Landkreis Schweinfurt.
Seit Anfang Dezember hat der Landkreis Schweinfurt ein eigenes Klimaschutzmanagement. Mit Dr. Claudia Schmidtgen übernimmt diese neu geschaffene Stelle eine erfahrene Projektmanagerin, die bislang im Bereich der therapeutischen und diagnostischen Biomarkeranalytik tätig war und nun im sehr vielschichtigen Thema Klimaschutz eine neue berufliche Herausforderung gefunden hat.
Fachlich hat sich die 52-Jährige nochmals über eine Weiterbildung zur Koordinatorin für Klimaschutz und Ressourcenmanagement zusätzliches Wissen angeeignet und sieht sich nun gewappnet für die herausfordernde Arbeit im Bereich Klimaschutz am Landratsamt Schweinfurt. Dort ist sie im Sachgebiet Kreisentwicklung und Regionalmanagement tätig.
Im Interview spricht Dr. Schmidtgen über ihren Start am Landratsamt, ihre Aufgaben und künftigen Projekte sowie ihre Ziele für den Klimaschutz im Landkreis Schweinfurt.
Frau Dr. Schmidtgen, salopp gefragt…was macht eine Klimaschutzmanagerin eigentlich?
Dr. Schmidtgen: Als Klimaschutzmanagerin unterstütze ich den Landkreis Schweinfurt dabei, die internationalen Vereinbarungen zum Klimaschutz sowie die nationalen Klimaschutzziele auf lokale Ebene zu übertragen und umzusetzen. Dabei geht es vor Allem um die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen sowohl in der Verwaltung als auch in den Liegenschaften, Einrichtungen und der Infrastruktur des Landkreises. Ich bin Ansprechpartnerin für Kreistag und Verwaltung, sowie – in Abstimmung mit den Gemeinden – für die Bürgerschaft und Akteure im Landkreis.
Sie sind nun seit etwa drei Wochen am Landratsamt Schweinfurt. Wie war Ihr Start und wie gelang es Ihnen, sich in dieser kurzen Zeit einen Überblick zu verschaffen?
Dr. Schmidtgen: Ich hatte einen sehr angenehmen Einstieg. Im Sachgebiet Kreisentwicklung und Regionalmanagement wird das Thema Klimaschutz seit Jahren mit zahlreichen Projekten adressiert, sei es bei öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, zum Beispiel der Beteiligung an der Europäischen Mobilitätswoche, die wiederholte Teilnahme an Klimaschutz-Aktionswochen oder die jährliche Bewerbung um den Bayerischen Energiepreis für Klimaschutzprojekte aus dem Landkreis. Auch das in 2019 erstellte Mobilitätskonzept im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs ist ein ganz wesentlicher Beitrag zum aktiven Klimaschutz. So treffe ich bei meiner Einarbeitung im Sachgebiet auf entsprechende Erfahrungen, großes Interesse und Unterstützung. Es ist mir sehr wichtig, die Klimaschutzmanager und -managerinnen kennenzulernen, die in den Gemeinden, ILE-Regionen und auch insgesamt in der Region aktiv sind, um mich mit ihnen über ihre Projekte auszutauschen und in der Klimaschutzarbeit für den Landkreis abzustimmen.
Welche Aufgaben und Projekte wollen Sie zeitnah angehen und umsetzen?
Dr. Schmidtgen: Meine vorrangige Aufgabe ist zunächst die Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzeptes. Die Verwaltung des Landkreises Schweinfurt hatte bereits in den Jahren 2016 bis 2021 ein Klimaschutzkonzept entwickelt. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24. März 2021 sowie den daran anschließenden Novellen der Klimaschutzgesetze von Bund und Freistaat wurde es jedoch erforderlich, das Konzept zu überarbeiten und an die neuen Vorgaben anzupassen. Im Rahmen der Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz wird es als Integriertes Klimaschutzkonzept neu gefasst. Die Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern sowie weiterer Akteure spielen dabei eine besondere Rolle.
Wie schaut Klimaschutz auf kommunaler Ebene aus? An welchen Stellschrauben können Sie als Klimaschutzmanagerin eines mittelgroßen Landkreises überhaupt drehen?
Dr. Schmidtgen: Mein Wirkungskreis reicht von der Verwaltung über die Liegenschaften und Einrichtungen bis zur Infrastruktur des Landkreises. Der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Land- und Abfallwirtschaft hat am 17. Februar 2022 den Beschluss gefasst, dass der Landkreis Schweinfurt als kommunale Gebietskörperschaft bis 2030 die Klimaneutralität erreichen soll. Dafür werden, neben dem Dienstbetrieb (zum Beispiel Strombezug, Heizung, Fuhrpark), alle Tätigkeiten betrachtet, für die der Landkreis verantwortlich ist, sowie sämtliche Transport- und Dienstleistungen, die der Landkreis in Auftrag gegeben hat. Darüber hinaus kann ich im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit für den Klimaschutz sowie im Zusammenschluss mit den Zuständigen in den Gemeinden tätig werden.
Was sind die langfristigen Ziele des Klimamanagements und wie wollen Sie diese erreichen?
Dr. Schmidtgen: Das langfristige Ziel ist, den Klimaschutz als Bestandteil des kommunalen Umweltschutzes zu integrieren sowie im Denken und Handeln der Menschen zu verankern. Mit den zu erarbeitenden Klimaschutz-Maßnahmen sollen die Chancen auf Wertschöpfung im Landkreis genutzt werden. Im Klimaschutz wird zunehmend auch die Klimaanpassung berücksichtigt werden müssen. Das alles ist nur erreichbar in der Zusammenarbeit mit den Zuständigen im Landratsamt und in den Gemeinden.
Klimaschutzmanagement am Landratsamt Schweinfurt
Die Stelle für das Klimaschutzmanagement wurde nach Beschluss im Kreisentwicklungsausschuss im Oktober 2020 geschaffen und nach mehrfachen Änderungen in den Förderbedingungen seit 1. Dezember 2022 installiert. Das Klimaschutzmanagement wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit einer Fördersumme von rund 145.000 Euro bzw. einer Förderquote von 70 Prozent aus veranschlagten Projektkosten von rund 207.000 Euro unterstützt.
Zur Person Dr. Claudia Schmidtgen:
- 52 Jahre alt
- Studium und Referendariat für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Biologie und Chemie
- Promotion im Fachbereich Molekularbiologie
- 16 Jahre Projektmanagement in einem Unternehmen im Bereich therapeutische und diagnostische Biomarkeranalytik