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„Das ganze Leben wird ihm schlagartig entzogen“

Augsburger*innen wehren sich gegen Nabils Abschiebung

Nabil hatte sich eine sichere Zukunft aufgebaut. Trotz seiner vorbildlichen Integration droht ihm nun die Abschiebung. Doch rund 2.300 Augsburger*innen setzen sich in einer Petition für Nabils sicheres Leben in Deutschland ein.

Augsburg –Nabils Flucht aus dem Jemen ist voller schmerzhafter Erinnerungen. Mit 15 verließ er den Krisenherd seiner Heimat und machte sich auf den Weg in eine sichere Zukunft. Die traumatischen Erfahrungen, die er zuhause machen musste, hallen bis heute nach. Auch seine Zeit in den Asylzentren Griechenlands beschreibt er heute als unerträglich belastend. Es fehlte am Nötigsten, Unruhen und Gewalt waren keine Seltenheit.

 

Doch genau dorthin soll Nabil nun abgeschoben werden. Das Problem? Endlich auf europäischem Boden, hatte Nabil bei seiner Ankunft in Griechenland Asyl beantragt. Asyl in Deutschland bleibt ihm daher nach monatelangem Verfahren verwehrt. Eine Fehlentscheidung, attestiert nun eine Petition an die Härtefallkommission des Bayrischen Landtags.

 

Abschiebung trotz psychischer Vorbelastung?

„Die vielen Rückschläge und Lasten der letzten Monate ziehen ihm immer wieder den Boden unter den Füßen weg und stellen eine sehr belastende Situation für den jungen Menschen dar“, berichtet Katharina Thurner, die Initiatorin der Petition. Während seiner Zeit in der easyContact Jugendwohngemeinschaft des Vereins Condrobs konnte Nabil viele Aspekte seines Traumas verarbeiten. Auch schloss er die Berufsschule ab und auf ihn wartet ein Angebot zur Ausbildung als Maler. Nun, da die Abschiebung droht, kommen Verzweiflung, Perspektivlosigkeit und psychische Vorbelastungen wieder hoch: „Nabil ist verzweifelt, leidet unter depressiven Schüben und äußerte schon Selbstmordgedanken,“ erzählt Astrid Nave, Einrichtungsleiterin in Nabils Jugend WG. „Dabei hat er bewiesen, dass er seinen Teil zu unserer Gesellschaft beitragen kann. Ihm diese Chance nicht zu geben, ist unmenschlich und nicht nachvollziehbar!“

 

2.300 Augsburger*innen für Nabil

Rund 2.300 Menschen stehen bereits mit ihrer Unterschrift hinter Nabil, Tendenz steigend. Für Thurner und ihre Mitstreiter*innen ist klar: „Es sollte zur Normalität werden, dass die zentrale Ausländerbehörde Einzelfälle detaillierter überprüft und einem sehr gut integrierten und motivierten jungen Menschen wie Nabil Asyl in Deutschland gewährt.“

 

Noch fehlt diese Einsicht vonseiten der Behörden. Ab 1. Dezember 2020 muss Nabil aus der Jugend WG ausziehen. Die bevorstehende Unterbringung in einem Ankerzentrum ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Aufgrund der Corona-Situation ist ein Einzug ins Münchner Ankerzentrum unmöglich. In welcher Stadt Nabil nun unterkommen soll, ist unklar. Die Idee, in einem Ankerzentrum leben zu müssen, löst bei dem jungen Mann Panik aus. Zu frisch ist die Erinnerung an traumatisierende Erfahrungen in Mehrbettlagern. Vom Ankerzentrum aus folgt zunächst die Zuweisung in eine oberbayerische Gemeinschaftsunterkunft und dann droht die Abschiebung. Um das zu verhindern und Nabils hart erarbeitete Zukunft in Augsburg zu sichern, kämpfen seine zahlreichen Unterstützer*innen währenddessen weiter.

 

Die Petition „Gemeinsam gegen die Abschiebung von Nabil“ kann auf go.condrobs.de/nabil unterzeichnet werden.

Fotocredit © Katharina Thurner, openpetition.de