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Eine Mutmach-Stele in Pandemiezeiten

Nach einjährigen intensiven Vorarbeiten der gesamten Grundschule wurde in Gochsheim eine Stele am Friedhof eingeweiht.

 

 

Gochsheim.

Wer den Neuen Friedhof in Gochsheim gegenüber der Schule besucht, wird seit einigen Tagen kurz vor dem Eingang von einem überlebensgroßen, in Stein gemeißelten auferstandenen Jesus begrüßt. Freundlich hebt er segnend die Hände. Auch auf den anderen Seiten des Steins, die nicht direkt dem Weg zugewandt sind, finden sich biblische Geschichten.

Ein Jahr lang arbeiteten die Religionsklassen der Grundschule Gochsheim trotz Pandemie intensiv an diesem Projekt. Sie entwarfen Figuren aus Ton, malten Szenen, machten sich Gedanken zur Gestaltung des Steinmals, das mutmachend auf einer Wiese neben dem Friedhofseingang Platz finden sollte.

Der Gochsheimer Bildhauer Hans-Jürgen Fleck setzte die Entwürfe um, was sich als ziemlich schwer herausstellte: „Ich habe schon Riemenschneider in Holz kopiert, aber die Bilder und Entwürfe der Kinder umzusetzen, war wohl meine bisher größte Herausforderung.“ Das Ergebnis jedoch kann sich sehen lassen: Alle vier Seiten des Steins zeigen in kindgerechten, aber doch auch Erwachsene ansprechenden Bildern Szenen aus dem Leben Jesu. Jedes Motiv wurde von einer Jahrgangsstufe gemeinsam entwickelt. Im Sockel der Stele haben die Kinder persönlich Hand angelegt und sich selbst verewigt. Viele meißelten den Anfangsbuchstaben ihres Namens ein. Doch manche nahmen auch Bezug aufs Thema. So findet sich eine Sonne auf der Seite der vierten Klassen, die den auferstandenen Jesus darstellt. Mehrere hundert Jahre können diese Zeichen nun durchaus überdauern, so Bildhauer Fleck.

Bei der Eröffnungsfeier stellten die Kinder ihre Gedanken selbst vor. Ayshen Huembetov aus der vierten Klasse beschrieb die Entstehung der Stele.

Aymee Fu, mittlerweile in der zweiten Klasse, beschrieb die Geschichte von der Segnung der Kinder: „Jesus sagt: Lasst die Kinder zu mir kommen! Gott möchte auch uns auf unserem Lebensweg segnen und begleiten.“

Für die damaligen Zweitklässler sagte Marlene Hoffmann, jetzt dritte Klasse, zur Geschichte des Zöllners Zachäus: „Die Liebe Gottes schenkt Veränderung und immer wieder einen neuen Anfang.“

Die dritten Klassen hatten sich mit dem Gleichnis vom barmherzigen Vater bzw. dem verlorenen Sohn beschäftigt. Elias Tuncer zog das Fazit: „Bei Gott sind wir immer angenommen. Seht ihr diese großen großen Hände! Da ist Platz für jeden.“

Für die damaligen vierten Klassen, die nun nicht mehr die Grundschule besuchen, sprach stellvertretend Ben Kollmann aus der vierten Klasse über das Auferstehungsbild: „Das Leben ist

stärker als der Tod!“

Die Aktion geht zurück auf eine Initiative der evangelischen Religionslehrerin Susanne Bartsch, die sie in intensiver Zusammenarbeit gemeinsam mit ihrer katholischen Kollegin Sylvia Kneuer umsetzte. Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Regionalbudget Mainfranken sowie durch eine Spende in vierstelliger Höhe von Rosi Pabst, der Seniorchefin von Pabst Transport aus Gochsheim. Weitere Spenden gab es für das Fundament und die – noch zu installierende – Hinweistafel. Auch der Bauhof der Gemeinde Gochsheim leistete intensiv tätige Hilfe.

So dankte auch Schulleiterin Andrea Mayer in ihren einführenden Worten allen Beteiligten und den Spenderinnen und Spendern. „Der Stein erzählt vom Durchhalten in schwieriger Zeit, in der sich gezeigt hat, wie wichtig der Zusammenhalt ist.

