Soziale Netzwerke

  

Anzeige

35 Jahre " Aplawia " ein Erfolgsmodell feiert Jubiläum

Kitzingen: .Seit 35 Jahren gibt es in Kitzingen die Aplawia. Der Name steht für "Andere planen wir arbeiten". Der Verein entstand aus einem sozialen Projekt das sich um arbeitslose Jugendliche und benachteiligte Menschen im Umfeld des Notwohngebietes Egerländer Straße in Kitzingen gekümmert hat. Bis heute betreibt die Aplawia ein Kaufhaus und bietet arbeitslosen und benachteiligten Menschen der Stadt und des Landkreises Kitzingen die Möglichkeit mehrere Monate ( bis zu 1 Jahr ) bei Aplawia zu arbeiten, um sich mit einer festen Arbeit im Hintergrund auf dem freien Arbeitsmarkt zu bewerben. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Knut Roßberg. Er war lange Jahre Geschäftsführer des Gebrauchtwarenkaufhauses von Aplawia und hatte als Sozialarbeiter das Projekt in der Egerländer Straße in Kitzingen betreut. "Anfang der 80er Jahre gab es in Deutschland eine erste Welle von Jugendarbeitslosigkeit nach dem Abschied aus der Vollbeschäftigung im Wirtschaftswunder". Als Antwort darauf hatte die Arbeiterwohlfahrt (AWO) 1984 das Gemeinwesen - Projekt in der Egerländer Straße gegründet, in welchem besonders viele Betroffene wohnten. Knut Roßberg hatte das Konzept damals mitentwickelt, das Projekt mitbegründet und begleitet. "Damals war die Arbeitslosigkeit ein Problem von Randgruppen". Zusammen mit den Betroffenen habe man überlegt, einen Verein zu gründen. " So entstand eine Art Selbsthilfegruppe im Notwohngebiet " .

 

Man habe damals ganz klein angefangen, mit einem Taschengelderwerb für die Jugendlichen. " Man wollte die jungen Menschen aktivieren und aus ihrer Lethargie herausholen". Dazu beschäftigte man sie mit Hilfstätigkeiten wie dem Entrümpeln von Wohnungen und Gartenarbeiten um sie auf den Geschmack eigener Arbeit zu bringen und sie zu mobilisieren. Die Beschäftigung war anfangs nur stundenweise möglich. Das Projekt in der Egerländer Straße sprach sich schnell herum. Bald kamen auch Betroffene von außerhalb und baten um Arbeit. "Anfangs kamen meistens Jugendliche später zunehmend Erwachsene". Bald wollte man sich nicht mehr auf die Siedlung und Jugendliche beschränken und hat sich schließlich aus der Egerländer Straße wegentwickelt - in Richtung Innenstadt. Weiter hatte der Verein die Maßnahme für alle Altersgruppen und Schichten geöffnet. Eine Entwicklung hin zum heutigen Gebrauchtwarenkaufhaus dauerte aber noch einige Zeit. Zunächst mietete der Verein Ende der 80er Jahre eine etwas größere Garage in der Unteren Bachgasse an. Bei Wohnungsauflösungen, die häufig von Aplawia - Mitarbeitern durchgeführt wurden, gab es gute Gegenstände wie Möbel,Geschirr und Ähnliches. Diese konnten Arbeitslose wiederum gut brauchen. Die Sachen wurden deshalb in der Garage eingelagert und an Bedürftige weitergegeben.

 

Etliche Zeit später siedelte der Verein in das Bürgerzentrum in der Fischergasse um, wo er einen eigenen Raum anmietete und so den endgültigen Sprung in die Innenstadt geschafft hatte. "Von da an hat Aplawia angefangen, verstärkt Maßnahmen anzubieten", Dies waren Arbeitsbeschaffungs-, Strukturanpassungs- und Bildungsmaßnahmen, die heute noch angeboten werden.

 

Erstes Kaufhaus

1996 gab es das erste richtige Kaufhaus von Aplawia in der Kitzinger Schmiedelstr. 1 gegenüber der Stadtbücherei. "Wir hatten damals den Anspruch, uns weg vom Möbellager und hin zu einem Ladengeschäft zu entwickeln", erläutert Volker Lang der heutige Geschäftsführer des Gebrauchtwarenkaufhauses im Kitzinger Lochweg. Die Waren wollten die Mitarbeiter dazu für den Kunden attraktiver präsentieren - auf etwa 200 Quadratmetern. Die Fläche stellte sich allerdings erneut als zu klein heraus und so versuchte man einmal mehr, passende Räumlichkeiten zu finden, die 1998 im Floßhafengebiet entdeckt wurden. Neben den neuen Räumlichkeiten gab es 1998 einen zweiten großen Schnitt. Die Arbeiterwohlfahrt hatte sich aus dem Projekt zurückgezogen und wollte keine finanzielle Beteiligung mehr übernehmen. "Wir hatten nun zwei Möglichkeiten, entweder wir übernehmen Eigenverantwortung oder gehen unter", erzählt das einstige Gründungsmitglied von Aplawia Knut Roßberg. Die Vorstände des Vereins hatten sich schließlich dazu entschlossen, den Verein eigenverantwortlich, ohne einen großen Träger im Rücken, weiterzuführen. "Wir hatten viele Mitarbeiter und Betroffene, die wollten wir nicht einfach in die Arbeitslosigkeit entlassen", betont Roßberg. Letztlich habe auch alles gut funktioniert und Aplawia habe sich gut weiterenwickelt. "Als kleiner eigenständiger Träger kann man zudem schneller agieren als vorher", erläutert der Diplom-Sozialpädagoge.

