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Ehemaliger Vizekanzler besucht das Seniorenzentrum am Hubland

Franz Müntefering: „Zeit ist die Währung für gute Pflege!“

Der ehemalige Vizekanzler und Bundesminister Franz Müntefering besuchte auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib das Seniorenzentrum des Landkreises am Würzburger Hubland, um sich über die aktuellen Herausforderungen bei der Pflege aus erster Hand zu informieren. Müntefering, der auch Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen ist, zeigte besonderes Interesse an den Wohngruppen für Demenzerkrankte ältere Menschen. Dabei nahm er sich Zeit, um mit Geschäftsführer Prof. Dr. Schraml, Betriebsratsvorsitzenden Detlev Münz, Pflegekräften und Bewohnern über Erfahrungen, Kritikpunkte und Verbesserungsmöglichkeiten zu reden.

 

Beim anschließenden Fachforum, an dem auch die SPD-Gesundheitsexpertin im Bundestag Sabine Dittmar, Bezirkstagvizepräsidentin Eva-Maria Linsenbreder und der unterfränkische AWO-Chef Stefan Wolfshörndl teilnahmen, stand die Frage im Mittelpunkt: „Wo kommt der Nachwuchs an Pflegekräften her?“ Um den Pflegeberuf zu stärken braucht es aber mehr als eine bessere Bezahlung, vielmehr müssten die Arbeitsbedingungen stimmen. Der Job sei zwar vielseitig, aber auch körperlich anstrengend und mit psychischen Belastungen verbunden. Wenn dann der persönliche Kontakt zu den Patienten zu kurz kommt und die Zeit für eine ausführliche Pflege fehlt, zweifeln viele an ihrem Beruf. „Zeit ist die Währung für gute Pflege“, brachte Müntefering die Lösung auf den Punkt. „Gute Pflege findet dann statt, wenn ein Interesse am Menschen hinter dem Patienten besteht. Dazu müssen sich die Angehörigen und das Pflegepersonal aber die Zeit nehmen können.“

 

Ein vernünftiger Personalschlüssel ist daher dringend nötig, verdeutlichte MdB Sabine Dittmar, sowohl im Krankenhaus wie in der Altenpflege.

 

Besonderes Anliegen ist für Müntefering die Präventionsarbeit, um Pflegebedürftigkeit und Demenz so lange wie möglich zu verhindern. Zwar seien 60 bis 65 Prozent der Demenzerkrankungen genetisch bedingt, aber das andere Drittel sei gut behandelbar. „Nur wissen die wenigsten von diesem Unterschied. Da brauchen wir bessere Diagnosen, dann können die Menschen länger gut zu Hause leben.“ Nachdem etwa 70 Prozent der dementiell erkrankten Menschen zu Hause gepflegt werden, mahnte der 78-jährige Altersaktivist mehr professionelle Unterstützung von außen an: „Denn sonst sind die, die vorm Bett stehen, eher kaputt als die, die drin liegen“, warnte Müntefering. Eine wichtige Stütze bilden dabei Einrichtungen wie Pflegestützpunkte, die allerdings in Bayern nur in wenigen Regionen bestehen, bedauerte Halbleib