Würzburg: Am Mittwoch, den 12. Januar versammelten sich rund 250 Angehörige der „Querdenken“ Gruppe Eltern Stehen Auf am Würzburger Bahnhofsvorplatz um gegen die „Corona-Maßnahmen“ zu demonstrieren. Die Wahl des Versammlungsortes, direkt neben dem DenkOrt für die deportierten Jüdinnen und Juden in Unterfranken, sorgte im Vorfeld für Empörung, da sich Angehörige der Bewegung regelmäßig mit Opfern der Shoah gleichsetzen und antisemitische Aussagen tätigen und Mitglieder von AfD, Identitäre Bewegung sowie dem dritten Weg in den Reihen der Demonstrierenden auftreten.
Aus diesem Grund Versammelte sich spontan eine Menschenkette von bis zu 80 Personen vor dem DenkOrt als symbolische Schutzmauer. Gleichzeitig wurde auf dem Unteren Markt eine Kundgebung der Grünen Jugend gegen Verschwörungsideologien mit rund 60 Personen abgehalten. Anwesend bei den Gegenprotesten waren auch Politiker:innen von DieLINKE, B`90die Grünen und SPD.
Nachdem die „Querdenken“ Bewegung im November einen starken Zuwachs erhalten hatte, schrumpfte die Teilnehmendenzahl in den letzten Wochen wieder. Dabei zeigt sich auch anhand der Redebeiträge, wer zum Kern der Bewegung gehört und was diesen ausmacht.
Die Pandemie wird geleugnet – Maßnahmen als Menschenrechtsverbrechen und Verstoß gegen den Nürnberger Kodex betitelt, das Tragen von Masken als Folter.Politiker:innen werden entmenschlicht und Bezüge zur NS-Diktatur sowie zur Hexenverfolgung hergestellt. Gesundheitsschädliche Stoffe werden als Heilmittel präsentiert, während Impfstoffen mit „Partikeln für die Automatisierungsindustrie“ versetzt sein sollen. Kinder werden zwar andauernd in den Fokus gestellt, müssen jedoch für die Positionen der Eltern herhalten, eine freie Selbstentfaltung wird ihnen nicht zugestanden. Ein Rechtsanwalt bezeichnet sich selbst und die Justiz als Verschwörungstheoretiker. Es geht vor allem um persönliche Privilegien, welche auf die Gesamtgesellschaft übertragen werden.
Simone Barrientos (Kreissprecherin dieLINKE und ehem. MdB) spricht in einem Onlinekommentar über die Versammlung und ruft vor dem DenkOrt zur Solidarität gegen den Egoismus der „Querdenker:innen“ auf – es gäbe viele Gründe zu protestieren, für diese gingen jene jedoch nicht auf die Straße. Sie verweist zudem auf die „Würzburger Solidaritätserklärung“ der Zivilgesellschaft, die nach 2 Tagen schon mehr als 450 Unterzeichner:innen, darunter bekannte Würzburger:innen, hat.
„Würzburger Solidaritätserklärung“ https://www.change.org/p/stadtgesellschaft-w%C3%BCrzburger-solidarit%C3%A4tserkl%C3%A4rung?recruiter=78020188&utm_source=share_petition&utm_medium=facebook&utm_campaign=share_petition&recruited_by_id=e27e510b-aa9a-4f91-9986-28e8c9d70801&utm_content=fht-32014897-de-de%3A2