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Bewirtschaftung und Artenschutz Hand in Hand

Fortführung des Artenhilfeprojekts Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Kammmolch im Landkreis Würzburg

LANDKREIS WÜRZBURG

Die Trockenheit macht es Amphibien zunehmend schwer, in der freien Natur geeignete Lebensräume zu finden. Viele von ihnen, wie etwa die Gelbbauchunke, die Kreuzkröte oder der Kammmolch, stehen daher bereits auf der Roten Liste der stark bedrohten Tierarten und ihre Zahl nimmt auch im Landkreis Würzburg weiter ab. Ein bereits im Jahr 2020 begonnenes Artenhilfeprojekt des Landschaftspflegeverbands Würzburg gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde hatte zum Ziel, die Population speziell dieser drei Froschlurch-Arten zu stärken. Da das Projekt in diesem Jahr mit einer erneuten staatlichen Förderung unter Koordination des Landratsamts weitergeführt werden kann, schlüpfte Landrat Thomas Eberth einmal selbst in die Gummistiefel, um gemeinsam mit Amphibienexperten im Steinbruch zwischen dem Geroldshäuser Ortsteil Moos und der Gemeinde Kirchheim nach den Tieren zu sehen und sich von den Erfolgen berichten zu lassen.

 

„Ein Steinbruch kann nach der Abarbeitung ein tolles Biotop für seltene Tierarten sein. Es ist schön, wenn die Unternehmer der Region das erkennen und so auch bei ihrer Arbeit das Thema Amphibien im Hinterkopf haben und dann auch in den Vordergrund rücken“, führte Landrat Thomas Eberth im Gespräch mit Maximilian Seubert aus. Der Geschäftsführer des dortigen Steinbruchbetriebes Erich Seubert GmbH hatte die Abordnung bereitwillig empfangen und zeigte sich für eine Kooperation mit den Artenschützern offen.

 

Tatsächlich sind die Biologen ein Stück weit auf die Hilfe von Unternehmern und Grundbesitzern angewiesen, schon alleine was den Zugang auf das Gelände angeht. Eines der Projektziele ist es nämlich, die vorhandenen Bestände von Gelbbauchunke und Kammmolch vor Ort zu begutachten und genau zu kartieren. Des Weiteren soll gezielt nach Beständen der Kreuzkröte gesucht werden. An welchen Stellen im Landkreis sind welche Bestände vorhanden? Welche Qualität haben die Lebensräume (Habitate) und mit welchen Widrigkeiten haben die Amphibien zu kämpfen? Um zumindest einen Teil der Antworten auf diese Fragen zu finden, werden 28 ausgewählte (Gewässer-)Standorte in den Bereichen Lindelbach-Eibelstadt, Winterhausen-Goßmannsdorf und Irtenberger Wald-Gaubüttelbrunn untersucht. Das Artenhilfeprojekt für Gelbbauchunke, Kreuzkröte und Kammmolch ist eine staatliche Maßnahme, die mithilfe sogenannter Biodiversitätsmittel zu 100 Prozent durch die Regierung von Unterfranken gefördert wird.

 

 

Warum das Projekt von solcher Bedeutung ist, erklärte Ulrike Geise. Die diplomierte Biologin ist Amphibienspezialistin und wurde unter anderem mit den Kartierungsarbeiten beauftragt. „Eigentlich sollte 2021 ein gutes Amphibienjahr sein“, führte sie aus, „wegen der vielen Niederschläge sind untypischerweise so spät im Jahr noch Paarungsrufe zu hören. Aber es sind immer noch zu wenige Tiere.“ Zwar habe man zwischen Ochsenfurt und Winterhausen genauso wie in Richtung Wittinghausen Gelbbauchunken gefunden. Aber auch in Baden-Württemberg sei ein Rückgang zu bemerken. Nur mit Mühe habe sie zudem einige Kreuzkröten finden können. „Der Kreuzkröte geht es richtig schlecht“, so die Biologin. Einzelne Habitate zu schützen, sei daher essenziell. Um die Population zu stärken, sei aber in der Folge auch die Vernetzung der Lebensräume wichtig.

 

Steinbruchbetreiber Maximilian Seubert stimmte zu, dass eine Zusammenarbeit mit dem Naturschutz in dieser Sache sinnvoll sei. Auch er habe beobachtet, wie in den Aushubflächen Lebensräume entstünden, manche der Tümpel würden ja bereits seit Jahren bestehen. Als Unternehmer sei ihm nicht nur die Produktion regionaler Güter wichtig, sondern auch der nachhaltige Umgang mit der Natur selbst. Daher lege er großen Wert auf die Einhaltung der nötigen artenschutzrechtlichen Maßnahmen – wie etwa, dass seine Mitarbeiter bestimmte Bereiche und Brutgewässer während des Tagesgeschäfts umfahren und mit Wasserhaltungsmaßnahmen die Tümpel vor dem Austrocknen bewahren.

 

„Steinbruchlandschaften sind mit die wichtigsten Lebensräume für diese Tiere hier im Landkreis“, weiß die Biodiversitätsberaterin des Landratsamts Würzburg Jasmin Fidyka. In Zusammenarbeit mit den Steinbruchbetreibern finden wir Wege, wie wir die Gelbbauchunke und andere Amphibien vital halten und trotzdem eine Nutzung ermöglichen.“ Wünschenswert wäre es laut Fidyka im Zuge dessen zunächst die Kartierung von streng geschützten Amphibien auf den gesamten Landkreis auszuweiten. Dafür seien aber wiederum erneute Förderungen wichtig.

 

Auch Landrat Eberth betonte, dass man das Thema Geld nicht außen vorlassen könne. Langfristig gelte es Mechanismen zu entwickeln, wie man wirtschaftliche Aspekte und den Artenschutz zusammenbringen könne. Und wenn sich ein Unternehmer zurücknehme für den Umwelt- und Artenschutz, dann dürften auch finanzielle Entschädigungen nicht fehlen. An dieser Stelle seien der Gesetzgeber aber auch die Gesellschaft als Ganzes gefragt. „Grundsätzlich geht es darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren, um eine weitere Zerstörung der Habitate zu vermeiden“, so der Landrat. Seitens des Landratsamtes versprach der Behördenchef, sich stets für ein ausgewogenes Miteinander aller Beteiligten stark zu machen: „Das Team des Landratsamtes wird sich weiter um den Schutz der Natur bemühen aber dabei den Menschen nicht aus den Augen verlieren.“

 

 

 

 

 

 

Bildunterschriften: 01: Geröll, Sand und zum Teil ganze Seen geschützt von knapp 30 Meter hohen Wänden: Der Steinbruch im Geroldshäuser Ortsteil Moos ist ein perfekter Lebensraum für Amphibien. Davon überzeugten sich bei einem Rundgang (von links) Amphibienspezialistin Ulrike Geise, Landrat Thomas Eberth, Biodiversitätsberaterin Jasmin Fidyka, Steinbruchbetreiber Maximilian Seubert und Erhard Heinle, stellvertretender Fachbereichsleiter an der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts. 02: Landrat Thomas Eberth hält ein Gläschen mit zwei Kaulquappen der Gelbbauchunken in der Hand. Schon in diesem Stadium wird die charakteristische, helle Musterung sichtbar. Zu Anschauungszwecken hatte Biologin Ulrike Geise die Tiere aus deren Habitat gefischt, nach dem Termin aber natürlich wieder in die Freiheit entlassen. Fotos: Christian Schuster