- Würzburg -
Schulen im Lockdown, Distanz- und Wechselunterricht über viele Wochen, Frontalunterricht statt Arbeit in Kleingruppen: In den vergangenen zwei Jahren haben Schülerinnen und Schüler in Deutschland viele Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Die Folgen davon zeigen sich jetzt: So schätzten beispielsweise in Bayern Lehrkräfte zu Beginn des aktuellen Schuljahrs, dass rund 34 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler „deutliche Lernrückstände“ aufwiesen.
Um diese Lerndefizite möglichst schnell zu verringern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2021 das Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ ins Leben gerufen. Unterstützt werden damit auch Angebote von Schülerlaboren, die ergänzend zum schulischen Unterricht zusätzliche Lerngelegenheiten für Kinder und Jugendliche bieten, um pandemiebedingte Rückstände auszugleichen.
Rückstände gibt es auf vielen Ebenen
Die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ist mit dabei in dem Förderprogramm. Sie war mit vier Projektanträgen des Didaktikzentrums M!ND und einem Antrag des Rudolf-Virchow-Zentrums erfolgreich. Kinder und Jugendliche können somit dort in den kommenden Monaten eigene Forschungsfragen formulieren und bearbeiten, Mathematik anwenden, umsetzen und verstehen, naturwissenschaftliche Experimente planen und im Labor durchführen.
„Rückstände gibt es auf vielen Ebenen“, sagt Dr. Markus Elsholz, Projektverantwortlicher am Didaktikzentrum M!ND der Universität Würzburg. „Neben den rein fachlich-inhaltlichen Aspekten dürfen wir die motivationale Seite nicht aus den Augen verlieren. Vielen Kindern und Jugendlichen ist während der Pandemie sprichwörtlich die Puste ausgegangen und damit zunehmend auch das Interesse an Mathematik und den Naturwissenschaften sowie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in diesen Bereichen“, so Elsholz. An diesem Punkt wollen die Verantwortlichen ansetzen und mit ihren Angeboten für einen „außerschulischen Motivationsschub“ sorgen.
In die Rolle von Forschenden schlüpfen
Und motivierend dürfte es allemal sein, wenn Kinder und Jugendliche am M!ND-Center im Mathematiklabor die Schönheit der Mathematik in den Dingen und Vorgängen ihres Alltags entdecken oder im Lab4Future herausfinden, welche Phänomene den Klimawandel beeinflussen, und wie sie mit ihrem eigenem Verhalten zu einer günstigeren Entwicklung des Klimas beitragen können. Im Forscher-Club Chemie sind Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf eingeladen, an inklusiv angelegten Experimentier-Stationen zu alltagsbezogenen Themen aus der Chemie zu experimentieren.
Das Projekt Virtual Science Fair lässt Kinder und Jugendliche in die Rolle von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern schlüpfen: Sie formulieren ihre eigene Forschungsfrage, bearbeiten diese mit der Unterstützung von Studierenden und präsentieren ihre Ergebnisse auf einer Wissenschaftsmesse einer Fachjury.
Wertvolle Impulse für die Berufsorientierung
Das Angebot Virchows Trainee-Lab am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) gibt Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ganz praktisch in die Arbeit in einem Forschungslabor hineinzuschnuppern und die Grundlagen der wissenschaftlichen Labormethoden am RVZ kennenzulernen. Im Gespräch mit einer technischen Assistentin oder einem Assistenten bekommen sie wertvolle Impulse für die eigene Berufsorientierung. „Neben der Vermittlung einer wissenschaftlichen Perspektive in Zeiten von Fake News ist es uns wichtig, den Kindern und Jugendlichen auch Berufsperspektiven im wissenschaftlichen Umfeld außerhalb der akademischen wissenschaftlichen Karriere aufzuzeigen“, erläutert Dr. Daniela Diefenbacher die Zielsetzung des RVZ-Projekts.
Bei der Umsetzung der Projekte können das M!ND-Center und das Rudolf-Virchow-Zentrum auf die Unterstützung weiterer Einrichtungen und Initiativen zählen, die seit Jahren im Würzburger Netzwerk WISSEN2 eng kooperieren und in Zusammenarbeit mit dem Bildungsbüro und der Wissenschaftsförderung der Stadt Würzburg hochwertige Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche an der Schnittstelle von Schule und Wissenschaft bieten.
Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit
„Für die Umsetzung der Projekte ist es sehr bereichernd, authentische Lernorte wie den Botanischen Garten, das Mineralogische Museum oder die Labore am Rudolf-Virchow-Zentrum und am M!ND-Center zu integrieren“, sagt Markus Elsholz. Der interdisziplinäre Austausch innerhalb der Universität sowie im Netzwerk WISSEN2 ist seinen Worten nach äußerst gewinnbringend und ermöglicht es, mit den Kindern und Jugendlichen einen umfassenden Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln. „Auf dieser Basis möchten wir sie ermuntern und befähigen, zur Lösung dieser Herausforderungen aktiv beizutragen“, freut sich Elsholz über die gute Zusammenarbeit im Würzburger Netzwerk.
