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Es braucht einen Sprung nach vorne

ver.di Frauen fordern mehr Gleichstellung und warnen vor Feinden der Menschlichkeit

Schweinfurt ---  „Unser Ziel ist eindeutig: wir wollen eine menschliche Gesellschaft. Deshalb sind wir Feministinnen“, sagte Kathi Petersen bei ihrer Begrüßung zum diesjährigen Frauenfrühstück der Gewerkschaft ver.di. Das sei keine Neuigkeit, manchmal müsse man die Erfolge der letzten Jahre und Jahrzehnte jedoch in Erinnerung rufen. „Gleichzeitig ist in den letzten Wochen deutlich spürbar, dass einige eine Rolle rückwärts wollen. Sich selbst begeistert als Antifeministen bezeichnen. Dahinter stecke jedoch nicht nur die Ablehnung von Frauenrechten. Es geht um unsere Demokratie und menschliche Gesellschaft insgesamt,“ erklärt Petersen.

Deutlich werde dies beispielsweise bei Äußerungen des AfD Spitzenkandidaten zur Europawahl. Es gibt auch ein Video dazu, dass auf einigen Kanälen millionenfach angeschaut wurde. „Hier schwurbelt dieser AfD Mann etwas über angebliche Männlichkeit und beleidigt selbstbewusste Frauen“, schildert Marietta Eder, Geschäftsführerin von ver.di Schweinfurt. Dieser Mann sitzt seit 2019 im Europäischen Parlament, eine weitere Amtszeit des aktuellen Spitzenkandidaten gilt es für ihn und seinesgleichen zu verhindern. Darin waren sich die Gewerkschaftlerinnen, insbesondere mit Blick auf die politischen Forderungen der rechtsaußen Partei einig.

Kathi Petersen zeigte in ihrem Vortrag deutlich auf, wofür Gewerkschaftsmitglieder kämpfen. „Natürlich für ein selbstbestimmtes Leben der Menschen, natürlich für gerechte Löhne für alle, für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und ein sicheres soziales Netz durch gerechte Steuern“, so Kathi Petersen. Dagegen kämpfen Antifeministen für Strukturen, die Frauen benachteiligen. „Eine Frau sei nur, wer vier Kinder bekomme, sich um ihre Betreuung kümmere und den Haushalt versorge“, fasst Petersen das Programm zusammen. Doris Berz und Ingrid Then erinnerten sich daran, dass bis 1977 Ehemänner die Arbeitsverträge ihrer Frauen kündigen konnten. „Offensichtlich wollen Antifeministen genau in diese Zeit zurück. Oder noch schlimmer weitere fünfzig Jahre zurück“, sagte Doris Berz, Bezirksvorsitzende von ver.di.

In der Diskussion wurde deutlich, dass es hier um einen Machtkampf, ja einen Kulturkampf gehe. „Gleichzeitig werden die Forderungen häufig sehr lustig rübergebracht“, so Marietta Eder. Wenn Witze über das Gendern gemacht werden oder über Frauen als Objekte mit zu viel Schminke und falsche Klamotte, ist nicht auf den ersten Blick erkennbar welche Ziele verfolgt werden.“ Es handelt sich um Angriffe auf unsere freie Gesellschaft, damit auch auf Männer.

Besonders verheerend sei es, wenn Antifeminismus mit Rechtspopulismus einher gehe. In der Diskussion der Gewerkschafterinnen wurde dies am Beispiel Gewalt an Frauen besonders deutlich. Rechtspopulisten schüren Ängste, dass Frauen nicht mehr alleine auf die Straßen könnten. Die traurige Wahrheit sieht leider ganz anders aus. Dies machte Sabine Dreibholz vom Schweinfurter Frauenhaus deutlich: Nahezu alle Frauen kennen die Gewalttäter aus dem eigenen Sozialraum. Oftmals könne der Mann sich nach außen gut darstellen, so dass Familie, Freunde oder Kollegen den Frauen nicht glauben bzw. die Gewalt bagatellisieren oder relativieren. Sie stehen viel zu häufig allein da

Es sind die eigenen Männer, der Onkel oder „gute Freunde“. Das Fürchterliche daran ist nicht nur die Gewalt selbst. Den Frauen werde von Familie, Freunden oder Kollegen nicht geglaubt. Sie stehen viel zu häufig alleine da.

„Aufklärung ist jetzt umso wichtiger. Laut werden gegen Antifeministen und die Gefahren von rechts“, appellierte Kathi Petersen. Einig war sich die Runde abschließend: wir haben schon so viele Erfolge erzielt, machen wir weitere Sprünge nach vorne – wir alle brauchen das.

Foto: Ingrid Then