 

Durch die "schlanke" Verwaltung habe Aplawia zudem kostengünstiger arbeiten können und ohne die AWO nun auch einen eigenen Wirtschaftsbetrieb einrichten können. Zunächst bedeutete das zwar mehr Arbeit für die Einzelnen. So hat der Verein zunächst die Lohnbuchhaltung selbst gemacht, um Geld einzusparen. Doch insgesamt brachte es überwiegend Vorteile: "Wir konnten nun auch das Kaufhaus-Konzept viel intensiver betreiben", schildert Roßberg. Zum Verein sei damals auch die wirtschaftliche Komponente mit den Einnahmen aus dem Kaufhaus und den sonstigen Dienstleistungen dazu gekommen. "Damit haben wir die soziale Arbeit, die wir leisten, wie zum Beispiel die Bildungsangebote und Arbeitsgelegenheiten finanziert", erläutert der heutige Geschäftsführer Volker Lang. Für jede Arbeitsgelegenheit, die jeweils für ein halbes Jahr mit einem sogenannten "1-Euro-Jobber" besetzt wird, bekommt Aplawia eine Maßnahmepauschale vom Jobcenter, über die die Mitarbeiter auch vermittelt werden. Doch das Geld reiche bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken, unterstreicht Geschäftsführer Volker Lang. Im Floßhafen blieb der Verein bis 2002. Anschließend siedelte man in den Lochweg um, wo Aplawia heute ein großes Gebrauchtwarenkaufhaus" Möbel & mehr " auf zwei Etagen betreibt. "Nun hatten wir endlich großzügig Platz, um unser Kaufhauskonzept mit Leben zu füllen". Noch mehr Platz hatten die Mitarbeiter , da in der großen Halle noch eine Lagerbühne installiert wurde, die heute als erster Stock genutzt wird. Dort werden Waren wie Kleidungsstücke, Bilder, Spielsachen und Bücher usw. angeboten.

 

Noch heute sind Dienstleistungen im Angebot, die schon vor 35 Jahren angeboten wurden, nämlich Gartenarbeiten, Entrümpelungen und andere Hilfstätigkeiten. Gut angenommen werden auch die "Guten Geister". Die Mitarbeiterinnen gehen in private Haushalte, um vor allem älteren Menschen bei der Hausarbeit zu helfen - vom Fensterputzen über das Wäschewaschen bis zum Bügeln. "Am häufigsten nehmen wir Kleidungsstücke entgegen", erklärt eine freundliche Aplawia-Mitarbeiterin. Neben Kleidungsstücken gibt es auch viele Bücher im Gebrauchtwarenkaufhaus " Möbel & mehr " Echte Verkaufsschlager sind in Kaufhaus Elektrogeräte wie Waschmaschinen und gute Herde. Teilweise gibt es aber auch echte Raritäten: "Aus einer Wohnungsauflösung hatten man sogar einmal einen historischen Flügel aus dem Jahr 1780 bekommen", welcher jetzt in einem Museum steht.

 

Erster Vorsitzender Jürgen Derleth bittet alle Bürgerinnen und Bürger des Landkreises um ihre Mithilfe: "Auch Sie können die regionale und ökologisch ausgerichtete Sozialarbeit unseres unabhängigen Vereins unterstützen. Die Dienstleistungsabteilung freut sich über Ihren Auftrag zu einer Wohnungsauflösung oder Entrümpelung. Die "guten Geister" erleichtern Ihnen den Alltag. Sie erledigen alle anfallenden Reinigungsarbeiten in und rund ums Haus."

 

Die IBAN für Geldspenden lautet: DE57790500000046016788. "Hier wird jeder Euro sinnvoll verwendet.", garantiert Walter Vierrether, der zweite Vorsitzende.

 

"Das Gebrauchtwarenkaufhaus nimmt gerne gut erhaltene Waren (Möbel,Kleidung, Haushaltsartikel etc.) als Spende an. Und nicht zuletzt profitieren Sie als Kunde von den fairen Preisen bei Ihrem nächsten Einkauf.", ergänzt Kaufhausmitarbeiterin Olga Schmitt. Es gelte die Devise: "Einfach mal reinschauen!"

Von links: Jürgen Derleth, Knut Roßberg, Volker Lang