Informationen zu den Projekten
Virchows Trainee-Lab (https://www.uni-wuerzburg.de/rvz/public-science-center/schuelerlabor/virchows-trainee-lab/ )
Projekte am M!ND-Center (https://www.uni-wuerzburg.de/einrichtungen/mind/news/single/news/aufholen-nach-corona-in-den-schuelerlaboren-des-mnd-centers/ )
Kontakt
Dr. Markus Elsholz, Geschäftsführer M!ND-Center, markus.elsholz(at)uni-wuerzburg.de
Dr. Daniela Diefenbacher, Leiterin Public Science Center am Rudolf-Virchow-Zentrum, daniela.diefenbacher(at)uni-wuerzburg.de
Ausgezeichnete Lehre
Die Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät haben die besten Lehrveranstaltungen gekürt. Die Pokale gehen an die Teams von Benedikt Franke und Christoph Flath.
Jedes Semester vergibt die Fachschaft WiWi, die Interessenvertretung der Studierenden an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, einen Pokal für die beste Lehrveranstaltung. Für das Wintersemester 2021/22 wurden erstmals zwei Preise vergeben, einer für den Bachelor- und einer für den Masterbereich. Insgesamt waren 75 Nominierungen eingegangen.
Planen und Entscheiden
Im Bachelorbereich gewann das Modul „Planen und Entscheiden“ von Professor Christoph Flath und seinem Team. In dieser Lehrveranstaltung werden Entscheidungstheorie, lineare Optimierung und andere zentrale Modelle der quantitativen Betriebswirtschaftslehre behandelt. Neben der Modellierung spielt dabei auch die Implementierung und Lösung am Computer eine wichtige Rolle, da nur so ein Transfer in die Praxis möglich ist.
„Das Fach ist vom Wesen her mathematisch-analytisch. Damit steigt immer die Gefahr, dass es für den einen oder anderen abschreckend wirkt“, sagt Christoph Flath. Die Inhalte sind seiner Meinung nach aber von großer Bedeutung für die Wirtschaftswissenschaften. „Darum bin ich wirklich froh, dass wir die Studierenden trotz der Pandemiesituation bei der Stange halten und für die Welt der quantitativen Modelle begeistern konnten.“
Die Studierenden lobten vor allem die Interaktivität und Struktur des Moduls. Ob im Hörsaal oder Zuhause, ob hybrid oder online: Immer hatten die Studierenden das Gefühl, ganz nah dabei zu sein. Selbst wer nicht live dabei war, konnte die Dozierenden jederzeit via Discordserver erreichen und sich mit ihnen schnell über Inhalte austauschen.
Group Accounting
Professor Benedikt Franke und sein Team erhielten den Pokal im Masterbereich für das Modul „Group Accounting“. Die Studierenden loben unter anderem dessen hohen Praxisbezug.
Professor Franke verstehe es, zu fördern und zu fordern: Vor jeder Vorlesung stellte er ein Online-Quiz, mit dem die Studierenden ihren Wissensstand überprüfen konnten. Zu dem Quiz konnten sie sich mit Handy, Laptop oder Tablet einwählen. Jeder Teilnehmende wurde auf einem „Leaderboard“ mit einem zufällig gewählten Avatar repräsentiert. So war unter Wahrung der Anonymität zu sehen, wo man im Verhältnis zu den anderen steht.
In dem ausgezeichneten Modul geht es um die Rechnungslegung von zumeist multinationalen Konzernen. „Wir hinterfragen, warum es einer gesonderten Konzernrechnungslegung bedarf, wie diese ausgestaltet sein sollte und wie sie aktuell in den internationalen Rechnungslegungsstandards, die für kapitalmarktorientierte Unternehmen in der Europäischen Union verpflichtend sind, abgebildet ist“, erklärt der Professor.
Benedikt Franke ist seit 1. Oktober 2021 an der Uni Würzburg tätig. „Die Auszeichnung bedeutet uns auch darum viel, weil wir sie in unserem ersten Semester als Lehrstuhlteam an der Fakultät erhalten haben“, sagt er. Das sei eine schöne Bestätigung und Motivation.
„Wir haben einerseits versucht, den Studierenden einen Einblick in die ökonomischen Grundlagen, die hinter den Rechnungslegungsnormen stecken, zu verschaffen und anderseits die Auswirkungen auf die Praxis zu vermitteln.“ Das sei nicht immer leicht, und darum sei es besonders erfreulich, dass die Studierenden das Modul so großartig angenommen haben.
So wird das beste Modul ermittelt
Um die beste Lehrveranstaltung des Semesters zu finden, ruft die Fachschaft alle Studierenden der Fakultät dazu auf, ein herausragendes Modul mit einem Text zu beschreiben. Entscheidend für die Auswahl ist am Ende nicht die Zahl der Stimmen, sondern die Qualität der Argumente, die für ein Modul geäußert werden.
Weitere herausragende Nominierungen gingen an
- Jura I von Professor Martin Zwickel
- Business Intelligence Fundamentals von Professor Frédéric Thiesse
- Integrierte Informationsverarbeitung von Professor Axel Winkelmann