Soziale Netzwerke

  

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20.000 Stunden pro Jahr freiwillig im Einsatz

Offene Hilfen der Lebenshilfe Schweinfurt feiern Jubiläum und ihre Mitarbeiter

 

Am Anfang gehörte die Bühne der Dancing Crew, sechs Mitarbeiterinnen der Werkstatt für behinderte Menschen Sennfeld. Mit einer Tanzeinlage haben sie am Sonntag im Schweinfurter Jugendhaus Fränz die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen der Offenen Hilfen eröffnet. „Die Tanzgruppe zeigt, was die Offenen Hilfen ausmacht: Viele Menschen sind gemeinsam aktiv und in Bewegung“, begrüßte Rita Weber, die Leiterin des zur Lebenshilfe Schweinfurt gehörenden Diensts, anschließend die Gäste. Die Reihe der Gratulanten war entsprechend lang. Unter anderem Schweinfurts Bürgermeister, Karl-Heinz Kauczok, der Grüße von Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper übermittelte, Sozialreferent Jürgen Montag sowie mehrere Kreis- und Stadträte besuchten die Jubiläumsfeier.

 

Die Offenen Hilfen unterstützen Menschen mit Behinderung jeden Alters und ihre pflegenden Angehörigen in Alltag und Freizeit. Rund 300 freiwillige Mitarbeiter begleiten hierfür Menschen mit Behinderung stunden- oder tageweise bei allen denkbaren Aktivitäten oder nehmen sie kurzzeitig bei sich zu Hause auf. Die Freiwilligen sind keine Mitarbeiter im klassischen Sinn, sondern Privatpersonen, die sich in ihrer Freizeit engagieren. Sie arbeiten unentgeltlich oder für eine geringe Aufwandsentschädigung. Rund 240 Menschen mit Behinderung und deren Familien unterstützen sie derzeit. Pro Jahr leisten sie etwa 20.000 Einsatzstunden. „Wenn Sie mich nach dem Herzstück der Offenen Hilfen fragen, dann sind das die freiwilligen Mitarbeiter“, erläuterte Weber. Die Feier zum 20-jährigen Bestehen der Offenen Hilfen wollte sie deshalb auch als ein Fest für die freiwilligen Mitarbeiter verstanden haben wissen. Im Garten des Fränz boten sich für große und kleine Besucher diverse Spiel- und Sitzmöglichkeiten, die Kabarettveranstaltung mit Rainer Schmidt am Abend war für die freiwilligen Mitarbeiter kostenlos.

 

Vier von ihnen – Ingrid Lauer, Reiner Rauschmann, Theresia König und Daniela Keeß-Gehles – ehrte Weber am Sonntag für ihre 18- und 19-jährige Mitarbeit. Lauer erläuterte den Gästen die Motivation für ihr Engagement: „Ich erfahre sehr viel Wertschätzung und habe nie das Gefühl, dass das, was ich tue, als selbstverständlich wahrgenommen wird.“

 

Auch Nutzer der Offenen Hilfen kamen während der Feierlichkeiten zu Wort. Anja Gock erzählte, wie eine freiwillige Mitarbeiterin des Diensts sie regelmäßig ins Kino oder zum Schwimmen begleitete. „Sie hat mir Mut zugesprochen“, so Gock, „und mir gesagt, dass ich mich mehr getrauen soll.“ Pedro Nöth nimmt die Offenen Hilfen für seinen behinderten Sohn in Anspruch. „Fantastisch“ nannte er die Unterstützung des Diensts. „Ohne die Offenen Hilfen könnten meine Frau und ich unsere Freizeit nicht so gut nutzen.“

 

Neben der klassischen Familienentlastung bieten die Offenen Hilfen mittlerweile auch ein Freizeitnetzwerk an, das sich gezielt um die Freizeitgestaltung von Menschen mit Behinderung kümmert. Dazu kommt die Geschwisteranlaufstelle. Sie unterstützt nichtbehinderte Geschwister von Menschen mit Behinderung.

 

Doch nicht nur das Angebot der Offenen Hilfen hat sich während der vergangenen 20 Jahre erweitert. Auch im Umgang mit Menschen mit Behinderung sind neue Facetten hinzugekommen. Längst sind diese keine reinen Hilfeempfänger mehr. „Sie können auch Hilfe leisten und sind Experten in eigener Sache“, erläuterte Weber.

 

Seit geraumer Zeit unterstützen die Offenen Hilfen daher ihre Nutzer, die selbst ehrenamtlich aktiv werden wollen, bei der Suche nach einem passenden Engagement. Zudem bilden sie ab Sommer acht Menschen mit Behinderung zu sogenannten Peer-Unterstützern aus. Diese sollen in Zukunft andere Menschen mit Behinderung zu Situationen beraten, die sie selbst bereits erlebt haben. Mit Blick auf die Veränderungen sagte Weber: „Ich hoffe, dass bei den Offenen Hilfen auch in Zukunft das drin ist, was draufsteht: Offenheit.“