- Würzburg -
Das Gebäude D20 des Uniklinikums Würzburg – die ehemalige Medizinische Klinik aus dem Jahr 1921 – soll ab dem Herbst 2022 umgebaut werden. Ziel ist es, nach Fertigstellung das Anatomische Institut aus der Würzburger Innenstadt hierher, auf den Luitpold-Campus im Stadtteil Grombühl, zu verlagern. Zu den dafür erforderlichen Maßnahmen gehört der Abbruch des einstigen Zentrallabors der Klinik, das sich im Innenhof des Gebäudes befindet. Der Labortrakt aus den frühen 1980er Jahren liegt größtenteils unter der Erde. Ein Teil des Daches dient als Parkplatz, der Rest ist intensiv begrünt. Eine aufmerksame Ärztin des Klinikums teilte vor etwa zwei Jahren dem für die Baumaßnahme verantwortlichen Staatlichen Bauamt Würzburg mit, dass sich unter den Pflanzen des Gründaches auch geschützte Orchideen befänden. Und tatsächlich: Die daraufhin vom Bauamt eingeschaltete Diplom-Biologin Renate Ullrich vom Würzburger Umweltbüro Fabion bestätigte ein Vorkommen der heimischen Orchideenart Bienenragwurz (lateinisch Ophrys apifera).
Bienenragwurz stark gefährdet
„Die Bienenragwurz ist nach der Bundesartenschutzverordnung gesetzlich besonders geschützt. Die Rote Liste gefährdeter Gefäßpflanzen führt sie bayernweit als ‚stark gefährdet‘ und regional als ‚gefährdet‘“, schildert Ullrich und fährt fort: „Eine Umsiedlung dieser Pflanzen vor Beginn der Baumaßnahme ist nach Gesetzeslage zwar nicht verpflichtend, aufgrund der starken Gefährdung und der großen Außenwirkung von Orchideen allerdings ratsam.“
Das Staatliche Bauamt Würzburg folgte diesem Rat und beauftragte im nächsten Schritt die Biologin mit der Markierung der Orchideen. Ende Februar 2022 stattet sie jede der zu dieser Jahreszeit recht unscheinbaren Blattrosetten mit einem Holzstäbchen aus. Am Ende fanden sich auf dem rund 480 qm großen Areal 191 der schützenswerten Pflanzen.
An einen „geheimen“ Ersatzstandort gebracht
Mitte März rückten dann Beschäftigte eines Gartenbauunternehmens an, die die Bienenragwurze behutsam ausgruben und an einem vorher für die Knollengeophyten speziell hergerichteten Ersatzstandort wieder einpflanzten. „In den kommenden Monaten werden die Gärtnerinnen und Gärtner zudem das Anwachsen durch eine extensive Pflege weiter unterstützen“, weiß Renate Ullrich. Der neue Standort der Schützlinge wird bewusst nicht veröffentlicht, da es leider immer wieder rücksichtslose Zeitgenossen gibt, die geschützte wilde Orchideen ausgraben, um sie in ihren Garten zu setzen oder zu verkaufen.
Behutsamer Umgang auch mit der historischen Bausubstanz
Nach dem Abbruch des ehemaligen Zentrallabors werden im Innenhof zwei kleinere Gebäude für die Haustechnik des Anatomischen Instituts errichtet. Bei dem ansonsten denkmalgeschützten Gebäude D20 bleibt die historische Bausubstanz soweit wie möglich erhalten. Das betrifft vor allem die im Neobarock gestalteten Fassaden und die durch Jugendstilelemente geprägten Treppenhäuser.