Der komm. unterfränkische GEW-Bezirksvorsitzende Jörg Nellen sieht in der medialen Diskussion um die Maskenpflicht die Gefahr eines Ablenkungsmanövers. „Keine Betriebsärzte für Schulen, unsinnige Strafandrohungen und das Piazolo-Paket mit Lehrkräftemangel, das sind die waren Probleme.“
Ein Erzieher beklagte: "Mund-Nasen-Schutz nervt in der täglichen Arbeit, unterschiedliche Interpretationen, wann eine getragen werden muss und wann nicht. Lockerung führt eher dazu, die Maske weniger anzuwenden, auch bei Eltern.“ Im bfz bestand schon seit Pfingsten maskenpflich im unterricht. Die Maskenpflicht muss also einheitlich geregelt werden. In KiTas, Grund- und Förderschulen werde die Maskenpflicht als unpädagogisch empfunden. Da dürfe es kein „vielleicht“ geben: Masken bis zum Sitzplatz im Klassenzimmer seien unabdingbar. „Ich wäre sogar für eine 100% Maskenpflicht in den ersten vierzehn Tage: nervig, aber sicherer.“, so Nellen. Alternativ müssten die Kleinsten eben wieder zu Hause bleiben. „Das will niemand."
Doch die wahren Probleme im Gesundheitsbereich lägen woanders. „Schulen haben keinen Betriebsärzte.“, so Nellen. Obwohl seit 1999 vorgeschrieben, dass alle staatlichen Betriebe einen Betriebsarzt haben müssten, verschleppe die Staatsregierung deren Einführung für Schulen konsequent. Das führe zu absurden Situationen: Schulleiter*innen müssten entscheiden, ob sie sich bei Krankheitssymptomen in der Schule an das Gesundheitsamt wendeten oder es laufen ließen. Die Masernimpfpflicht für ab 1970 geborene Lehrkräfte müssten Schulleitungen überprüfen, dokumentieren und gegebenenfalls sanktionieren, sonst drohten 2500 EUR Bußgeld. Lehrkräfte, die wegen Quarantäne nach der Rückkehr aus Risikogebieten ausfielen, müssten mit Gehaltskürzungen rechnen. „So blöd ist niemand. Die Drohung ist eine herrschaftliche Geste, die niemand im Schulsystem jetzt braucht.“
Lehrkräfte in Grund- und Mittelschulen arbeiten seit sieben Jahren an der Belastungsgrenze. „Das ist dem Lehrkräftemangel geschuldet.“ Das Kultusministerium habe im Benehmen mit dem Finanzministerium jetzt die Daumenschrauben angezogen: verlängerte Lebensarbeitszeit, eine Wochenschulstunde mehr und eine hohe Mindest-Teilzeit hätten viele Lebenspläne massiv gestört. „So geht man mit Kolleg*innen nicht um. das Piazolo-Paket muss zurückgenommen werden.“ Die Bildungsgewerkschaft setzt sich nachhaltig für Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen - und in der laufenden Tarifrunde - für Gehaltsanpassungen ein.