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Grüne zeigen Perspektiven für die gute Kita in Bayern auf

Grüne Mandatsträger*innen in Würzburg im Gespräch zur Situation der Kinderbetreuung in Bayern

Würzburg

„Perspektiven für die gute Kita“ so lautete der Titel eines Gesprächsabends, zu dem der Ortsverband Frauenland von Bündnis 90/Die Grünen am vergangenen Mittwoch Fachpublikum und Interessierte in den Festsaal der Waldorfschule Würzburg eingeladen hatte. Neben der Moderatorin Bezirksrätin Christina Feiler sowie den Würzburger Stadträt*innen Barbara Lehrieder und MdL Patrick Friedl gab der Sprecher für kommunale Fragen und frühkindliche Bildung der grünen Landtagsfraktion Johannes Becher aus Moosburg am Inn Einblicke in die aktuelle politische Lage im Vorschulbereich. Christina Feiler begrüßte die Anwesenden und skizzierte die aktuelle Situation, mit einem steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen bei gleichzeitig sinkenden Zahlen an Fachkräften. Feiler: „Wachsende Bürokratie und Personalschlüssel, die im Alltag keinen Ersatz vorsehen, sind es, die den Leitungen und Mitarbeitenden in den Kitas das Arbeiten schwer machen. Wenn dann noch der Wunsch nach Inklusion kommt, gerät das System an seine Grenzen.“

Die Vorsitzende des Ortsverbandes Frauenland Barbara Lehrieder lenkte in ihrer Begrüßung zunächst den Fokus auf die Situation in Würzburg und machte auf den enormen Sanierungsbedarf aufmerksam, der bei den Kindertagesstätten (kurz Kitas) in der Stadt bereits jetzt vorhanden bzw. in den kommenden Jahren noch zu erwarten ist. „14 Standorte in Würzburg sind 25 Jahre oder älter“ erklärte die Kommunalpolitikerin. Da der Sanierungsbedarf nicht zeitnah zu bewältigen sei, werde der Schwerpunkt in der Stadt Würzburg 2023 auf Neubauten gelegt.

Ihr Stadtratskollege MdL Patrick Friedl lobte die „großartige Arbeit, die das Fachpersonal in den Kitas Tag für Tag leistet und den Kindern damit Freude an Bildung vermittelt“. Andererseits warnte er vor einer Abwärtsspirale beim Fachkräfteanteil in der frühkindlichen Betreuung. „Pädagogische Ergänzungskräfte können helfen, eine akute Personalknappheit zu bewältigen. Langfristig sind sie jedoch bei allem lobenswerten Einsatz kein vollständiger Ersatz für umfassend ausgebildetes pädagogisches Fachpersonal.“ Für Friedl wird in den kommenden Jahren eine zentrale Frage sein, ob es gelingt, junge Menschen als Nachwuchskräfte für den Kita-Bereich zu motivieren.

 

Friedls Landtagskollege Johannes Becher untermauerte dies in seinem Vortrag. „Wir müssen in den nächsten Jahren mehr Fachkräfte qualifizieren und wir müssen die Rahmenbedingungen so ändern, dass das vorhandene Fachpersonal auch weiter in der frühkindlichen Bildung arbeiten möchte.“ Weiterhin betonte er, dass die Schere in der Bildung zwischen den Kindern bereits ab der Geburt auseinandergehe. „Die ersten sechs Jahre sind für die Entwicklung eines Kindes von größter Wichtigkeit. Die Familien und die Qualität der Kitas und der Tagesbetreuung spielen dabei eine zentrale Rolle. Hier werden die Grundlagen für das spätere Leben, sowie für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit gelegt.

In der Diskussion mit dem zahlreich anwesenden Fachpublikum wurde deutlich, dass die Arbeitsbedingungen in den Kitas sehr unterschiedlich sind und einige bereits am Limit arbeiten. Eine Entwicklung zu immer größeren Gruppen und Experimenten mit nicht qualifizierten Kräften führen zu weiteren Belastungen und verschärfen dabei dauerhaft das Problem des Personalmangels.

Es ist dringend geboten mit einem Dreiklang aus verbesserten Arbeitsbedingungen, einer attraktiveren Ausbildung und der Nutzung von Potentialen durch Quereinstieg oder Anerkennung von ausländischen Abschlüssen substanziell in die frühkindliche Bildung zu investieren. Auch die Rahmenbedingungen für die Tagespflege müssen verbessert werden in Bezug auf die Entlohnung, die Qualitätsentwicklung, die Vertretungsstrukturen im Krankheitsfall und mehr Stellen für die Fachberatung.

Mit dem Ganztages-Rechtsanspruch im Grundschulbereich werden die Herausforderungen bei der Personalgewinnung für die Kommunen und die Träger nicht kleiner, so Becher. „Die Grünen haben dazu eine ganze Reihe an substanziellen Vorschlägen, die jedoch bislang am Widerstand des CSU-geführten Sozialministeriums scheitern. Die Kitas und die Tagespflege müssen in der Politik endlich die Priorität bekommen, die sie verdienen,“ fordert Johannes Becher.

Im Bild von links: Johannes Becher - MdL, Barbara Lehrieder - Stadträtin, Christina Feiler - Bezirksrätin, und Patrick Friedl - MdL und Stadtrat