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Erinnerung an die Deportation unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger

Willi Dürrnagel berichtet

Würzburg: Kürzlich wurde in der Spiegelstraße, wie bereits am Würzburger Hauptbahnhof sowie in Heidingsfeld am Platz der ehemaligen Synagoge vor wenigen Tagen, ein symbolisches Gepäckstück abgestellt, zur Erinnerung an die Deportation unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Gestaltung übernahmen Schülerinnen und Schüler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums in Würzburg mit ihrem Kunstlehrer Felix Röhr. In Bildhauer und Steinmetz Thomas Reuter fanden sie einen starken Unterstützer.

 

Am 27. November 1941 wurde die erste größere Gruppe von Menschen jüdischen Glaubens aus unserer Stadt deportiert. Mehr als 200 Jüdinnen undJuden, unter ihnen auch Kinder, wurden an diesem Tag von den Nationalsozialisten aus Würzburg abtransportiert. Sie mussten den Weg von der Schrannenhalle zum Güter- und Ladebahnhof in der Aumühle zurücklegen. Von dort aus wurden sie über Nürnberg bis nach Schirotawa bei Riga gebracht. Das genaue Schicksal der jüdischen Männer, Frauen und Kinder lässt sich schwer nachverfolgen. Es wird vermutet, dass der Großteil von ihnen im Wald von Bikernieki in Riga von der Sicherheitspolizei an offenen Massengräbern erschossen wurde.

 

Hier noch etwas zur Geschichte des Platzes der heutigen Gedenkstunde, dem Kardinal-Faulhaber-Platz und der Schrannenhalle:

"Mitte des 19. Jahrhunderts gab es einige bauliche Veränderungen in diesem Bereich, verbunden mit der Umgestaltung der Maxstraße und dem Abriss des Katzenwickerhofs. Damals entstanden auf dem Areals des Katzenwickers die Maxschule und zwischen dem Gartenpavillon Ussigheim und dem damaligen Theater an der jetzigen Theaterstraße die "Schrannenhalle". Die Schrannenhalle wurde 1856 zur Konzentrierung des Getreidehandels errichtet. An ihrer Stelle standen neun alte Häuser, die abgerissen wurden. In einem dieser abgerissenen Häuser in der damaligen Lochgasse, jetzt Spiegelstraße, soll Richard Wagner von Oktober 1833 bis Januar 1834 gewohnt haben.

 

Nach 1945 wurde die Verkehrsführung geändert, die teilweise zerstörte Schrannenhalle abgerissen, die Häuserfront am jetzigen Kardinal-Faulhaber-Platz wurde zurückversetzt und die Häuser entlang der Spiegelstraße neu errichtet."

 

Ein herzliches "Dankeschön" den Verantwortlichen für diese ergreifende Gedenkstunde, besonders an die Schülerinnen und Schüler des Matthias-Grünewald-Gymnasiums.

 

Willi Dürrnagel

 

Fotos: by Willi Dürrnagel