WÜRZBURG Alle Fachleute und Interessensvertreter bei einem regionalen Wassergipfel zusammenbringen – das planen die SPD-Landtagsabgeordneten Georg Rosenthal und Volkmar Halbleib in naher Zukunft. Die Idee zu diesem ersten Schritt hin zu einem regionalen Wassermanagement entstand bei einem Fachgespräch, zu dem die SPD-Politiker ihren Parteikollegen Florian Pronold, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, sowie Fachleute rund ums Thema Wasser ins Gerda-Laufer-Forum in der Würzburger Semmelstraße eingeladen hatten.
Häufigere Überschwemmungen durch Starkregenereignisse, Hochwasser, aber auch grundsätzlich zunehmende Wasserknappheit, sind die Herausforderungen, mit denen Stadt und Stadtumland in letzter Zeit kämpfen. Dass sich selbst punktuell auftretende Probleme nicht getrennt von Zusammenhängen erklären und schon gar nicht lösen lassen, machte Rosenthal zu Beginn deutlich. Regelungen und Umgang mit Wasser- und Bodenschutz vor den Toren Würzburg haben direkte Konsequenzen auf den Pegelstand des Mains, Voll- und Überlaufen seiner Nebenflüsse, aber eben auch auf Trinkwasserqualität und -menge der städtischen Quellen – und alle damit zusammenhängenden Kosten.
Sehr deutlich sei das beispielweise bei der Sanierung des Hauptbahnhofes zutage getreten. Rund 12 Millionen Euro – „die zuvor weder wir noch die Deutsche Bahn auf der Rechnung hatte“ – habe das Umweltmanagement für den Erhalt der Bahnhofsquellen gekostet, so Rosenthal.
Walter Kolb, schon vor vielen Jahren bei der Landesanstalt in Veitshöchheim ein Vorkämpfer für wasserressourcensparenden Umgang mit Grund und Boden, erinnerte an das unter seiner Regie entwickelte Modell zur Stadtentwicklung. Dachbegrünung und viel zusätzliches innerstädtisches Grün, so Kolb, verbessern nicht nur das Klima in der Stadt, sondern helfen, das Oberflächenwasser so effektiv zu nutzen, dass nur noch Schmutzwasser durch Kanäle abgeführt werden müsse.
Dr. Wolfgang Patzwahl, Fachberater für Bewässerungstechnik, ergänzte Kolbs Ausführungen. Neue Bewässerungskonzepte – wie man sie beispielsweise bei der Bewässerung im Weinberg erfolgreich ausprobiert habe – erhöhen durch ganzjährige Begrünung die Bodeninfiltration und Wasserdurchlässigkeit und damit die Nutzung von Niederschlägen. Insofern seien die Fachleute gefragt, Techniken, die weltweit in Trockenregionen bereits erfolgreich zum Einsatz kommen, weiterzuentwickeln, jeweils angepasst an regionale Gegebenheiten vor Ort. Die Landwirtschaft hierbei als Partner zu betrachten und nicht zum Sündenbock zu machen, dafür plädierte Eugen Köhler, Umweltexperte des bayerischen Bauernverbandes.
Alfred Lanfervoß, Abteilungsleiter bei der Trinkwasserversorgung Würzburg, sprach sich dafür aus, beim Trinkwasser grundsätzliche regionale Vorkommen und Strukturen zu stärken. Keine Abstriche dürfe es beim Erhalt der Wasserqualität geben, andere Interessen dürften hier keinen Vorrang haben. Durch konsequentes Beachten dieser Regel - gegen alle Widerstände - habe man es in Würzburg geschafft, den Nitratwert von 50 Milligramm auf 35 zu senken.
Steffen Jodl, Geschäftsführer des Bund Naturschutz, appellierte an die Politiker, dem Erreichen der selbst gesteckten Klimaziele Vorrang vor allen anderen Themen zu geben, durch Bodenschutz, Humus-Aufbau, deutlich geringerem Bodenverbrauch und deutlich mehr verdunstungsfähigem Grün in den Städten.
Florian Pronold schloss sich größtenteils den Vorrednern an. Er sehe die Entwicklung allerdings positiv. Die Sichtweise auf die derzeitigen Herausforderungen hätte sich bereits verändert, stellte der Bundespolitiker fest, „auch wenn noch nicht alle Dinge den Stellenwert haben, den sie haben sollten.“ Das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klimaschutzes und das Wissen um die Zusammenhänge habe sich überall entwickelt. Aber es gebe noch viel Aufklärungsbedarf.
Ziel der Politik müsse es sein, intelligente Anpassungsstrategien zu entwickeln. Im nationalen Wasserdialog, den das Bundesumweltministerium demnächst starten, werde es darum gehen, die Bedürfnisse aller Beteiligten in Zusammenhang zu bringen und, statt Fronten aufzubauen, gemeinsam innovative Lösungen und Konzepte zu entwickeln, jeweils angepasst an die regionalen Bedingungen. Wenn er in Sachen Umweltpolitik zurückblickte, zeigte er sich zuversichtlich, habe man bereits große Probleme wie das Waldsterben, die Verschmutzung der Flüsse oder auch das Ozonloch in den Griff bekommen. Das mache ihm Hoffnung.
Zusammendenken in einer Region gelte künftig möglichst für alle Themen, ergänzte Halbleib, angefangen vom Klima und Wasser über Wohnen, Infrastruktur und ÖPNV. Am besten eigne sich fürs künftige Wassermanagement, schloss Rosenthal das Fachgespräch, ein regionaler Wassergipfel, bei dem alle Themen, die hier mit hereinspielen, zusammengebracht und konstruktiv diskutiert werden sollten.