Würzburg. Die Forschung in der Allgemeinmedizin durch Kooperationen von hausärztlichen Praxen und der universitären Allgemeinmedizin in Bayern zu fördern, das ist das große Ziel des Bayerischen Forschungsnetzes in der Allgemeinmedizin, kurz BayFoNet. „Das heißt, wir wollen Forschungsfragen aus der ambulanten Versorgung zusammen mit den Praxen untersuchen, die Forschungserkenntnisse zeitnah und zielgruppenspezifisch in die Regelversorgung transferieren, den hausärztlichen Nachwuchs in die Forschung integrieren und dazu befähigen, eigene Forschungsideen zu entwickeln und umzusetzen und schließlich die Bürgerinnen und Bürger am Forschungsprozess beteiligen“, erklärt die Projektleiterin und Sprecherin Prof. Dr. Ildikó Gágyor vom Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg.
BayFoNet wird seit dem Jahr 2020 für insgesamt fünf Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben den Universitätskliniken Erlangen und Würzburg, dem Klinikum der Universität München und dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München gehört seit November 2022 auch das Institut für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Augsburg zum BayFoNet. Beim Beiratstreffen in der vergangenen Woche in Würzburg zogen die Vertreterinnen und Vertreter der fünf beteiligten bayerischen Institute für Allgemeinmedizin Zwischenbilanz.
Mehr als 100 Mitgliedspraxen zertifiziert
Inzwischen haben mehr als 200 hausärztliche Praxen ihr Interesse an einer Teilnahme am BayFoNet angemeldet. 118 Praxen von ihnen haben bereits alle Akkreditierungskriterien erfüllt und ein BayFoNet-Mitglieds-Zertifikat erhalten. In zwölf regionalen Ideenwerkstätten brachten knapp 40 Hausärztinnen und Hausärzte ihre Expertise bei der Entwicklung und Durchführung von Studien ein. Eine erste, von Hausarztpraxen selbst initiierte und entwickelte Studie steht kurz vor dem Start. Aktuell werden zwei Pilotstudien zur Mikroskopie beim unkomplizierten Harnwegsinfekt sowie zur Implementierung eines Online-Schulungsprogramms für Menschen mit Asthma durchgeführt, die zur Prüfung der Funktionalität des Netzwerkes dienen sollen. Daneben werden an den fünf Standorten 14 weitere Studien durchgeführt, welche auf die Infrastruktur zurückgreifen. Daraus sind jeweils 16 wissenschaftliche Publikationen und Tagungsbeiträge entstanden.
Bürgerinnen und Bürger werden am Forschungsprozess beteiligt
Ein besonderes Augenmerkt wird im BayFoNet auf die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und hausärztlichen Praxisteams gelegt. Knapp 50 Personen aus der Bevölkerung konnten bisher gewonnen werden, sich in einer der 18 stattgefundenen Bürgerforen und Bürgerbeiräten einzubringen. Wer an der Forschung Interesse hat und mithelfen möchte, wissenschaftliche Untersuchungen so zu gestalten, dass diese auch nachvollziehbar sind, ist herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Informationen liefert die Webseite www.bayfonet.de.
„Patienten finden es toll, wenn sich die Praxis für die Wissenschaft interessiert“
Des Weiteren möchten sich die Netzwerkpartner in den nächsten zwei Jahren dem Thema der Datenverarbeitung widmen. Wie innerhalb des Netzwerkes gilt auch hier, dass ohne Vertrauen kein Austausch erfolgen kann. Dabei gilt es zu klären, welche Daten auf bayerischer, aber auch nationaler Ebene zu welchen Zwecken standardisiert erhoben und geteilt werden sollen und wie eine technische Umsetzung konkret aussehen kann.
Erste Ergebnisse der Prozessevaluation weisen darauf hin, dass die hausärztlichen Praxisteams durch ihre Mitgliedschaft im BayFoNet, ihre aktive Mitwirkung und Vernetzung eine Stärkung der Allgemeinmedizin erleben. Zudem sehen sie es als berufliche Entwicklung sowie Fortbildungsmöglichkeit für das Praxispersonal an. „Die Patienten finden es toll, wenn sie merken, dass sich die Praxis für die Wissenschaft interessiert. Das wertet meine Praxis auf", so eine Rückmeldung eines Hausarztes.
„Wir sind auf einem sehr guten Weg“, freut sich Ildikó Gágyor und dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz, generell im BayFoNet und konkret beim zweitätigen Beiratstreffen. Wichtige Impulse und Rückmeldungen beim Treffen in der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in Würzburg kamen von den Beiratsmitgliedern Prof. Frank Sullivan von der University St. Andrews, Prof. Alena Buyx von der TU München sowie Prof. Klaus Berger von der Universität Münster. Die Prodekanin der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg, Prof. Katrin Heinze, sowie Prof. Dr. Thomas Ewert vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stimmten die Anwesenden mit Grußworten auf die Veranstaltung ein.
Kontakt
Für interessierte Hausarztpraxen, die Teil des BayFoNet werden möchten, steht Christian Kretzschmann als Ansprechpartner zur Verfügung unter E-Mail: Kretzschma_C@ukw.de oder Tel: 0931 201 47808. Weitere Informationen finden Sie unter www.bayfonet.de