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"Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein!" Und kein persönliches Schuldbekenntnis gegenüber den Betroffenen von Pfarrer H.

Erste Stellungnahme von Wir sind Kirche zur heutigen Erklärung von Joseph Ratzinger und seinen Anwälten

München / Rom: Der heutige Brief von Joseph Ratzinger, der immer noch als Papst unterschreibt, und die Verteidigungsschrift seiner Anwählte bringen eigentlich nichts Neues. Ratzinger sieht sich selber immer noch als Opfer, das in "übergroße Schuld hineingezogen" wurde. Und er ist immer noch nicht bereit, zu der nichtdelegierbaren Gesamtverantwortung zu stehen, die ein Bischof hat. Dass er immer noch nicht bereit ist, gegenüber den Betroffenen des Pfarrers H./X. ein persönliches Schuldbekenntnis zu leisten, ist äußerst bedauerlich und wird auch viele seine Anhänger enttäuschen.

In der Bibel heißt es, Eure Rede sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel. Ob gelogen, die Unwahrheit gesagt oder nichts gewusst. Auch wenn es nur ein Fehler eines Mitarbeiters gewesen sein mag, dass die Anwesenheit von Kardinal Ratzinger bei der Ordinariatssitzung im Januar 1980 in der ersten Stellungnahme vom Dezember 2021 zunächst geleugnet wurde, es geht um sehr viel mehr: Es geht um die Glaubwürdigkeit kirchlicher Verantwortungsträger. Es zeigt aber auch den Richtungskampf zwischen dem Doppelpontifikat Johannes Paul II./Benedikt XVI. und Franziskus.

Sicher hat Ratzinger mehr gegen sexualisierte Gewalt getan, als sein Vorgänger Johannes Paul II. Aber als Chef der Glaubenskongregation in Rom hat Ratzinger im Jahr 2001 die Straftaten in diesem Bereich weltweit unter das »päpstliche Geheimnis« gestellt und alle Fälle nach Rom geholt. Man kann das auch systematische Vertuschung und Strafvereitelung nennen. Erst 2010 hat Ratzinger die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden zugelassen. Erst Papst Franziskus hat das »päpstliche Geheimnis« aufgehoben.

Wir sind Kirche begrüßt es, dass Kardinal Friedrich Wetter, Ratzingers Nachfolger als Müncher Erzbischof von 1982 bis 2008, sich zu seiner nichtdelegierbaren Verantwortung als Erzbischof bekannt hat. Kardinal Reinhard Marx, der 2010 das erste Münchner Gutachten in Auftrag gegeben hatte, das bis heute unveröffentlicht ist, sollte möglichst umgehend abschließend und genau erklären, wie sein Wissenstand bezüglich der Causa Ratzinger war und heute ist.

Foto: by Wir sind Kirche