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Evakuiert Moria - Jetzt!

Die Seebrücke Würzburgkündigt für Donnerstag, den 23. April, eine Mahnwache an. Von 17 bis 19 Uhr wird sie am Oberen Mainkaiunter dem Motto "Verteidigung der Menschenrechte in Europa und an den europäischen Außengrenzen - auch in Zeiten von Corona" demonstrieren. Das ist die erste öffentliche Versammlung seit Beginn der Corona-Maßnahmen in Würzburg. Die Mahnwache findet unter bestimmten Auflagen der Stadt Würzburg zur Gewährleistung des Infektionsschutzes statt:Die maximale Teilnehmer*innen-Zahl ist auf 20 begrenzt. Mit diesem politischen Protest möchte die Seebrücke Würzburg ein deutliches Zeichen setzen, dass trotz - oder gerade wegen - der aktuellen Krise Europa zu den Menschenrechten stehen muss.

 

Gestern, am Mittwoch den 22. April, blockierten erneut hunderte verzweifelte Geflüchtete in Moria den Eingang des Lagers, um auf ihre dramatischeSituation aufmerksam zu machen.Vor wenigen Tagen sendeten sie ein Hilfegesuch an verschiedene Staats- und Regierungschefs. "Wir brauchen Europa, um zu überleben!" Ein Ausbruch des Virus im Lager wäre "wie ein Todesurteil" für Alte, Kranke und andere schutzbedürftige Personen.

 

Seit Wochen machtauch die Seebrücke auf die katastrophale Situation in dengriechischen Flüchtlingscamps aufmerksam unter dem Hashtag LeaveNoOneBehind. Bisherige Protestaktionen der Seebrücke, unter anderem in Berlin oder Hamburg,wurden von Polizei und Ordnungsamt teilweise gewaltsam unter dem Vorwand des Infektionsschutzes unterbunden. Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts bestätigt: Es gilt kein allgemeines Demonstrationsverbot. Daher hat sich die Seebrücke Würzburg dazu entschlossen, diesen Donnerstag in Würzburg eine Mahnwache abzuhalten. "Wir werden in einem Abstand von 1,5 Metern und mit gängigem Mund-Nasen-Schutz protestieren und fordern, dass die überfüllten Lager sofort evakuiert werden. Die Geflüchteten haben keine Möglichkeit, sich vor der Pandemie zu schützen", sagt Cindy Peter von der Seebrücke Würzburg.

 

"Die Situation in den europäischen Lagern - ob in Griechenland, Ungarn oder Serbien - ist katastastrophal. Tausende Menschen leben auf engstem Raum ohne Zugang zu elementarer Hygieneversorgung. Ein Infektionsschutz ist unter solchen Zuständen unmöglich. Das bedeutet in Zeiten der Coronakrise eine ernstzunehmende Gefährdung von Menschenleben. Europa und die Bundesrepublik Deutschland können nicht länger tatenlos zusehen. Wir haben die humanitäre Verpflichtung, diesen Menschen Schutz zu gewähren", sagt Julian Höfner von der Seebrücke Würzburg. Alleine im Camp Moria, das für 3000 Menschen ausgelegt wurde, sind inzwischen 20.000 Menschen untergebracht. Unter diesen Umständen ist Social Distancing und Händewaschen unmöglich. Angesichts dieser Zahlen ist die vom Bundestag bewilligte Aufnahme von 50 Kindern verschwindend gering. "Wir können in Anbetracht dieser Situation nicht demonstrieren. Wir fordern die Politik auf, einen substanziellen Beitrag zu leisten. Deutschland hat die Möglichkeit, mehr Menschen Schutz zu bieten, zahlreiche Städte haben sich bereit erklärt, Menschen aufzunehmen. Die Aufnahme von 50 Kindern kann und darf deshalb nur ein Anfang gewesen sein", so Thomas Palmai von der Seebrücke Würzburg.

 

Die Seebrücke Würzburg ist ein zivilgesellschaftlicher Ableger einer bundesweiten Bewegung. Sie ist ein breites Bündnis aus kirchlichen, sozialen und politischen Gruppen und Organisationen, die sich für Menschen auf der Flucht, die Entkriminalisierung der Seenotrettung und für sichere Fluchtwege einsetzen. Gegründet wurde die Seebrücke Würzburg im Februar 2019.