Einer DGB- Untersuchung aus Daten der Bundesagentur für Arbeit zufolge werden immer mehr Menschen nur noch befristet eingestellt. In Unterfranken wurden im Jahr 2018 nach Gebietskörperschaft zwischen 31 % der Neueinstellungen im Landkreis Aschaffenburg und dem Spitzenreiter mit 48 % im Stadtgebiet Würzburg befristet eingestellt. Knapp hinter Würzburg folgt Schweinfurt mit einer Befristungsquote von 45 %.
Nach Branchen gegliedert finden sich die höchsten Befristungsquoten bei Neueinstellungen im Erziehungs- und Unterrichtswesen. Auch hier befinden sich die Städte Würzburg und Schweinfurt mit Quoten von 91 bzw. 82 Prozent ganz oben auf der Befristungsliste. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Staatsregierung des Freistaats Bayern, die Lehrkräfte und wissenschaftliche Mitarbeiter an Universitäten vorzugsweise nur befristet einstellt. Ähnlich agiert beispielsweise auch die Stadt Schweinfurt als Trägerin der städtischen Rathenau- Schulen bei der Neueinstellungen von Pädagogen. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn die Landes- und Kommunalpolitik versucht unsichere Arbeitsplätze gesellschaftsfähig zu machen. Am Ende geschieht dies auch noch auf Kosten der Ausbildungsqualität von Kindern und Studierenden.“, kritisiert Frank Firsching, DGB Regionsgeschäftsführer Unterfranken.
Daneben gibt es Gruppen, die überdurchschnittlich davon betroffen sind wie etwa Beschäftigte unter 25 Jahren, ausländische Beschäftigte oder solche, die eine Tätigkeit im Helferbereich ausüben. Die insgesamt hohen Zahlen in allen Beschäftigtengruppen zeigen, dass Befristungen längst zu einem Massenphänomen geworden sind, die alle auf dem Arbeitsmarkt treffen. „Diese Tatsachen verwundern doch sehr, da die Politik, Industrie- und Handwerkskammern nicht müde werden den Fachkräftemangel lautstark zu beklagen.“, so Firsching.
Besonders gravierend dabei ist der Anstieg von sachgrundlosen Befristungen. Gemäß einer neuen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) machten diese im Jahr 2018 vier Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse in Bayern aus – insgesamt 256.000 Arbeitsverträge. Der Hauptgrund dafür soll die Überprüfung der Eignung von Beschäftigten sein.
„Sachgrundlose Befristungen werden immer öfter als verlängerte Probezeit missbraucht. Das erhöht den Leistungsdruck und macht Beschäftigte erpressbar. Generell haben es Befristete schwer gute Löhne und gerechte Arbeitsbedingungen einzufordern. Eine Schwangerschaft, eine zu lange Krankheit, eine engagierte Betriebsratsarbeit – alles kann dazu führen, dass der Vertrag einfach nicht verlängert wird. Schwer erkämpfte Kündigungsschutzrechte werden dadurch ausgehöhlt“, sagt DGB Regionssekretär Viktor Grauberger.
Wer befristet ist, kann auch in anderen Lebensbereichen nicht langfristig planen. Knapp 80 Prozent der befristeten Verträge in Deutschland haben eine Laufzeit von unter zwei Jahren (Statistisches Bundesamt 2017). Das bedeutet Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche oder beim Versuch einer Kreditaufnahme. Für ausländische Beschäftigte kann eine Befristung sogar nach mehreren Jahren Aufenthalt darüber entscheiden, ob sie auf Dauer in Deutschland bleiben können oder nicht. Auch Ehe und Familienplanung werden dadurch erschwert. Eine Befragung des DGB Index gute Arbeit stellt fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich weiter verbreitet sind als bei unbefristeten.
Frank Firsching, kommentiert wie folgt: „Wir können es nicht hinnehmen, dass immer mehr Beschäftigte Angst um Ihre Arbeit und um ihre Zukunft haben müssen. Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Nach der parlamentarischen Sommerpause müssen dem endlich auch Taten folgen. Denn Gute Arbeit heißt auch unbefristete Arbeit!“