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Der Schriftsteller Anton Dörfler und Würzburg

Willi Dürrnagel berichtet !!!

Würzburg:Anton Dörfler wurde vor 130 Jahren, am 2. August 1890, in München geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits waren Bauern aus Oberfranken, die seiner Mutter Handwerker aus der Oberpfalz. Als Neunjähriger zog er mit den Eltern nach Würzburg, in die Alte Kaserngasse 26/27, in eine Dienstwohnung - sein Vater stand nämlich als Obermälzer der Mälzerei des Hofbräu sowohl in der Kaserngasse als auch bei der Tellsteige vor.


Bereits im Alter von 16 Jahren begann er erste schriftstellerische Versuche mit Märchen, Romanen und Theaterstücken. Schon ab seinem 18. Lebensjahr war er als Lehrer in Oberleinach, Gerbrunn, Rudolstadt in Thüringen, dem Würzburger Institut Adam, in Heustreu, Schweinfurt und Nürnberg tätig.


Am Ersten Weltkrieg nahm er von Beginn an im Würzburger 9. Infanterieregiment im Verband der 4. Bayer. Infanteriedivision teil. Als "Neuner" zog er an seinem Geburtstag 1914 ins Feld. Später arbeitete er als Schauspieler, Theaterkritiker und Schriftleiter der Stuttgarter Zeitschrift "Die Lese". Vor allem aber war er immer wieder freier Schriftsteller in Berlin, Hamburg, mehreren kleinen Orten in Württemberg und Stuttgart.


Schon 1918 veröffentlichte er in Leipzig die "Deutschen Geschichten aus drei Welten". Großen Erfolg erzielte er 1921 mit dem ebenfalls in Leipzig erschienenen Buch "Wunder und Feste der Schule zu Wunnentor". Einem größeren Publikum wurde er 1935 mit dem Handwerkerroman "Der tausendjährige Krug" bekannt, der in Jena erschien und für den er den Volkspreis für deutsche Dichtung und den Wilhelm Raabe-Preis erhielt. Dichterlesungen führten ihn durch ganz Deutschland und auch nach Frankreich, Belgien, Holland, Ungarn und Rumänien.

 

1941 ließ er sich in Seeshaupt am Starnberger See nieder. Doch seine Liebe galt Würzburg, dem Meeviertel - dem Main. Er schrieb in Seeshaupt zur Förderung des Wiederaufbaues der Stadt Würzburg das Heft "Würzburg lebt!" und leitete das Büchlein "Heiner Dikreiter - 60 Bilder" 1943 ein. 1944 brachte er mit Holzschnitten von Richard Rother "Morgenwind rüttelt am Fenster" heraus. Nicht zu vergessen sind seine Liebeserklärungen an Würzburg wie z.B. "Die Stadt des Lächelns" und der Roman "Die schöne Würzburgerin".


Am 12. März 1981 ist er in Seeshaupt gestorben. Sohn Walter Dörfler - geboren 1920 - wurde einer der wichtigsten deutschen Bühnenbildner der 1960 bis 1980er Jahre. Er hat auch viele Zeichnungen in den Büchern seines Vaters geschaffen.


In dem Büchlein "Geliebtes Würzburg - Blätter der Erinnerung" schreibt Anton Dörfler:

"Neun Jahre war ich alt, als die gute Stadt am Main mir zu neuen Heimat wurde. Als ich mich bei den Schulkameraden (in München) verabschiedete, bedauerten mich einige, weil ich bis fast zu den Preußen auswandern müsse...
Wir kamen an einem sonnigen Herbsttag an. Gewaltige Rösser zogen den Möbelwagen vom Bahnhof zum Mainviertel...Schließlich hielten wir in der Alten Kaserngasse. Sie ist für Jahre meine Heimat gewesen. Und was für eine reiche, traumbunte Heimat! ...

 

Viel stärker und rascher gewann bald die gute Alte Kaserngasse Macht über mich. Was gab es doch auf dem an und für sich engen Raum dieser kurzen, schmalen und meist schattigen Gasse für ungeahnte Möglichkeiten zu träumen, zu planen und zu abenteuern! Metzger, Bäcker, Gärtner und Gastwirt, Glaser, Spengler, Tünchner und Schlosser lebten mir ihren Werktag vor. Die Alte Kaserngasse war vor sechzig Jahren eigentlich eine rechte Gasse der Pferde. Die Kaserne des Trainbataillons stand am Ende. Als ich gar hörte, dass früher Artillerie dort gehaust habe, befiel mich Sehnsucht nach dieser früheren Zeit. Am Eingang der Gasse befand sich eine Pferdehandlung, und in der Mitte standen schwere Brauhengste in einer Stallung. Eine Spur vom Dunst jeder Pferdehandlung, wie er aller Buben Herz beschwingt, lag immer in der Luft. Das Gefühl von Weite und Ferne lockte daraus.

 

Er schreibt auch: "Um die Jahrhundertwende gab es noch grimmige Fehden zwischen den Kindern der Stadtviertel. Da ist es gewiss nicht eben sanft hergegangen, wenn die Meeviertler über die Brücke schlichen und es zum Kampf mit der vereinigten Streitmacht aus Kärrnergasse und Büttnergasse kam...So mancher Schorschle und Sepper kam blutend heim; aber das waren Ehrenwunden, besonders wenn die Gasse als solche gesiegt hatte".