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Große Herausforderungen für den Frankenwein

Kitzingen/Repperndorf --- Am 3. April hatte die Gebietswinzergenossenschaft (GWF) Franken in Kitzingen zu einem Gespräch gebeten. Vorstandsvorsitzender Andreas Oehm und sein Stellvertreter Herr Martin Geißler, geschäftsführender Vorstand Cornelius Lauter und Aufsichtsratsmitglied Herbert Volkamer begrüßten in der Vinothek Landrätin Tamara Bischof und den Landtagsabgeordneten Felix von Zobel.

Die GWF Franken ist eine 1959 gegründete Genossenschaft, in welcher sich zwischen Spessart und Steigerwald, Saaletal und Tauberfranken zur Zeit 860 Winzer zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, die sich der Qualität, der Tradition und der Innovation verpflichtet fühlt. So werden denn auch GWF-Weine in nationalen und internationalen Wettbewerben regelmäßig ausgezeichnet. In Kitzingen werden dabei rund 10.000 Flaschen / Stunde bzw. bis zu 100.000 Flaschen / Tag abgefüllt.

Trotz der beeindruckenden Zahlen steht der heimische Weinbau und insbesondere die Vermarktung der Qualitätsprodukte vor großen Herausforderungen. Nicht nur der Klimawandel mit der zunehmenden Trockenheit und damit der Notwendigkeit zu verstärkter Bewässerung und die veränderten Jahreszeiten machen den Winzern zu schaffen. Auch zunehmende Bürokratie mit ausufernden EU-Vorschriften ist den Winzern ein Dorn im Auge. Dies betrifft auch die Hürden bei der Vermarktung. Hierbei könnte der Freistaat Bayern helfen, wenn er die Ausgestaltung der EU-Regeln bzgl. Ausbezahlung von Fördermitteln ändern würde, so die GWF-Vertreter. Als gelernter Landwirt hat Felix von Zobel hier größtes Verständnis. „Mehr Pragmatismus und Flexibilität könnte vieles erleichtern und ermöglichen bzw. positiv verändern,“ so von Zobel. Dadurch stünden dann auch, wie Andreas Oehm betont, mehr dringend notwendige Mittel für Werbung und Vermarktung zur Verfügung.

In der Unternehmenspräsentation wurde nicht nur die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung des Weinbaus in Franken deutlich, sondern auch, dass dieser ein bedeutendes, landschaftsprägendes Kulturgut ist – und damit auch ein entscheidender Faktor für den Tourismus. „Ohne die Weinberge, insbesondere entlang des Mains, und den Wein an sich, würde etwas ganz Wichtiges, Identitätsstiftendes fehlen. Das gilt für das Selbstverständnis unserer Bevölkerung, genauso wie für den Tourismus als wichtigen Wirtschaftszweig. Wir brauchen den Frankenwein!“ ist Landrätin Tamara Bischof fest überzeugt.

Insbesondere die Vermarktung bereitet der GWF Sorgen, da der Gesamtumsatz deutlich zurückgegangen ist. Die Ursachen sind zum einen die massiven Preiserhöhungen, vor allem bei Energie- und Materialkosten, was die Weine automatisch teurer macht, zum anderen die immer stärker werdende ausländische Konkurrenz, die den deutschen Markt mit Billigweinen überschwemmt. „Frankenwein wird so mehr und mehr zum Luxusgut“, resümiert Andreas Oehm. Deshalb brauche der fränkische Weinbau dringend mehr Kapital und eine starke Vernetzung unter allen Akteuren. Die Vision ist dabei die Schaffung eine Dachmarke, welche die Stärken Frankens bündelt und effizient vermarktet.

Was kann die Politik hierzu beitragen? Neben dem Abbau von Bürokratie, der bereits angesprochenen flexibleren Handhabung von EU-Mitteln, um Mittel für die Vermarktung zur Verfügung zu stellen, sollte auch der Bereich Tourismus stärker gefördert werden – auch, um der regionalen, kulturstiftenden und landschaftsprägenden Bedeutung des Weinbaus gerecht zu werden. – Um die Problematik und Lösungsmöglichkeiten weiter zu diskutieren und zu vertiefen, wurden eine Führung durch die beeindruckenden Abfüll- und Kelleranlagen und weitere Gespräche, zu der weitere Akteure eingeladen werden sollen, vereinbart.

BU: ​​​​​​​V.l.n.r.: Cornelius Lauter, Herbert Volkamer, Tamara Bischof, Felix von Zobel, Andreas Oehm, Martin Geißler