deutschen eine Gemeinschaftsaufgabe sei. Auch auf Hartz-IV ging der Gewerkschafter ein, der zugleich SPD-Bundestagsabgeordneter ist. Als Sozialleistung sollte dieses Instrument eigentlich der staatlichen Fürsorge dienen, stattdessen löse es jedoch Ängste in der Gesellschaft aus. Hartz-IV reiche zum Überleben, für mehr allerdings nicht. „Dann stimmt doch etwas grundlegend nicht!“, rief Burkert aus, was ihm großen Applaus aus der Menge bescherte.

 

Weiterhin übte er u.a. Kritik am CSU-Entwurf des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz und am ständig wachsenden Niedriglohnsektor – auch in Bayern. Zugleich forderte er eine Mindestrente als „Schwester des Mindestlohnes“, eine Mobilitätswende von der Straße auf die Schiene und ein Tariftreue- und Vergabegesetz in Bayern.

 

Nach der Rede von Burkert rief DGB-Sekretär Grauberger noch zur Solidarität mit den Beschäftigten der Bavaria Yachtbau auf, welche vor kurzem Planinsolvenz angemeldet hat. Hunderte Beschäftigte stünden nun vor einer ungewissen beruflichen Zukunft. So liefen einmal mehr Beschäftigte Gefahr „die Fehler des Kapitals ausbaden zu müssen“. Hier sei dieses in Form eines Hedgefonds aufgetreten, welche sich „wie Heuschrecken auf profitable Unternehmen stürzen“. Das Unternehmen wurde 2007 für über eine Milliarde Euro an einen Hedgefonds verkauft.

 

Abschließend wurde traditionsgemäß das Arbeiterlied „Brüder zur Sonne“ gesungen. Nach dem Ende der offiziellen Kundgebung blieben Dutzende noch über eine Stunde bei musikalischer Begleitung der DGB - Songgruppe auf dem Unteren Markt. Die Wolkendecke brach auf und der pfeifende Wind verstummte. Tatsächlich lachte nun die Sonne den Gewerkschaftern entgegen.