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Erfahrungsbericht: So studiert man in Dänemark

Horsens - Dänemark: Die Wahl des Studiums ist die wegweisendste Karriereentscheidung, die man im Leben trifft und neben dem Studienfach selber, ist der Standort und die Universität auch ausschlaggebend. Zuerst denkt man natürlich an die heimische Universität oder an die nächst größte Stadt. Es ist bequem, da Familie ist in der Nähe und man hat seine Freunde von früher um sich herum. In vielen Fällen bieten sich aber deutlich attraktivere Alternativen, wenn man nur ein bisschen weiter wegguckt und unbekanntes Land betritt.

 

Ich bin Bendix, 21. Jahre alt und studiere seit fast 2 JahrenBauingenieurswesen in Dänemark. Der weg dahin wo ich gerade stehe, war nicht immer einfach, nach zwei Jahren im Ausland kann ich aber sagen, dass sich der Schritt ins Unbekannte definitiv gelohnt hat.

 

Der Bewerbungsprozess

Schon nach dem Abitur hatte ich die Idee im Ausland zu studieren. Da Dänemark eine Vielzahl an englischsprachigen Studiengängen kostenlos für EUBürger bereitstellt, und es nicht allzu weit weg von der Heimat ist, habe ich mich nach Standorten und Universitäten in Dänemark umgeguckt. Als Erstes kam mir natürlich Kopenhagen in den Sinn. Gegen die kulturreiche Millionenstadt sprachen aber die immensen Lebenshaltungskosten und die geringe Anzahl an englischsprachigen Studiengängen. Auf Bildungsmessen bin ich dann mit Vertretern aus Aalborg und Horsens ins Gespräch gekommen. Um mich zwischen der 4. und der 13. größten Stadt Dänemarks zu entscheiden musste ich einmal tief in mich gehen. Da ich mein komplettes Leben schon in Metropolen verbracht habe, habe ich mich für das kleinere und überschaubarere Horsens entschieden.

 

Ein Jahr vor Studiums beginn bin ich auf meine zukünftige Universität aufmerksam geworden und habe die Bewerbung vorbereitet. Für meinen Studiengang (Bauingenieur) gab es neben dem Bestehen des Abiturs keinerlei extra Anforderungen, was den Bewerbungsprozess sehr einfach gemacht hat. Dieselbe Prozedur ist bei allen englischsprachigen Ingenieursstudiengängen in Dänemark üblich. In Dänemark geht es eher nach dem Prinzip, dass sich jeder am Studiengang versuchen kann und im Laufe der Semester aussortiert wird.

 

Wohnungssuche

Dass die Wohnungssuche in einem neuen Land, ohne Sprachkenntnisse und ohne dänische ID oder Steuernummer schwierig wird, war ich klar, die Herausforderung war am Ende allerdings noch größer als gedacht. Die endgültige Immatrikulationsbestätigung kam spät und so konnte ich erst wenig Wochen vor Studienstart mit der Wohnungssuche beginnen. Alle Wohnungen auf dem Campus und in den Studentenwohnheimen waren ausgebucht, also musste ich ein komplettes Wochenende mit Wohnungsbesichtigungen verbringen, bis ich die Möglichkeit hatte einen Mietvertrag zu unterschreiben. Untergekommen bin ich in einer WG, in der ich mir mein Zimmer mit zwei fremden geteilt habe. Ich empfehle also allen die über ein Studium in Dänemark nachdenken, eine Wohnung im Studentenwohnheim so früh wie möglich zu buchen und dann, wenn man vor Ort wohnt, sich nach einer richtigen Wohnung umzugucken. Nachdem ich richtig in Dänemark angekommen bin und mich auskannte, habe ich mir dann z.B. eine geräumige Wohnung im Stadtzentrum gemietet. Da die Miete, selbst in einer kleineren Stadt wie Horsens, sehr hoch ist, und Konsumgüter gute 20% teurer als in Deutschland sind, musste ich mich schnell nach einem Job umgucken.

 

Arbeiten in Dänemark

Durch die Sprachbarriere kommen Mindestlohnjobs wie Kassierer oder Kellner zu Beginn nicht infrage. Die verschiedenen Organisationen der Universität helfen einem aber exzessiv dabei fit für den dänischen Arbeitsmarkt zu werden. Nach vielen Seminaren für das Schreiben eines dänischen Lebenslaufes und Training für Bewerbungsgespräche, habe ich nach wenigen Monaten eine die dänische Firma <link http: www.trendhim.de>Trendhim kennen gelernt, die genau nach deutschen Muttersprachlern gesucht hat. Mittlerweile bin ich seit eineinhalb Jahren für Trendhim tätig und ich habe mich durch die attraktiven Arbeitsbedingungen selten so erfüllt beim Arbeiten gefühlt.

 

Auf allen Karriereveranstaltungen wird einem mitgegeben, dass man konstant „Networking“ betreiben soll, sprich, dass man konstant Leute kennenlernen soll, welche einem letztendlich dabei helfen, einen Job vermittelt zu bekommen. Durch erfolgreiches Networking habe ich es in Dänemark auch geschafft, ein halbjähriges Praktikum bei <link https: www.siemensgamesa.com en-int>Siemens Gamesa zu landen, was mir in Deutschland wohl nicht gelungen wäre.

 

Neben den hervorragenden Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt bietet die Universität auch viele Möglichkeiten an zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Seit einem Jahr bin ich z.B. als Botschafter meiner Universität tätig, wo ich zu Messen auf der ganzen Welt reise, um meine Universität als internationaler Student zu präsentieren

 

Struktur der Vorlesungen

Dänische Universitätsbildung steht für praktisches arbeiten und Projekt Arbeit. Jedes Semester wird mit einer 3-wöchigen praktischen Projektarbeit abgeschlossen, in der das komplette Wissen des Semesters in einem Projekt aus der Realität angewendet werden muss. Dieses Projekt gibt bis zu 8 ECTS, was über ein Viertel aller Credits eines Semesters ist. Die Vorlesungen selber sind auch sehr praktisch ausgerichtet. Während der Semester lösen wir mehrere Aufgaben im Ingenieurslabor und es werden Baustellen im ganzen Land besucht, um einen Eindruck von dem zu bekommen, was wir in den Vorlesungen berechnen. Alles in allem ist ein Studium in Dänemark perfekt, wenn man lieber nach dem Prinzip „lerning by doing“ lernt. Es geht nicht ums Auswendiglernen, sondern darum, die Materie der Kurse zu verstehen und das gelernte richtig anwenden zu können.

 

 

Text u. Fotos: Bendix Holtgraefe