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Bericht aus dem Katastropheneinsatz

Tag 2 (Freitag)

NÜRBURGRING/ALENAHR

Dem unterfränkischen Kontingent wurde der Ort Altenahr zugeteilt. Gegen 10 Uhr traf das Ölwehrkontingent dort ein. Während ein Teil der Führungskräfte den Ort erkundeten, arbeiteten sich die Ölwehrmannschaften Stück für Stück hinterher. Die schnell entstehende Liste mit abzuarbeitenden Einsatzstellen lässt das Ganze im ersten Moment wie eine Sisyphusarbeit erscheinen.

 

Der Zustand der Gebäude ist im Ort total unterschiedlich. Während am Ortseingang von Altenahr die Häuser zerstört sind und wenn überhaupt nur noch Ruinen übrig geblieben sind, sind im Ortskern oberhalb der Brücke hingegen immerhin die Grundmauern erhalten geblieben.

 

Da in der Region hauptsächlich mit Öl geheizt wird, befindet sich eigentlich in fast jedem Keller ein Öltank. Die Fassungsvolumen der Tanks sind gerade in den Hotels sehr hoch. Durch die Flutwelle wurden die Tanks größtenteils aufgeschwemmt. In den seltensten Fällen sind die Tanks dann wieder in ihrer ursprünglichen Position gelandet. Die Ölwehrkräfte schaffen sich Zugang in die Keller. In manchen Straßenzügen ist alleine der Weg zum Öltank durch die Trümmer eine Herausforderung, welche extrem zeitaufwendig, gefährlich und kraftanstrengend ist. An den havarierten Öltanks werden mit verschiedensten Werkzeugen Öffnungen geschaffen um diese dann mit Hilfe von Saugwägen professionell absaugen zu können. Der überall klebende und ebenfalls mit Öl, Chemikalien und Sonstigem verseuchte Schlamm ist in den Kellern in der 360° Ansicht klebend. Die Einsatzkräfte schützen Ihre Haut mit Vollschutzanzügen. Einige Keller stehen mit einem Öl-/Wassergemisch voll. Diese werden ebenfalls ausgepumpt. Die ölige Brühe wird anschließend in IBC-Container gefüllt.

 

Der im Kontingent mitgeführte Krankentransportwagen erweist sich als Goldwert, denn während der schweißtreibenden Arbeiten kommt es zu kleineren Blessuren. Vor allem der hochgiftige Staub der das ganze Tal überzogen hat und durch den Wind in Schaden durch die Gassen zieht reizt Atemwege und Augen. Die Volkacher Einsatzkräfte tragen deshalb den kompletten Tag Maske und Schutzbrille. Eine Maßnahme die die Reizungen wenigstens etwas mildern.

 

Das sich vor Ort darbietende Leid ist nicht mit Worten beschreibbar und stellte alles bisher erlebte in den Schatten. Das Ausmaß der Zerstörung wird einem erst richtig bewusst, wenn man in diesem Tal steht. Vereinzelt trifft man Anwohner, welche einem die Horrorgeschichten der Flutnacht erzählen. Die Einsatzkräfte versuchen Trost zu spenden, doch die übrig gebliebenen Schicksale machen einfach sprachlos.

 

Gegen 18 Uhr werden die Tätigkeiten durch die Feuerwehren vor Ort erstmal eingestellt. Nachdem alle Einsatzkräfte dekontaminiert sind, fährt die Kolonne zurück in Richtung Nürburgring. Dort wartet stärkendes Abendessen und eine warme Dusche nach einem physisch und psychisch anstrengenden Tag.

Fotos: FFW Volkach