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„Eine helle Freude“

Pfarrerin Nadine Jung-Gleichmann wurde am Tag der Deutschen Einheit und Erntedankfest in Sennfeld in ihr Amt eingeführt

 

Sennfeld.

„Willkommen in Sennfeld, im Mainbogen, im Dekanat Schweinfurt, in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern!“ So begrüßte Dekan Oliver Bruckmann die neue Pfarrerin Nadine Jung-Gleichmann im Erntedankfest-Gottesdienst in Sennfeld auf ihrer neuen Stelle und wies damit gleich darauf hin, dass sie nicht nur einfach die Stelle, sondern gleich die Landeskirche gewechselt hat. Ursprünglich kam sie aus Thüringen, war Pfarrerin in Baden und ist nun mit ihrer Familie in Sennfeld angekommen, um näher an der Familie in Thüringen sein zu können. Dekan Bruckmann wünschte auch den beiden Jungs Justus (7) und Jonathan (14), dass sie am neuen Ort Fuß fassen können. Er begrüßte Ehemann Prof. Dr. Harald Jung, der sich fürs Pendeln ins über 200 Kilometer entfernte Bad Liebenzell entschieden hat.

„Die Gemeinde vertraut Ihnen die Verkündigung, die Seelsorge und alles andere an“ betonte Bruckmann die zentrale Aufgabe der Pfarrerin in der Gemeinde, bevor er sie in ihr Amt einführte und gemeinsam mit mehreren Assistentinnen und Assistenten segnete.

Frau Jung-Gleichmann nahm in ihrer Predigt den 31. Jahrestag der Deutschen Einheit zum Anlass, auf ihre eigene Biographie zu verweisen: „Ohne diesen Tag wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Ohne diesen Tag gäbe es meine Familie so nicht.“

Grund zur Dankbarkeit gebe es nicht nur in der Landwirtschaft am Erntedankfest. Sie lud die Gemeinde ein zur Selbstreflektion: „Wo habe ich in diesem Jahr etwas gesät, mich gekümmert? Wie würde mein persönlicher Erntedankaltar aussehen?“ Da könnten sowohl materielle als auch nicht materielle Dinge sein. Der Predigttext aus dem 2. Korintherbrief sei eine Anleitung zu einem dankbaren Leben. Die Fülle, mit der wir ausgestattet sind, wolle aber nicht gehortet werden, sondern weitergegeben werden an Menschen, die weniger haben.

Wichtig sei, nicht zu vergessen: Gott ist der Geber aller Gaben. Gottes Auftrag sei „Fröhliche Geberinnen und Geber sein, an denen Gott seine helle Freude hat“.

Diese helle Freude war im Gottesdienst spürbar, der sowohl vom Sonnenstrahlchor als auch vom Posaunenchor mit ausgestaltet wurde.

Fröhlich ging es bei einem kurzen Empfang im Freien weiter. Der evangelische Kindergarten sang ein Ständchen und überreichte Blumen. Auch der Volkstrachten-Erhaltungsverein Sennfeld „Die Semflder“ begrüßte die neue Pfarrerin mit einem Ständchen und einem Grußwort: „Schön, dass wieder Leben im Pfarrhaus ist. Wir wünschen Ihnen, dass Sie bald sagen können: Do bin ich dehemm“

 

Mit Grußworten vom Senior des Pfarrkapitels Pfr. Dr. Wolfgang Weich, Pastoralreferent Michael Pfrang von der katholischen Pfarrgemeinde, Bürgermeister Oliver Schulze und Anja Oberst-Beck für die evangelische Kirchengemeinde endete der offizielle Teil. Bei Sekt und Gebäck standen viele Gemeindeglieder noch eine ganze Weile an der frischen Luft zusammen. Die fröhliche, zuversichtliche Grundstimmung zeigte: Der Start in der neuen Gemeinde ist für Pfarrerin Jung-Gleichmann schon mal gut gelungen. Eine fröhliche Gemeinde, „an der Gott seine helle Freude hat“.

