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Ausstellung im Rathaus

„Gärtnereien machten Würzburg schöner und gesünder“

Es waren die weiße Kastengurke, das Radieschen und der Rettich, die um 1900 den Namen und das Ansehen Würzburgs weit in die Welt hinaus trugen. Würzburger Frühgemüse wurde nicht nur in alle Himmelsrichtungen Deutschlands bis nach Königsberg im Osten verkauft, sondern auf nationalen und internationalen Gartenbauausstellungen ausgezeichnet; sogar in St. Petersburg errang ein Würzburger Gärtner Preise. Im Jahr 1893 gab es in Würzburg die stattliche Zahl von 126 selbstständigen Gärtnereien. Vor dem Ersten Weltkrieg pflanzten deren Mitarbeiter 25.000 Frühbeete in Würzburg auf 25 Kilometern Gesamtlänge. Deren Erträge wurden bis in die böhmischen Bäder abgesetzt. Nach und nach siedelten sich die Betriebe in den Vorstädten an, in der Sanderau gab es 1907 allein 30 Großgärtnereien, eine regelrechte Industrie. 200 Jahre Geschichte der Würzburger Gärtnereien hat der ehemalige Landschaftsgärtnermeister Wolf von Bodisco mit Unterstützung des Bayerischen Gärtnereiverbandes zusammengetragen und zeigt diese, begleitet von Fotografien, im Oberen Foyer der Stadt Würzburg. Bei der Eröffnung berichtete er vom „gärtnern damals“ mit Pferdedung aus der Rhön, dem Schwerpunkt der Gärtnereien in der südlichen Sanderau und dem Aufkommen des neuen Berufszweigs der Friedhofsgärtner aufgrund des Entstehens des Hauptfriedhofs im 19. Jahrhundert. Diese historischen Stationen der Gärtnereien finden sich in der Ausstellung dokumentiert, ebenso wie Informationen über einzelne Betriebe.

 

Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte von Bodisco als meisterhaften Fotografen, der „ganz ohne erhobenen Zeigefinger erreicht, dass die gezeigten Ansichten beim Betrachter zu erwünschten Einsichten führen. Hier schenkt er uns neben schönen Fotografien viel Wissenswertes.“ Die Würzburger Gärtnereien erfüllten auch heute noch trotz ihrer Dezimierung „unverzichtbare Aufgaben“. Die Pflege öffentlicher und privater Grünanlagen, Gärten und Gräber gehöre dazu ebenso wie die Versorgung von Hobbygärtnern und Blumenliebhabern mit Pflanzen aller Art. „Dass Würzburg seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit dem Ringpark über eine Grüne Lunge verfügt, dass die zuvor kahlen Hügel rund um unsere Stadt seit dieser Zeit bewaldet sind, dass es im Stadtgebiet grünt und blüht, das alles verdanken wir zuvorderst Generationen von Erwerbsgärtnern. Sie haben Würzburg nicht nur schöner, sondern auch gesünder gemacht.“ In der Gegenwart sei es gerade „Urban Gardening“, das seit der Landesgartenschau 2018 markante grüne Akzente gesetzt hat, so Schuchardt weiter. Auf der Landesgartenschau wurde im Übrigen genau die weiße Würzburger Kastengurke als alte regionale Sorte präsentiert. Es gab sie bis 1975 noch auf dem Grünen Markt zu kaufen.

 

Die informative Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses Würzburg ist zu sehen bis Montag, 18. November 2019, jeweils Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 13:30 Uhr.

v.li: Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Wolf von Bodisco bei der Ausstellungseröffnung „Würzburger Gärtnereien“. Foto: Claudia Lother