Bürgermeister Manuel Kneuer schloss sich an den Dank an. Eine Mutmach-Stele in Pandemiezeiten sei hier entstanden, die nun jahrhundertelang daran erinnere, wie der Zusammenhalt in diesen schwierigen Zeiten funktioniert habe. Ein Vorzeigeprojekt weit über die Gemeinde hinaus, das den Schülerinnen und Schülern eine Perspektive in einer kahlen und trostlosen Zeit gegeben habe. „Die Stele ist wirklich großartig geworden!“

Der Chor Joy, geleitet von Mit-Initiatorin Sylvia Kneuer, begleitete die kleine Feier bei strahlendem Sonnenschein und sang ein extra für den Anlass gedichtetes Lied: „Die Stele nimmt Gestalt an“.

Pastoralreferent Rainer Weigand und Pfarrerin Monika Roth-Stumptner segneten die Stele und bezogen auch dabei die Kinder mit ein – leider konnte pandemiebedingt nur eine Klasse an der Feier teilnehmen.

Für die Kinder wird sicher der Eindruck bleiben: Hier haben sie etwas erschaffen, das die Gemeinde prägt und das sogar ihr eigenes Leben überdauern wird. Auch Kinder können Großartiges leisten! Für die Gemeinde bleibt eine wirklich ansprechende, mutmachende Stele am Eingang des Friedhofs, die vom Leben Jesu und von der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung erzählt.

 

BU 01: Der Chor Joy begleitet die Einweihungsfeier. 02:Schulleiterin Andrea Mayer bedankt sich bei allen Beteiligten. 03: Bürgermeister Manuel Kneuer: „Die Stele ist wirklich großartig geworden!“ 04: Bildhauer Hans-Jürgen Fleck lauscht den Worten des Bürgermeisters 05: Ayshen Huembetov beschreibt die Entstehung der Stele. 06: Initiatorin Susanne Bartsch freut sich sichtlich über den Erfolg. 07: Aymee Fu: „Jesus sagt: Lasst die Kinder zu mir kommen! Gott möchte auch uns auf unserem Lebensweg segnen und begleiten.“ 08: Marlene Hoffmann zur Geschichte des Zöllners Zachäus: „Die Liebe Gottes schenkt Veränderung und immer wieder einen neuen Anfang.“ 09: Elias Tuncer zum Gleichnis vom barmherzigen Vater: „Bei Gott sind wir immer angenommen. Seht ihr diese großen großen Hände! Da ist Platz für jeden.“ 010: Ben Kollmann über das Auferstehungsbild: „Das Leben ist stärker als der Tod!“ 011: Mit-Initiatorin Sylvia Kneuer leitet den Chor Joy 012: Pastoralreferent Rainer Weigand und Pfarrerin Monika Roth-Stumptner segnen die Stele 013: Die zwei Hauptverantwortlichen Sylvia Kneuer (links) und Susanne Bartsch (rechts) freuen sich über die Fertigstellung. 014: Pfarrerin Monika Roth-Stumptner und Pastoralreferent Rainer Weigand vor einigen Entwürfen der Grundschüler 015: Beim Segenslied konnten alle nochmal mitmachen. 016: Mehrere Tische voller Entwürfe aus Ton und anderen Materialien hatte Bildhauer Hans-Jürgen Fleck für die Stele zur Verfügung – keine leichte Aufgabe. 017: Der Zöllner Zachäus auf dem Baum – wie kann das aussehen? Einige Entwürfe aus der damaligen zweiten Klasse. 018: von links: Rosi Pabst, Pabst-Mitarbeiterin Katrin Tuncer, Schulleiterin Andrea Mayer, kath. Religionslehrerin Sylvia Kneuer, ev. Religionslehrerin Susanne Bartsch, Bürgermeister Manuel Kneuer, Bildhauer Hans-Jürgen Fleck. 019: eine Sonne rechts oben im Eck: Keine Hieroglyphen, sondern die Beiträge der vierten Klassen zum Auferstehungsbild. 020: Initiatorin Susanne Bartsch vor der Stele mit dem Bild „Jesus segnet die Kinder“. Im Hintergrund der Turm der Friedhofskapelle. 021: Vierte Klassen: Der auferstandene Jesus hebt segnend die Hände. 022: Am Bild der zweiten Klassen (Zöllner Zachäus) von links: Sylvia Kneuer, Hans-Jürgen Fleck und Susanne Bartsch. 023: Das Bild der dritten Klassen: Der barmherzige Vater öffnet die Arme für seinen „verlorenen Sohn“. „Seht ihr diese großen großen Hände! Da ist Platz für jeden.“ 024: Jesus lädt den Zöllner Zachäus ein, vom Baum herunterzusteigen. 025: Jesus segnet die Kinder: Das Bild der ersten Klassen vor der Friedhofskapelle.