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98. Mozartfest eröffnet: Mozart, ein Romantiker?

„Ohne Musik wäre alles nichts"

Können Klassik und Romantik als Einheit verstanden werden und warum wirkte die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart so stark in das 19. Jahrhundert hinein? War Mozart ein Romantiker? Dieser Frage stellt sich das diesjährige Mozartfest, das am 24. Mai von Oberbürgermeister Christian Schuchardt eröffnet wurde. Schuchardt betonte die Verbindung Frankens zur kulturgeschichtlichen Epoche der Romantik und erinnerte daran, dass in Franken eine der Wiegen der deutschen Romantik stehe: Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, die Vorreiter der literarischen Romantik, fanden 1793 mit ihrer Betrachtung fränkischer Natur und Kunstdenkmäler zu einer wegweisenden romantischen Diskussion über Identitätsfindung und Sinnstiftung.  

 

Die Frage nach Sinn und Identität bleibt aktuell

„Sinn und Identität prägen auch gegenwärtig die Diskurse. Vor allem die Frage nach der Identität bedarf in unserer Gegenwart einer offenen und kritischen Diskussion", spannte Schuchardt den Bogen in die Gegenwart. „Es steht für mich außer Frage, dass die Beschäftigung mit unserer Geschichte und unserem kulturellen Erbe ein wesentlicher Aspekt dieser Diskussion ist und sein muss." Für einen eingeschobenen kurzen Exkurs zu den Europawahlen am Sonntag erhielt er langanhaltenden Applaus während seiner Rede: „Geschichte bestimmt Gegenwart und gibt Ausblick auf die Zukunft. Mit den Europawahlen gestalten wir unsere Zukunft, für ein Europa in Frieden." Auch dies eine sinnstiftende Aufforderung zur Identitätsfindung, ganz wie in der Romantik: „Die Welt muss romantisiert werden, so findet man den ursprünglichen Sinn wieder", zitierte Schuchardt auch in diesem Sinne Novalis.

 

Bernd Sibler, der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, würdigte in seinem Grußwort nicht nur Mozart, denn die Familie mit Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart habe ihn bereits die ganze Woche begleitet, sondern auch das Mozartfest und die Residenz: „Auch wenn Mozart im klassischen Sinn kein Romantiker war, so finden wir doch seine Melodien und die Texte romantisch und schön. Wir können uns so auch heute noch sehr mit seiner Musik identifizieren, dass jedem das Herz aufgehen muss." Bayern, betonte Sibler, sei ein Kulturstaat und mit Blick auf die Residenz, Würzburg und das Mozartfest, Franken in ganz herausragender Weise.  

 

Ein Fest für alle

Als Ort der Begegnung zwischen Generationen bezeichnete Intendantin Evelyn Meining das Mozartfest. Es sei nicht für wenig Privilegierte oder Luxus, sondern ein Fest für alle. Es projiziere Kunst und Gesellschaft und mache Geschichte fast wieder lebendig. „Geschichte holt uns ein, nur unter anderen Vorzeichen. Die romantischen Bilder Caspar David Friedrichs in nebelumwobener Landschaft, die Kompositionen Schumanns oder die gefühlsreichen Verse Eichendorffs: Sind sie heute so weit weg von unserem Lebensgefühl?" In einer entzauberten, vermessenen, erklärten und eroberten Welt harter Fakten und der Optimierung, wo bleibe da der fühlende Mensch, fragte Meining. Wo der Sinn und die Seele? „Wir suchen wie die Romantiker, suchen den Weg nach Innen und suchen die Verzauberung der Welt." Häufig sei diese Nostalgie aber nur Mittel zum Zweck. „Wir können mehr über uns erfahren, über unser geschichtliches Wesen, Wesen, Kultur, Sprache. Die Gegenwart lebt aus der Vergangenheit, daraus erwächst unsere Perspektive. Und wenn wir mit Freude in unser Mozartfest investieren, zahlen wir in unser eigenes Dasein und unsere Zukunft ein. Oder wie es Mozart sagte: Ohne Musik wäre alles nichts."  

 

Neben Staatsminister Bernd Sibler besuchten die Eröffnung des Mozartfestes 2019: Annette Schavan (Botschafterin a.D. beim Vatikan, ehem. Bundesministerin für Bildung und Forschung), Michael Glos (ehem. Bundesminister für Wirtschaft und Technologie), ehemalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Bundestagsabgeordneten Paul Lehrieder, Andrew Ullmann, Bernd Rützel, Simone Barrientos, die Landtagsabgeordneten Patrick Friedl, Kerstin Celina, Volkmar Halbleib, die Generalkonsulin der tschechischen Republik Kristina Larischova, der japanische Generalkonsul Tetsuya Kimura, der Präsident des Zentralrats der Juden Dr. Josef Schuster, em. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Diakonin Edda Weise, Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann, Schweinfurts Bürgermeister Sebastian Remelé, Landrat Wilhelm Schneider (Haßberge), die Alt-Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler, Jürgen Weber und Dr. Pia Beckmann, Mitglieder des Würzburger Stadtrats, von Justiz, Polizei, Behörden und Vertreter der Partnerstädte aus Caen, Dundee, Mwanza, Bray/County Wicklow und Trutnov.

Das 98. Mozartfest gab mit einem beeindruckenden Konzert mit dem diesjährigen artiste étoile, Tenor Julien Prégardien, und dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Lorenza Borrani den Auftakt zu dem vierwöchigen Musikfestival „für alle". Das Eröffnungskonzert widmete sich Schnittstellen, wo sich Zeiten begegnen und Wendungen vollziehen. Mit Gespür für die feinen klassisch-romantischen Zwischentöne stellten Julian Prégardien und das Freiburger Barockorchester eine Konzertakademie im Sinne des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts zusammen. Es verzahnten sich Schubert und Haydn mit Mozarts „kleiner" und von der Romantik so geschätzten g-Moll- Sinfonie. Es begegnete die „Zauber flöte" als zukunftsweisendes Singspiel ihrem Schubert’schen Erben „Zauberharfe". Und mit Schubert und Méhul standen sich zwei der ersten echten Romantiker gegenüber.

 

Das 98. Mozartfest findet in 75 Konzerten und Veranstaltungen bis 23. Juni an 26 Spielstätten statt. Www.mozartfest.de <http:>    </http:>