 

Eine musikalische Teamplayerin

Pfarrerin Nadine Jung-Gleichmann tritt ihre neue Stelle in Sennfeld an

Das Pfarrhaus ist schon wohnlich eingerichtet, die Übergangszeit zwischen den zwei Pfarrstellen gut genutzt. Nur die Katzen dürfen noch nicht ins Freie, bis sie sich an die neue Situation gewöhnt haben, wie Pfarrerin Jung-Gleichmann mit einem fröhlichen, offenen Lachen erklärt. Die Meerschweinchen dagegen haben vom Umzug vermutlich kaum etwas mitbekommen, ihr großer Käfig steht nun eben an einem anderen Ort.

Die zwei Jungs Jonathan (14) und Justus (7) haben auch die ersten Schultage schon hinter sich und fangen an, sich einzugewöhnen. Für Ehemann Prof. Dr. Harald Jung wird es dagegen etwas anstrengender: Er lehrt Ethik und Soziallehre an der Internationalen Hochschule Liebenzell, über 200 Kilometer entfernt. Doch auch er ist zuversichtlich, seine Lehrveranstaltungen auf zwei Tage in der Woche beschränken zu können – die übrige Forschungsarbeit ist für ihn auch im Home Office recht problemlos machbar.

Warum kam die Familie überhaupt aus Schönbrunn im Kreis Heidelberg ausgerechnet nach Sennfeld? Schließlich ist es für eine Pfarrerin gar nicht so einfach, aus einer Landeskirche – hier der badischen – in eine andere zu wechseln.

„Wir wollten gerne näher bei der Familie sein, besonders bei den Großeltern“, erklärt die Pfarrerin, die in der Nähe von Sonneberg in Thüringen aufgewachsen ist. Das Dekanat Schweinfurt war da ein guter Kompromiss zwischen Nähe zur Familie und der Entfernung zur Arbeitsstelle des Mannes.

Frau Jung-Gleichmann ist dörfliche Strukturen gewohnt. Ihre bisherige Gemeinde erstreckte sich über mehrere kleine Dörfer – da ist das relativ kompakte Sennfeld etwas Neues für sie. Sie freut sich auf eine Gemeinde, die musikalisch sehr aktiv ist. Als geprüfte C-Kantorin, die selbst die verschiedensten Instrumente spielt und Chöre geleitet hat, wird sie sich sicherlich in die vorhandenen musikalischen Gruppen einfinden, aber auch neue Akzente setzen.

Wichtig ist ihr dabei die Fragestellung: „Wo kann ich anknüpfen?“ Auch in ihrer bisherigen Gemeinde gab es verschiedene besondere Angebote, etwa einen Waldgottesdienst. „Wenn sich’s ergibt“ meint sie dazu und betont, dass alle diese Dinge nur im Team mit Ehrenamtlichen möglich sind. In diesen Teams können neue Ideen reifen, so wie die Glaubenskurse, die sie bisher anbot, und die ihr auch selbst Kraft gaben. Der letzte in der alten Gemeinde hatte den Titel „In Krisen reifen“ – und war passenderweise ausgerechnet in der Woche vor dem ersten Corona-Lockdown abgeschlossen. Überhaupt ist Zusammenarbeit und Vernetzung ein wichtiges Thema für sie. Fast beiläufig erzählt sie, dass sie, da katholischerseits Personalmangel herrschte, dann eben die örtliche Sternsingeraktion der katholischen Gemeinde betreute – für sie selbstverständliche ökumenische Gemeinschaft.

Frau Jung-Gleichmann wirkt fröhlich, offen, neugierig und zuversichtlich. So wird sie auch die für  sie neuen Aufgaben wie den evangelischen Kindergarten angehen. Nach der langen Zeit der Vakanz kann die Gemeinde Sennfeld sich auf neue Impulse freuen.

 

BU 01: Pfarrerin Jung-Gleichmann an ihrer neuen Kirchentür - 02: Pfarrerin Jung-Gleichmann mit Ehemann Prof. Dr. Harald Jung - 03: Dekan Oliver Bruckmann segnet die neue Pfarrerin - 04: Pfarrerin Jung-Gleichmann bei ihrer ersten Predigt: „Fröhliche Geberinnen und Geber sein, an denen Gott seine helle Freude hat“. - 05: Der erste Segen in der neuen Kirche - 06: Lieder und Blumen gab’s von der evangelischen Kindertagesstätte - 07: Pfarrerin Jung-Gleichmann vor der Jahreslosung: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ - 08: Eine Pfarrerin mit Herz Fotos: Heiko Kuschel