Würzburg/Bray/Wicklow
Corona hat dieses Jubiläum ordentlich durcheinandergewirbelt: Bereits im November 2019 begleitete Altbürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eine Delegation von 40 Würzburgerinnen und Würzburgern nach Bray und in die Grafschaft Wicklow, der obligatorische Gegenbesuch konnte aber erst jetzt stattfinden. 35 Gäste aus Irland belegen, dass die Städtepartnerschaft im 20. Jahr - beziehungsweise nun ja schon 23. Jahr - sehr lebendig ist und von vielen Schultern getragen wird.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt betonte in seiner Festrede im Ratssaal, dass gerade angesichts des brutalen Kriegs Russlands gegen die Ukraine „unsere Werte, unser way of life und unser friedliches Miteinander in Gefahr sind: Die europäischen Demokratien, die nach dem Zweiten Weltkrieg Feindschaften ausräumten, müssen nun noch enger zusammenrücken.“ Und weiter das vertiefen, was im konkreten Fall mit einer Partnerschaft zwischen der St. Kilians Community School und dem Matthias-Grünewald-Gymnasium begann und über die Jahrzehnte viele Früchte trug.
Das diesjährige Besuchsprogramm deckte sehr unterschiedliche Aspekte ab. So wurde beispielsweise das Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) am Hubland vorgestellt und beim Besuch in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) stand der Klimawandel im Zentrum der Gästeführung. Welche Herausforderungen kommen auf die Winzer zu? Welche Rebsorten haben in Franken mittelfristig kaum Überlebenschancen? Die Führung beinhaltete zudem einen generellen Überblick über die Aufgaben der einzelnen Institute und Fachzentren der LWG. In Gadheim besuchte man zudem den Mittelpunkt Europas und wurde vom 2. Bürgermeister Veitshöchheims Elmar Knorz empfangen. Die Delegation durfte sich auch ins Gästebuch eintragen. Natürlich gab es auch Gelegenheit sowohl den klimatisch herausgeforderten Wein als auch Kiliani-Festbier in gemütlichen Runden zu testen.
Councillor Paul O`Brien (Wicklow County Council) griff in seiner Festrede die Worte Schuchardts auf und lobte die neu eingegangenen Verbindungen zu den Städten Lwiw und Luzk in der Ukraine. Dieses Land brauche nun jede Unterstützung. Bezogen auf die eigene Partnerschaft freut er sich auf die nächsten 20 Jahre Austausch. Councillor Anne Ferris (Bray Municipial Council) war schon im Jahr 2000 beim offiziellen Start der Partnerschaft in Würzburg, nun lobte sie besonders zwei Herren, die über die Jahre viel Tatkraft in die Beziehungen gesteckt hätten: George Jones von der Irish-German Society of Bray & County Wicklow und sein „Gegenüber“ Matthias Fleckenstein von der Deutsch-Irischen Gesellschaft. Der 2019 verstorbene Jürgen Gottschalk steht als Gründer dieser Gesellschaft für die Wurzeln, die zeitlich noch weiter zurückreichen und wurde beim Festakt ebenfalls herausgestellt.
Laut Máirtín Cronin, Leiter für politische und EU-Angelegenheiten der Irischen Botschaft, sei es gerechtfertigt, dass man Würzburg als irischste Stadt Deutschlands bezeichnet. Er dachte hierbei an die lange Geschichte, die natürlich mit dem Frankenapostel Kilian begonnen habe. Gut 1300 Jahre später freute er sich über den gut gefüllten Ratssaal. Vertreter des Stadtrats, der Kirchen, oder auch von Bildungseinrichtungen waren in großer Zahl zur Feier gekommen, die von Christoph Lewandowski auf der Trompete und Gitarrist Bernhard von der Goltz so irisch umrahmt wurde, dass Paul O`Brien sogar kurz etwas Heimweh verspürte.