WÜRZBURG
Anlässlich des
bayernweiten GEW-Aktionstages „Tarifverhandlungen? #DasGEWinnenwir!“
https://www.gew.de/dasgewinnenwir/forderungen <https://www.gew.de/dasgewinnenwir/forderungen>
am Mittwoch, 17. November In Würzburg
übermittelt Jörg Nellen (Geschäftsführer des Bezirksverbandes Unterfranken der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) die „ungehaltene Rede“ der kommissarischen GEW-Bezirksvorsitzenden, der Aschaffenburger Studienrätin im Förderschuldienst und Personalrätin Monika Hartl:
Kitas, Schulen, Uni: "ausgebeutet und vernachlässigt"
GEW-Vorsitzende Monika Hartl mit „ungehaltener Rede“ am Aktionstag zum Tarifkonflikt
„Unser Kinder sind das wichtigste, das wir haben!“, „Bildung ist das wichtigste, das wir haben!“ „Wir tun alles, damit in der 4. Welle der Pandemie die Schulen weiter offen bleiben!“….
Solche Sätze lesen sich als Schlagzeile immer gut - aber was steht dahinter? Wenn Kinder das Wichtigste sind, warum gibt es dann so viel Kinderarmut? Warum ist der Geldbeutel der Eltern immer noch ausschlaggebend für den Bildungserfolg unserer Kinder?
KiTa und Schulen: katastrophale Situation
Wenn Bildung das wichtigste ist, warum haben wir dann eine so katastrophale Situation an Kitas, Schulen und Uni? Wo sind all die Erzieher:innen und Lehrer*innen, um das Wichtigste zu vermitteln? Warum haben wir so viele Unterrichtsausfälle, so viele Ersatzpersonen, die im Unterricht stehen, aber keine Lehrer*innen, kein Fachpersonal sind? Wo sind sie, die Kitas, Schulen und Unis, die wirklich inklusiv arbeiten, die auf einzelne Bedürfnisse eingehen, wo Inhalte fachlich und pädagogisch vermittelt werden?
Zu geringe Bildungsausgaben
Wir haben uns heute hier versammelt, um Kitas, Schulen und Uni zu zeigen, wie sie sind: ausgebeutet und vernachlässigt! In Bayern heißt es gerne: wir sind die Besten, Mia san mia und ohnehin unfehlbar. Aber dass wir auch geizig sind, das sagt man besser nicht. Weltweit belegen wir den Rang 70 mit lediglich 4,8% des BIP. Viele Länder mit höherem BIP wie die Schweiz oder Norwegen oder Dänemark geben prozentual mehr Geld für die Bildung aus. In realen Zahlen gemessen sind das pro Grundschulkind in Deutschland etwa 10.000 US $, Luxemburg stellt über 21.000 US$ pro Primarschüler*in zur Verfügung, Norwegen verweist auf über 14.000 US$ pro Grundschulkind.
Lehramt studieren?
Bei den jetzigen Verhältnissen ist es kein Wunder, dass kaum mehr jemand Lehramt studieren will: Überstunden ohne Ende während des Schulzeit (ich spreche hier von einer guten 50 Stunden + Woche!), enorme Heterogenität bei den Schüler:innen, eine immer größer werdende Zahl von sozial auffälligen Kindern, kein Gesundheitsschutz für das Personal.
Viren einatmen
Wer von den Politiker:innen möchte da mit uns tauschen: auf engstem Raum mit über 20 Kindern, 1eine Stunde meistern, dann zum Stundengong die Klasse wechseln, die nächste Klasse mit all ihren Viren einatmen. Bis zur Mittagspause hat so manch Lehrkraft 100 Kinder direkt um sich gehabt, der vorgeschriebene Mund-Nasen-Schutz ist hier oft nur warm ohne Wirkung.
Raumlüfter?
Lüften Sie mal alle 20 Minuten - ich weiß wovon ich rede - mit FFP2 Maske und 6 Stunden, das ist echt kein Spaß! Aber immerhin haben einige Städte und Landkreise in Unterfranken Raumluftfilter angeschafft, Würzburg gehört nicht dazu.
Mangelnde gesellschaftliche Anerkennung
Wir tun alles - oder wie war das nochmal?? Gesellschaftliche Anerkennung kann sich immer unterschiedlich ausdrücken, Gehalt ist hier aber ein wesentlicher Gesichtspunkt. Die derzeitige Tarifrunde im TV-L fordert 5% mehr Lohn. Bei einer Steigerung der Lebenshaltungskosten bei gleichzeitige Inflation im selben Umfang bleibt da kaum ein reales Plus!
Ziel für Kinder
Aber wir fordern auch: gebt alles, dass unsere nächste Generation wieder Lust auf Lehramt hat! Gebt uns flexiblere Modelle, gebt uns gute Rahmenbedingungen - und wir geben euch unsere Zeit - Zeit für eure Kinder - und Zeit für unsere nächste Generation, die auch im Bereich Klima vor großen Aufgaben steht!
Mit kollegialen Grüßen
Jörg Nellen
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