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Bericht aus Bosnien

Lage in Lipa spitzt sich zu

WÜRZBURG - Das bosnische Geflüchtetencamp Lipa sowie die Stadt Bihać und das Umland befinden sich in einer verzweifelten Situation: Die Kapazitäten der einst nur als Provisorium errichteten Unterbringung reichen bei weitem nicht aus. Nun sollen andere bosnische Lager geschlossen und die Menschen nach Lipa umgesiedelt werden.

 

Bereits seit Anfang 2020 engagieren sich Mitglieder von HERMINE e.V. vor Ort, wo der Verein in Kooperation mit der bosnischen Organisation SOS Bihać unter anderem bei der medizinischen Erstbetreuung von Geflüchteten sowie der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln Unterstützung leistet. Im Camp Lipa, nahe der bosnischen Stadt Bihać, halten sich aktuell ca. 1.200 Geflüchtete auf. Zu Beginn der Covid-19 Pandemie war Lipa nur als provisorische Unterbringung geplant und sollte Ende 2020 von einem angemessen ausgestatteten Lager offiziell abgelöst werden. Entsprechend mangelhafte sanitäre Zustände herrschen hier. “Es existieren keine festen Unterkünfte, weder fließend Wasser, noch ein fester Stromanschluss”, erklärt Patrick, der sich aktuell für HERMINE in Bosnien engagiert. “Die Bewohner schlafen bei Minusgraden in Zelten oder unter freiem Himmel. Diese eiskalten Temperaturen, verbunden mit dem mehrmaligen erneuten Wintereinbruch bei starkem Schneefall bringen die Zelte an ihre statischen Grenzen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Bewohner keine Schuhe besitzen.”

 

Am 23.12.2020 brannte das Camp vollständig nieder. Eine Evakuierung fand nicht statt. Im Februar 2021 brach die Krätze aus und grassiert bis heute. Auch Coronainfektionen sind inzwischen verzeichnet. Eine Situation, die auch für die Helfer:innen vor Ort riskant ist. Hinzu kommen neue staatliche Beschlüsse, die eine Arbeit der Hilfsorganisationen erheblich erschweren und z.T. sogar kriminalisieren. Der Plan, Lipa durch ein Lager mit einem humanitären Mindeststandard an Infrastruktur abzulösen, wurde bis heute nicht umgesetzt. Im Gegenteil: “Die aktuellen Camps sind bereits überfüllt und schlecht ausgestattet” berichtet Zlatan Kovačević, Gründer von SOS Bihać. “Nun informiert der Minister für Sicherheit der hiesigen Una Sana Kantonregierung, Nermin Kljajic, darüber, dass noch weitere Camps geschlossen werden.” Die Rede ist von Schließungen des weiter im Norden gelegenen Camps Miral, aber auch die Standorte Sedra und Bira sollen betroffen sein. Die sich hier aufhaltenden rund 2.000 Menschen würden dann nach Lipa kommen. “Die alten Gebäude in der Stadt sind voll. Geflüchtete gründen neue Camps im Umland. Immer mehr Menschen kommen neu an. Der dadurch entstehende Druck ist unvorstellbar - eine humanitäre Katastrophe”

, erklärt Kovačević die Lage vor Ort.

 

Angesichts der sich hier offenbarenden erschütternden Missstände hat HERMINE nun eine große Spendenkampagne für SOS Bihać gestartet: www.betterplace.org/de/projects/90677-versorgung-von-menschen-im-transit-in-bosnien-durch-sos-Bihać

 

HERMINE berichtet außerdem laufend über die Social Media Kanäle aus Bihać www.facebook.com/hermine.global/www.instagram.com/hermine.global/

 

 

Über HERMINE e.V.

HERMINE e.V. hat seine Wurzeln in der “Mobilen Flüchtlingshilfe”, einer im Zuge der Fluchtbewegung im Oktober 2015 gegründeten Initiative mit dem Hauptziel, Geflüchtete in verschiedenen europäischen Ländern zu unterstützen; innerhalb von zwei Jahren wurden mehr als zwanzig Hilfsfahrten und -projekte durchgeführt. 2018 wurden die Vereinsaktivitäten ausgeweitet und das Projekt HERMINE - eine Lagerhalle und regelmäßige Versendungen von Hilfsgütern - ins Leben gerufen. 2019 wurde dem Verein der 25. Würzburger Friedenspreis verliehen. Aus dem Projekt HERMINE entwickelte sich ein umfangreiches Vereinsleben in Würzburg, welches 2020 in der Umbenennung der Mobilen Flüchtlingshilfe in HERMINE e.V. mündete.

 

Ziel von HERMINE ist, auf allen Gebieten der Flucht Hilfe zu leisten. Zum einen sollen bereits durch die Unterstützung der Menschen in ihren Heimatländern Fluchtursachen bekämpft werden. Zum anderen sollen Menschen während ihrer Flucht vor menschenunwürdigen und lebensgefährlichen Situationen geschützt werden. Haben die Geflohenen ein sicheres Ziel erreicht, wollen wir sie dabei unterstützen, sich ein neues Leben aufzubauen und wieder in die Normalität zu finden. Darüber hinaus halten wir Aufklärung und politische Bildung für außerordentlich wichtig, um zukünftig die meist dramatischen Situationen von Geflüchteten zu verbessern. Durch die Förderung eines toleranten, humanitären und solidarischen Weltbildes, wollen wir Menschen auf ihre moralische Verpflichtung gegenüber allen Menschen aufmerksam machen und sie dabei unterstützen, humanitäre Hilfe an Brennpunkten auf der ganzen Welt zu leisten.

 

Spendenmöglichkeiten:

Fotos: HERMINE