Frauen verdienen in der EU im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen rund 16 Prozent weniger Gehalt. Sie arbeiten also 59 Tage im Jahr umsonst, wenn man ihr Gehalt mit dem ihrer männlichen Kollegen vergleicht. Am 3. November erinnert die Europaabgeordnete Kerstin Westphal (SPD) deshalb an diese Lohnlücke. Ab diesem Tag verdienen Frauen symbolisch für den Rest des Jahres kein Geld mehr. „Diese Ungerechtigkeitslücke muss endlich weg“, betont Westphal. „Wir brauchen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, findet sie.
Frauen arbeiten häufiger im Niedriglohnsektor und tragen in Familien die Hauptlast bei der Kinderbetreuung. Darunter leidet der Verdienst, später drohen dadurch außerdem Lücken in der Rentenversorgung. „Altersarmut ist vor allem weiblich“, berichtet Westphal, die auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) im SPD-Unterbezirk Schweinfurt-Kitzingen ist.
Europaweit beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im Schnitt 16,2 Prozent, in Deutschland liegt sie höher, bei 21,5 Prozent. „Dass ein reiches Land wie Deutschland den drittletzten Platz in puncto Lohngleichheit in Europa einnimmt, ist schlimm“, so Westphal. Sie fordert zum Beispiel eine Aufwertung der Pflegeberufe, „damit könnten wir mehrere Probleme auf einmal lösen.“
Weniger Lohn, längeres Leben, mehr Armut
Das Armutsrisiko für Frauen über 65 Jahre betrug in der EU zuletzt 22 Prozent, im Vergleich zu 16 Prozent bei den Männern. Um als Frau in Europa die gleiche Bezahlung und Rente wie ein Mann zu erhalten, müsste sie in Deutschland bis zu zehn Jahre früher anfangen oder zehn Jahre länger arbeiten als ihr männliches Pendant, rechnet der AsF-Bundesverband vor.
„Deshalb fordern wir immer wieder: endlich - gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit! Denn Frauen sind mehr Wert und diese Ungleichbehandlung muss endlich ein Ende haben“, ergänzt die Vorsitzende der AsF Unterfranken Ursula Kirmeier.
„In der EU ist direkte und indirekte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts verboten, aber diese Lohnlücke besteht tatsächlich in jedem europäischen Land, sie ist nur unterschiedlich groß“, bemängelt Westphal. Die EU-Kommission hat deswegen einen Aktionsplan zur Bekämpfung dieses lohnspezifischen Lohngefälles angeschoben. Er sieht etwa eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Familien vor.