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„Ein leuchtendes Beispiel in der Denkmalpflege“

Erich-Schosser-Preis des Landesvereins für Heimatpflege geht an Landrat Wilhelm Schneider für sein Engagement für das Alte Schloss in Gereuth (Unterfranken)

Landkreis Haßberge. Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege hat erstmals den Erich-Schosser-Preis für vorbildliche Denkmalpflege in der Kommunalpolitik verliehen. Preisträger ist Wilhelm Schneider, Landrat des Landkreises Haßberge in Unterfranken. Ausgezeichnet wurde Schneider für die Rettung des Alten Schlosses in Gereuth in der Gemeinde Untermerzbach, die er maßgeblich vorangetrieben hat. Vorgeschlagen hatte ihn beim Landesverein der unterfränkische Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder.

Mit dem Erich-Schosser-Preis zeichnet der Bayerische Landesverein für Heimatpflege politische Entscheidungsträger aus, die sich besonders um Denkmalschutz und um historische Baukultur im Sinne der Heimatpflege verdient machen.

Im Rahmen eines Symposiums zur Heimatforschung in Rügheim überreichten am 15. März Prof. Dr. Günter Dippold, stellvertretender Vorsitzender des Landesvereins, und Dr. Tobias Appl, Vorstandsmitglied, die Auszeichnungen: eine Urkunde und einen von der Münchner Künstlerin Katalina Koss gestalteten Ziegel. Der kunstvolle Ziegel wurde gestiftet von der Kastulus Bader Stiftung in Vatersdorf.

Landrat Wilhelm Schneider ist ein leuchtendes Beispiel, wie großartig Denkmalpflege gelingen kann, wenn Politikerinnen und Politiker sich vor Ort einsetzen. Für sein tatkräftiges Engagement für das Alte Schloss in Gereuth hat er sich die Auszeichnung des Landesvereins in höchstem Maße verdient“, sagt Prof. Dr. Günter Dippold.

Landrat Schneider ist ein würdiger Preisträger“, sagte Elisabeth Schosser. Die Witwe des Namensgebers Erich Schosser, der als Mitglied des Bayerischen Landtages zu Beginn der 1970er Jahre maßgeblich an der Entwicklung des Denkmalschutzgesetzes mitwirkte, lobte die Jury und dankte dem Landesverein für Heimatpflege: „Es ist gut für den Denkmalschutz, dass es diesen Preis gibt. Gute Denkmal-Politiker verdienen es, ausgezeichnet zu werden.“

Der Preis ist nicht finanziell dotiert. Preisträger erhalten aber eine Skulptur: den Erich-Schosser-Ziegel. Thomas Bader, Vorstand der Kastulus-Bader-Stiftung, war es ein Anliegen, sich an diesem Denkmal-Preis zu beteiligen und diese Skulptur zu stiften. Er kreierte zusammen mit der Münchner Künstlerin Katalina Koss, die er für dieses Projekt engagierte, den Erich-Schosser-Ziegel. Jede dieser Preis-Skulpturen ist ein Unikat. „Die Farben interagieren mit der Ziegeloberfläche auf eine Weise, die Tiefe und Bedeutung als symbolträchtiger Bestandteil des Kunstwerks vermittelt, das den Preis optimal repräsentiert. Er ist ein Beitrag zur Sensibilisierung für bayerische Baukultur“, sagt Thomas Bader.

Das Alte Schloss, ein historisches Juwel in Unterfranken, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Der langgestreckte Satteldachbau mit Ziergiebeln und Säulenarkaden stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert. Mit seiner prächtigen Renaissance-Architektur und der idyllischen Lage war das Schloss einst ein bedeutendes kulturelles Zentrum der Region. Es wurde später als Schlossökonomie für das benachbarte vis à vis gelegene Neue Schloss genutzt.

Doch mit dem Wandel der Zeit und dem Verlust seiner ursprünglichen Nutzung begann der allmähliche Verfall. Besonders im 20. Jahrhundert verschlechterte sich der Zustand des Schlosses rapide. Leerstand, Witterungseinflüsse und mangelnde Instandhaltung führten dazu, dass die Bausubstanz stark litt. Dach und Fassaden zeigten deutliche Schäden, Fenster waren zerbrochen, und auch das Innere verfiel.

Dies änderte sich, als im Jahr 2021 der Landkreis Hassberge unter Landrat Wilhelm Schneider das Schloss für einen symbolischen Preis von einem Euro erwarb, um es vor dem Niedergang zu retten. Der Landkreis sicherte anschließend die Gesamtfinanzierung des Denkmals mit der Nummer D-6-74-210-20 in Höhe von über einer Million Euro für die Dachinstandsetzung: 865.000 Euro kommen aus dem Bayerischen Entschädigungsfonds, 60.000 Euro von der Gemeinde Untermerzbach, 75.000 Euro vom Landkreis Hassberge und 44.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Das Alte Schloss in Gereuth steht exemplarisch für viele historische Bauten, die durch persönliches Engagement und politische Verantwortung für das kulturelle Erbe vor dem endgültigen Verfall bewahrt werden könnten. Seine Sanierung zeigt, dass es möglich ist, Geschichte lebendig zu erhalten und in die Zukunft zu tragen“, sagt Professor Dippold.

Der Erich-Schosser-Preis wird von nun an jährlich vergeben. Vorschläge nimmt der Landesverein von zuständigen Bezirks-, Stadt- und Kreisheimatpflegern entgegen. Denn viele Landräte und Bürgermeisterinnen, aber auch Stadt- und Gemeinderäte engagieren vorbildlich für den Erhalt und die Weiterentwicklung von historischen Gebäuden. Diese positiven Beispiele will der Landesverein auszeichnen und an die Öffentlichkeit bringen, um für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

Hintergrund:

Die Auszeichnung ist nach dem Münchner Landtagsabgeordneten und Kommunalpolitiker Erich Schosser (1924-2013) benannt, der sich zu Beginn der 1970er maßgeblich und erfolgreich für ein Denkmalschutzgesetz in Bayern eingesetzt hat. Unter anderem verhinderte der CSU-Politiker den Abriss der Allerheiligenhofkirche in München.

 

Ansprechperson

Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer

info(at)heimat-bayern.de

+49 (0)89 286629-0

Foto: Abgebildete Personen von l.n.r.: Landrat Wilhelm Schneider mit Ehefrau, Prof. Dr. Günter Dippold, Dr. Tobias Appl, Elisabeth Schosser, Prof. Dr. Klaus Reder, Bürgermeister Alexander Bergmann. Bildautorin: Daniela Sandner.