Nach Ausrufen des Katastrophenfalls durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder am 16. März haben die unterstellten Verwaltungen ihre „Führungsgruppen Katastrophenschutz“ aktiviert, die laut Gesetz „den zur Ereignisbewältigung erforderlichen Umfang ermitteln und die Arbeits- und Führungsfähigkeit sicherstellen.“ Sie holen zum Beispiel Lageinformationen ein, warnen die Bevölkerung oder benachbarte Kommunen, stimmen die Einsätze mit der Örtlichen Einsatzleitung ab.
Auch die Führungsgruppe Katastrophenschutz (kurz: FüGK) am Landratsamt Würzburg hat ihre Arbeit aufgenommen. Die Mitarbeiter*innen engagieren sich freiwillig und neben ihrer eigentlichen Tätigkeit in der FüGK. Die meisten von ihnen kommen ohne „Blaulicht“-Vorkenntnisse ins Team.
Arbeiten rund um die Uhr
Anders als in jeder Übung liegt dieses Schadensereignis nicht in der Vergangenheit, wo es beurteilt und durch entsprechende Maßnahmen geheilt werden könnte – es findet minütlich aufs Neue statt. „Die Lage ist hochdynamisch, das heißt, sie muss 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche beobachtet und ständig aufs Neue bewertet werden“, bestätigt auch Eva-Maria Löffler und erklärt, dass sich die FüGK inzwischen an diese Situation angepasst habe. „Auch wir sind rund um die Uhr in wechselnden Schichten im Einsatz.“ In krisenfreien Zeiten leitet Eva-Maria Löffler den Geschäftsbereich Kommunales, Sicherheit und Verbraucherschutz. Jetzt hat sie die Leitung der FüGK inne, die mit dem Ausrufen des Katastrophenfalls ihren Dienst aufgenommen hat. An ihrer Seite ist die Leiterin des Geschäftsbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit, Miriam Meder. Ihr ist das Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Würzburg unterstellt. Dort läuft man bereits seit Februar im Krisenmodus. Als Doppelspitze der FüGK-Leitung sind die beiden Juristinnen die obersten Einsatzleiterinnen, entscheiden eigenverantwortlich über die nächsten Schritte und koordinieren die Arbeit innerhalb der FüGK. Sie berichten direkt an Landrat Eberhard Nuß. Unterstützt werden sie von der Führungsassistenz, die innerhalb der FüGK die Arbeiten der verschiedenen Bereiche koordiniert und dort mit anpackt, wo es gerade am meisten brennt.
Kritische Versorgungslage In der täglich zweimal stattfindenden Lagebesprechung erteilt einer der Örtliche Einsatzleiter (kurz: ÖEL), Paul Justice, den verschiedenen Arbeitsbereichen das Wort. Zuerst nimmt „Lage und Dokumentation“ Stellung. Hier kümmert man sich unter anderem um die Anforderung, Sammlung und Auswertung von Lageinformationen oder dokumentiert die Lagebesprechungen. Der nächste Redebeitrag kommt vom Arbeitsbereich „Einsatz“ im Krisenfall. Dieser bearbeitet sämtliche „Maßnahmen zur Ereignisbewältigung“. Im Fall der Corona-Pandemie heißt das zuallererst: dringend benötigtes Schutz-Material für die Einrichtungen im Landkreis Würzburg beschaffen. Kreisbrandrat Michael Reitzenstein nimmt als Örtlicher Einsatzleiter und Fachberater der Feuerwehr an den Lagebesprechungen teil. Gemeinsam mit dem Krisenstab der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. hat die Feuerwehr bereits alle administrativen und logistischen Schritte in puncto Materialanforderung in die Wege geleitet, so dass inzwischen die Bestellungen aus dem Gesundheitssektor angenommen und – sobald diese zentral aus München eingehen - an die Bedarfsträger verteilt werden können.
Auch die Pressestelle ist in den Lagebesprechungen gefragt. Als „BuMa“, Abkürzung für Bürgerinformation und Medienarbeit, kommuniziert Pressesprecherin Eva-Maria Schorno mit ihrem Team abgestimmte Fallzahlen an die Medien und bringt Anfragen von Journalist*innen, Bürgermeister*innen und Bürger*innen von draußen mit herein. Der Arbeitsbereich „Sichtung“ behält sämtliche Meldungen rund um Corona im Blick, die angesichts der kritischen Lage und der vielen beteiligten internen und externen Stellen im Sekundentakt eingehen.
Bedarfslage am Gesundheitsamt
Die Personalstelle ist ebenfalls mit an Bord. Als „Innerer Dienst“ ist in dieser Schicht Andreas Dreßel zuständig für die Bereitstellung von Personal, das heißt, er organisiert Ablösungen und Vertretungen, erstellt interne Alarmierungslisten oder akquiriert zusätzliche Mitarbeiter. Selbst im Mehrschichtbetrieb braucht es eine Mehrfachbesetzung jedes Arbeitsbereichs, um die anfallenden Aufgaben bewältigen zu können, erklärt der Personaler. Feldbetten und Nasszellen stünden für die Nachtschicht bereit.
Die Einteilung der Schicht-Teams folgt der Methode „Gefahrenreduktion“: Innerhalb der einzelnen Schicht-Teams soll kein Personalwechsel stattfinden, um die Arbeitsfähigkeit der gesamten FüGK bei einer möglichen Ansteckung Einzelner nicht zu gefährden.